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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1.1887

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Nr. 4
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Epp, Rudolf: Frühling
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Uhde, Fritz von: "Komm Herr Jesu, sei unser Gast"
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MODERNE KUNST.


BILDERERKLÄRUNGEN.

XXIII.
—“MH3® FRÜHLING
VON
RUDOLF EPP.

XXIV.

„KOMM HERR JESU, SEI UNSER GAST“
VON
F. VON UHDE.


Rudolf Epp.

Die anmutige Frühlingsidylle Rudolf Epps
ist ein charakteristisches Beispiel für den bevor-
zugten Stoffkreis und die liebenswürdige Vor-
tragsweise des Künstlers. Wohl jeder Beschauer
wird aus demselben erkennen, dass es sich hier
um eine hervorragende Erscheinung auf dem
Gebiete des anspruchslosen, einfachen Genres
handelt, dem alle bisherigen Schöpfungen des
Malers angehören. Selbst ein Sohn des Volkes,
besitzt Rudolf Epp ebenso viel Liebe, wie feines
Verständniss für volkstümliche Gestalten und

Scenen und weiss namentlich das Leben in seiner süddeutschen Heimat in

Poetisch empfundenen Gemälden anschaulich zu schildern. Im Jahre 1834
als Sohn eines Zimmermalers zu Eberbach am Neckar geboren, ward er,
kaum der Schule entwachsen, gelegentlich eines Besuches bei dem befreun-
deten Dekan Braun in Weinheim an der Bergstrasse dem Gallerieinspektor
Jeeger aus Darmstadt bekannt, der ihn zum Eintritt in seine Zeichenschule
veranlasste. Hilfreiche Freunde ermöglichten es dem mittellosen jungen
Manne, sich drei Jahre daselbst die erste Vorbildung für seine künstle-
rische Laufbahn anzueignen. Seiner Militärpflicht, der er hierauf in Karls-
ruhe genügte, durch die Gunst des Grossherzogs von Baden schon nach
kurzer Zeit entbunden, bildete er sich an der Kunstschule zu Karlsruhe
unter der Leitung des trefflichen J. W. Schirmer und des Historienmalers
Descoudres weiter aus und nahm im Jahre J 863 seinen dauernden Aufent-
halt in München, wo er noch jetzt eine rüstige Thätigkeit auf seinem
dankbaren Gebiete entfaltet. Äusser zahlreichen Genrebildern, unter denen
eiue „Mutter mit ihrem schlummernden Kinde“, der „Weihnachtsabend“, die
»Hopfenernte“, eine Idylle aus dem Schwarzwalde, „Heitere Gesellschaft“
und besonders die Gaukler, die vor ländlichen Zuschauern ihre Künste
produciren, hervorzuheben sind, hat Rudolf Epp auch im Fache der
l’orträtmalerei eine Reihe anerkannt tüchtiger Leistungen aufzuweisen. In
seinen Genrebildern spricht sich ein gesundes künstlerisches Empfinden
aus; ein Feind jeder Sentimentalität, versteht er es, dem Ausdruck jene
Innigkeit zu geben, für die das menschliche Herz stets empfänglich ist.
Auch unser Bild weist diese jedermann verständliche Sprache auf; gerade
die symbolische Verbindung des Frühlings mit dem herzerfrischenden
Mutterglück heischt unsere Rührung und Bewunderung. Und welches Bild
des Künstlers man auch nehmen möge, einen seiner lieblichen Mädchen-
köpfe oder eine Schwarzwälder Idylle, stets weiss er den richtigen Ton
anzuschlagen, den Ton echter, volkstümlicher Empfindung.

Auf der akademischen Ausstellung zu Berlin
im Herbst des Jahres 1884 erregte besonders
e i n Bild das grösste und allgemeinste Interesse,
ebenso durch die ganz originelle Auffassung
eines religiösen Gegenstandes, als durch die
grossen und ungewöhnlichen Eigenschaften der
künstlerischen Ausführung. Das Wort Christi
„Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret
ihnen nicht“, hatte Stoff und Thema dazu ge-
geben. Aber die Art der Darstellung wich
von jeder bisher gewohnten Behandlung des-
edeln Zartheit des Tones und der gesammten
Koloritstimmung kontrastirte seltsam die robuste Derbheit der Malerei, die
Schönheits- und Reizlosigkeit fast aller Lokalfarben; — und vertrug sich
andererseits doch wieder vortrefflich damit. Das Bild machte auf die
Künstler, wie auf das grosse Publikum einen mächtigen Eindruck. Sein
Maler, Fritz v. Uhde in München, empfing die zweite Medaille. Einen
ähnlich grossen Erfolg dankt er demselben Bilde im Pariser Salon im
Jahre 1885. Fritz v. Uhde ist 1848 zu Wolkenburg im Königreich Sachsen
geboren, der Sohn des Präsidenten des Evangelisch-lutherischen Landes-
konsistoriums. Seiner in früher Jugend schon bekundeten Neigung, den
künstlerischen Lebensberuf zu wählen, wurden keine Hindernisse in den
Weg gelegt. Nach absolvirten Gymnasialstudien trat er 1866 als Schüler
in die Akademie zu Dresden ein. Die dort gebräuchliche Art des künstle-
i rischen Unterrichts aber nahm ihm zunächst jede Lust an der Kunst. Er
verliess die Akademie, um 1867 in die sächsische Armee einzutreten. Als
I Offizier des Gardereiterregiments machte er den Feldzug von 1870/71 mit
und diente bis 1877, wo er als Rittmeister in die Reserve trat. Während
dieser militärischen Dienstjahre hatte er das Zeichnen nie aufgegeben, und
der Entschluss reifte in ihm, sich von Neuem gänzlich der Malerei zu
widmen. In München versuchte er vergebens, in Pilotys Atelier aufge-
| nommen zu werden. Er studirte auf eigene Hand, bis er bei einem Besuch
Munkacsys daselbgt 1879 die Bekanntschaft dieses Meisters machte.
I Letzterer lud v. Uhde ein, zu ihm nach Paris zu kommen. Er folgte
dieser Aufforderung und studirte eine Zeit lang in Munkacsys Atelier.
Im Salon von 1880 trat er mit seinem ersten selbständigen Bilde
I „La Chanteuse“ in die Oeffentlichkeit. Von Munkacsy wurde er auf das
Studium der Natur als der besten Lehrerin gewiesen, und er darf sich
| rühmen, stets deren treuer Schüler geblieben zu sein. Seit dem Ende des
Jahres 1880 lebt und arbeitet v. Uhde wieder in München.
Dort ist das „Familienkoncert“ und die „Holländische Gaststube“ gemalt
j worden; dort auch die „Nähschule“ für den Salon von 1882, das vortreff-

F. von Uhde.


selben völlig ab. Mit der
 
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