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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1.1887

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Nr. 9
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Lindenschmit, Wilhelm: Germanische Frauen nach der Schlacht von Aquae Sextiale
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Fink, August: Herbstmorgen
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Rau, Emil: Leichte Kavallerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.48045#0106

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MODERNE KUNST.

35

vermeidend, fügten sie sich sogar willig dem Geheiss des Konsuls, das
besetzte Gebiet zu räumen; als dieser sie jedoch heimtückisch in einen
Hinterhalt locken liess, schlugen sie das römische Heer bei Noreja im
heutigen Kärnten und hätten es völlig vernichtet, wenn nicht ein heftiges
Unwetter den Kampf unterbrochen hätte. Ohne indess ihren Vorteil aus-
zubeuten, zogen die Germanen ab und wandten sich westwärts nach Gallien.
Auch nach einem zweiten Siege, den sie vier Jahre später über Marcus
Junius Silanus erfochten, enthielten sie sich weiterer Angriffe, obwohl ihre
Bitten um Anweisung von Ländereien erfolglos blieben. Erst im Jahre 105
erschienen sie wieder, diesmal in der Absicht, in Italien einzufallen. Die
zwei grossen Heere, die ihnen entgegenstanden, wurden bei Arausio gänzlich
geschlagen und einer der Feldherren von dem kimbrischen König Bojorix
niedergestossen; 120000 römische Soldaten und Trossleute blieben auf
dem Schlachtfelde. Nunmehr erkannte man in Rom die Gefahr der Lage
in ihrem vollen Umfang und sah mit Beben der Wiederholung des nor-
dischen Ansturms entgegen. Zum Glück erstand in Marius ein Verteidiger,
dessen Umsicht und Energie es gelang, den Barbaren, als sie im Jahre 102
von neuem die italischen Grenzen bedrohten, ein trefflich geschultes Heer
entgegenzustellen. Vereinigt mit Helvetiern und Teutonen überschritten
die Kimbrer die Rhone und begannen den Sturm auf die römischen Ver-
schanzungen, die ihnen den Weg nach Italien versperrten; da sie jedoch
nach dreitägigen Anstrengungen sich überzeugt hatten, dass sie den Feind
in dieser Position nicht zu überwinden vermochten, zogen sie an dem
Lager vorbei, um nach Italien zu marschiren. Das römische Heer folgte
ihnen auf dem Fusse, und bei Aquae Sextiae (dem heutigen Aix bei
Marseille) kam es zum entscheidenden Kampfe. Trotz ausserordentlicher
Tapferkeit waren die Germanen diesmal dem Gegner nicht gewachsen;
ihre Scharen wurden gesprengt, und die dem Tode Entronnenen fielen in
die Gefangenschaft der Sieger. Auch die germanischen Frauen beteiligten
sich mit dem Mute der Verzweiflung von der Wagenburg aus an dem
mörderischen Kampfe, wie es in unserem Bilde zur Darstellung gebracht
ist; die gefangenen gaben sich selbst den Tod, nachdem sie vergeblich
gebeten, dass man sie dem Dienste der Götter und der Vestalinnen weihen
möge. — Seinen Abschluss fand dieser erste Zusammenstoss des Römer-
und Germanentums ein Jahr später auf der raudischen Ebene, wo Marius
im Verein mit seinem Kollegen Catulus die nordische Streitmacht durch
einen glänzenden Sieg vernichtete . und damit vorläufig das Verhängnis
ablenkte, das späterhin doch über das römische Weltreich hereinbrach.
S.

LXII.
H ERBSTMORGEN
VON
AUGUST FINK.

August Fink.


So wenig dem Künstler das Recht ver-
kümmert werden darf, sich seine Stoffe
überall auszuwählen, wo er ein seiner
Neigung entsprechendes Feld findet, und
so wenig daher politische Grenzpfähle im
Bereiche der Kunst bedeuten, so bedenk-
lich wäre es andererseits unstreitig, wenn
der kosmopolitische Zug, der dem deut-
schen Wesen von jeher eigen, dermassen
vorherrschte, dass das Schöne, welches
die Heimat so reichlich darbietet, durch
eine übertriebene Schätzung des Frem-
den in den Hintergrund gedrängt würde.
Kaum zu befürchten ist dies auf dem

Gebiete der Landschaftsmalerei, in der erfreulicherweise zur Zeit an allen
Hauptkunststätten Deutschlands das nationale Element zu seinem vollen
Rechte gelangt, nachdem in früheren Tagen auch hier das Ausland oft
über Gebühr bevorzugt worden. Es wird ja gewiss kein Einsichtiger den

Gewinn unterschätzen wollen, welcher der neueren Landschaftsmalerei aus
den genialen Leistungen eines Rottmann, Preller und anderer Meister
erwachsen ist; allein die klassisch bestimmte Form und der monumentale
Charakter der südlichen Natur sind nicht die einzigen Faktoren, mit denen
die Landschaftsmalerei zu rechnen hat, es werden vielmehr nach wie vor
j die unendlich tnannichfaltigen Stimmungen, die in der nordischen Landschaft
durch Luft und Licht hervorgebracht werden und selbst an sich einförmigen
Gegenden oft den höchsten Reiz verleihen, für den deutschen Maler nicht
minder würdige und dankbare Objekte des Studiums und der künstlerischen
Darstellung bilden.
Die hervorragendsten neueren Schilderer der deutschen Landschaft
waren in München bekanntlich Eduard Schleich (f 1874) und Adolf Lier
(f 1882), die unter dem Einflüsse des französischen „paysage intime“ eine
i noch heute tonangebende, durch höchste Kraft der Charakteristik und voll-
endete Wiedergabe der Naturstimmung ausgezeichnete, im besten Sinne
naturalistische Richtung begründeten. In die Schule des letztgenannten
Meisters, aus welcher Talente wie Gustav Schönleber, Hermann Baisch und
Joseph Wenglein hervorgingen, begab sich im Jahre 1872, nachdem er seine
erste Anleitung bei Professor Schleich empfangen, auch August Fink, der,
am 30. April 1846 zu München geboren, erst im 24. Lebensjahre den nur
mit Widerwillen ergriffenen kaufmännischen Beruf mit dem künstlerischen
hatte vertauschen können. Seit 1878 selbständig thätig, verwertete er die
in Liers Schule gewonnenen Fähigkeiten in einer Reihe feingestimmter
Landschaften, die zum Teil durch die grossen Ausstellungen der letzten Jahre
weiten Kreisen bekannt wurden. Mit besonderer Vorliebe behandelt Fink
den deutschen Wald, dem er zu allen Jahres- und Tageszeiten die dank-
barsten Motive abzugewinnen versteht und welchen er, wie auch in dem
von uns reproduzirten, 1881 entstandenen Gemälde, das sich in der Vander-
biltschen Sammlung zu New-York befindet, durch Wildstaffage zu beleben
pflegt Von den letzten Werken des Künstlers, der mit J. Wenglein und
Ph. Röth gegenwärtig zu den tüchtigsten Vertretern der Münchener Land-
schaftsmalerei zählt, ist eines, ein „Winter im Hochgebirge“, von der Neuen
Pinakothek in München erworben worden. S.

LX11I.

LEICHTE KAVALLERIE

VON

EMIL RAU.

wurde,
Lithographie erlernte, nebenher die Dresdener Akademie, um sich für

it dem unternehmungslustigen Jünger des Mars, der seinen
Urlaub dazu ausnutzt, in der Stille des heimatlichen Dorfes
sein vielversprechendes Talent zum Don Juan praktisch
|||auszubilden, hat sich Emil Rau 1886 auf der Berliner
K Jubiläumsausstellung zum ersten Male weiteren Kreisen
vorteilhaft bekannt gemacht. Aus unserem Holzschnitt
lässt sich deutlich die Begabung des Künstlers für frische,
humoristische Wiedergabe des nationalen Volkslebens er-
kennen, wie sie namentlich in München mit ebenso viel Glück
als Vorliebe gepflegt wird.
Ursprünglich war Emil Rau, der am 29. November 1858
als Sohn eines Steindruckereibesitzers zu Dresden geboren
für den gleichen Beruf bestimmt und besuchte, während er die


spätere Uebernahme des väterlichen Geschäfts eine gediegene artistische
Vorbildung zu erwerben. Die hierbei erhaltenen Anregungen, wie namentlich
auch der stete Verkehr mit seinem Oheim, dem aus Ludwig Richters Schule
hervorgegangenen Landschaftsmaler Professor Rau, der lange Zeit hin-
durch sein Atelier im elterlichen Hause hatte, erweckten in ihm eine innige
Liebe zur Malerei und den Wunsch, sich derselben völlig zu widmen. In
der Folge besuchte er nun regelmässig die Akademie seiner Vaterstadt,
wo er sich in der Malschule unter dem rühmlich bekannten Portrait- und

Genremaler Leon Pohle eine solide Grundlage aneignete und ausserdem
 
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