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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1.1887

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Nr. 5
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Höcker, Paul: Gefechtsschiessen auf einem deutschen Panzerschiffe
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Löwith, Wilhelm: Der Improvisator
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https://doi.org/10.11588/diglit.48045#0062

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MODERNE KUNST.

XXXV.
GEFECHTSSCHIESSEN
AUF EINEM
DEUTSCHEN PANZERSCHIFFE.

VON
PAUL HÖCKER.

as moderne Leben in allen seinen interessanten Erschei-
nungen zu schildern, ist mit Recht das Streben der
jüngeren deutschen Maler geworden; von dem ewig
dieselben Motive darbietenden Genre des Familienlebens
sich abwendend, durchforschen sie die moderne Gesell-
schaft nach neuen Stoffen, die als charakteristische,
typische Erscheinungen für die Kultur - Entwicklung der
Neuzeit gelten können. Die Technik selbst, dieses schein-
bar poesielose Kind des neunzehnten Jahrhunderts, liefert
ihnen interessante Vor würfe, in demselben Masse, wie
dem Schriftsteller und Journalisten.
Paul Höcker, dessen „Gefechtsschiessen auf einem
deutschen Panzerschiffe“ eine malerische Darstellung der Wirkung ist, welche
die Anwendung der Technik auf das Militärwesen erzeugt, ist einer der
Wenigen deutschen Maler, welche das an Gefahren und Heldenthaten
gleich reiche Leben zur See schildern. Nicht dass Höcker einseitig
Marinemaler wäre, — er hat auch anderweitige Proben seines Talents
gegeben, — aber seine jenes Gebiet umfassenden Schöpfungen sind so
vollgültige Beweise seiner Meisterschaft und seines Verständnisses für
das militärische Seeleben, dass ein Fortschreiten auf dem Wege sehr er-
wünscht wäre.
Wie die meisten Schilderer, Verehrer und Lobspender des nassen
Elements entstammt Höcker dem Binnenlande; er ist am n. August 1854
zu Oberlangenau in der Grafschaft Glatz geboren. Am 1. October 1874
Eat er als Schüler in die Münchener Akademie ein, welche er im Früh-
jahr'1879 verliess. Im Jahre 1882 trug er den ersten Erfolg davon, er
erhielt auf der Bayerischen Landesausstellung zu Nürnberg die silberne
Medaille für ein holländisches Motiv: „Lesendes Mädchen“. Im Mai des-
selben Jahres besuchte Höcker Paris und ging dann nach Holland, von wo
auch er, wie so viele andere deutsche Künstler, neue Anschauungen mit
nach Hause brachte, die durch den freundschaftlichen Verkehr mit Piglhein,
Fritz von Uhde und Max Liebermann noch befestigt wurden Die künst-
lerischen Resultate der Reise verschafften dem Maler auf der Münchener
’nternationalen Ausstellung 1883 einen nicht unbedeutenden Erfolg. Das
eine Bild, ein Kind im Costüm der Provinz Zeeland darstellend, erhielt
die zweite Medaille und war eins der fünf Bilder, die damals für die Königl.
Neue Pinakothek erworben wurden. Ein zweites Bild erwarb S. Kgl. Hoheit,
Prinz Luitpold, der jetzige Prinz-Regent. Nach einer zweiten Reise nach
Paris und Holland kehrte Höcker im Januar 1884 nach München zurück,
Urn jedoch schon im Herbst 1884 endgültig nach Berlin überzusiedeln.
Sein Debüt in der Reichshauptstadt war ein äusserst glückliches, das in
Kiel gemalte Bild: „An Bord S. M. S. Deutschland“ fand allgemeinen Beifall.
Es folgten dann wieder einige Kinderbilder und holländische Genrescenen,
bis der Künstler 1886 zum zweiten Male sich der Darstellung des Bord-
Ebens widmete und sein prächtiges Bild: „Gefechtsschiessen auf einem
deutschen Panzerschiffe" malte. Die lobende Erwähnung, welche demselben
Von Seiten der Jury der Berliner Jubiläumskunstausstellung zu Teil wurde,
War eine wertvolle Anerkennung der Darstellungskunst Höckers, die durch
!hre Naturwahrheit und kraftvolle Originalität in hohem Maasse erfrischend
auf den Beschauer wirkt. Gegenwärtig ist der Künstler damit beschäftigt,
e'ne Ausstellung seiner Gemälde zu veranstalten, welche das lebhafte Inter-
esse der Kunstfreunde hervorrufen wird.


XXXVI.

DER IMPROVISATOR

VON

W. LÖWITH.

Meint ihr, ich liesse so leicht mich verdutzen,
Gilt es zu dienen mit zierlichem Reim ?
Jedem, per bacco, wag’ ich zu trutzen,
Sgricci und Gianni *),. sie sollten mir Stutzen,
Selbst dem Regaldi*) leuchtet’ ich heim.

anz aus dem Stegreif soll ich euch singen ?
Auf denn, versuchen wir’s — tamtaratam 1
Meinem Gefühl nach muss es gelingen,
Lässt doch der Vogel sein Bestes erklingen,
Steht es mit seinen Verhältnissen klamm.

Wehe, was frommt’ es mir, dass ich nach oben
Kühnlich gerichtet vor Zeiten den Blick?
Andere stets nur sah ich erhoben,
Selber indessen zurück mich geschoben
Immer vom tückischen, argen Geschick.


Eines ja fehlte mir, ach: Kapitalien,
Immer gebrach mir das leidige Geld!
Ohne Quattrini sind in Italien
Leider die schönsten Talente Lappalien,
Beut sich dem Genius nirgends ein Feld!
Sicherlich — furchtlos rühm’ ich mich dessen —
Wär’ ich ein Lumen, mit Orden besternt,
Könnte mit jedem Dottore mich messen,
Hätte mein Vater die Mittel besessen,
Dass ich das Lesen und Schreiben erlernt.

So jedoch musst’ ich im heimischen Pisa
Säubern den Studios Stiefel und Schuh’;
Ach, und der Stern meines Auges, Luisa,
Schön, wie die Welt wohl ein Mädchen noch nie sah,
Wandte sich einem der Glücklichen zu!
Von der unsäglichen Qual zu genesen,
Sagt’ ich Addio dem Heimatsland,
Diente bei Grafen und reichen Marchesen,
Nirgends indess bin ich lange gewesen,
Weil ich das Ding zu prosaisch fand.
Zeitungen hab’ ich dann ausgetragen,
Marionetten am Drahte regiert,
Ward von Turin bis Palermo verschlagen,
Kam in die hochnotpeinlichsten Lagen,
Aber ein Narr, wer kapitulirt!
Immerhin tauscht’ ich gar gern meine Rolle,
Freunde, mit eurem behaglichen Loos!
Friedlich auf solcher geruhigen Scholle
Hausen und sitzen wie ihr in der Wolle —
Santa Maria, das wäre famos!
Darauf muss ich nun freilich verzichten —
Teurer Padrone, wohlan, schenkt ein!
Werdet mich übrigens höchlich verpflichten,
Fordert ihr Klingendes weiter mit nichten
Für den vielleicht noch zu zechenden Wein!
PAUL SCHÖNFELD.
*■) Berühmte italienische Improvisatoren.
 
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