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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1.1887

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Nr. 9
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Rau, Emil: Leichte Kavallerie
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Defregger, Franz von: Tiroler Knabe
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Volkhart, Max: Im Kabinett seiner Durchlaucht
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Iakōbidēs, Geōrgios: Der Unersättliche
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https://doi.org/10.11588/diglit.48045#0107

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36

MODERNE KUNST.

ein Semester lang im Atelier des Professors Ferdinand Pauwels arbeitete.
Im Jahre 1879 begab er sich nach München, um sich bei Professor Linden-
schmit weiter zu vervollkommnen. Nachdem er 1882 — 83 seiner Militär-
pflicht als Einjährig-Freiwilliger in Dresden genügt hatte, kehrte er nach
München zurück, wo er nunmehr eine selbständige künstlerische Thätigkeit
eröffnete. Schon 1879 auf einer Studienreise nach Tirol durch das dortige
Volksleben in hohem Grade angezogen, verbringt der Künstler seither fast
alljährlich die Sommermonate in den tiroler und bayrischen Gebirgen. Vor
seinem Hauptwerke, das unsere Abbildung wiedergibt, war Rau bereits mit
kleineren Kompositionen aus dem Bereiche des ländlichen Genres sowie mit
mehreren Studien- und Charakterköpfen an die Oeffentlichkeit getreten, d. |

LXIV.
TIROLER KNABE
VON

FRANZ von DEFREGGER.

Mit

welcher Hingabe Defregger auch bei kleineren Arbeiten sich in

das Studium seiner Gestalten zu vertiefen pflegt, zeigt so recht das liebens-

würdige Knabenbildnis in vorliegender Lieferung, eine gewiss willkommene
Ergänzung zu der köstlichen Genreszene des ersten Heftes, in welchem
bereits über das Leben und Schaffen des verehrten Meisters berichtet ward.

LXV.
IM KABINETT
SEINER DURCHLAUCHT
VON
MAX VOLKHART.

Max Volkhart.


Zu denjenigen Genremalern der Düssel-
dorfer Schule, die besonders das historische
Kostümbild pflegen, gehört auch Max Volk-
hart, der seit Beginn des vorigen Jahrzehnts
eine schöne und vielseitige Begabung auf
diesem Gebiete bewährt hat. Am 17. Ok-
tober 1848 als Sohn des 1876 verstorbenen
Historienmalers Georg Wilhelm Volkhart zu
Düsseldorf geboren, erhielt derselbe seine
erste Ausbildung 1865—70 an der Kunst-
akademie seiner Vaterstadt, beteiligte sich
1870 am französischen Feldzug und setzte
nach Beendigung desselben seine Studien im
Atelier des Professors Eduard von Gebhardt

fort, ohne jedoch dessen Spezialgebiet, die biblische Geschichte, zu erwählen.
Schon sein erstes bedeutenderes Bild behandelte vielmehr einen Stoff aus

dem realen Leben, den ihm die Erinnerungen des deutsch-französischen
Krieges darboten; das Gemälde schilderte mit packender Lebendigkeit
eine Verbandstube in Gravelotte und brachte dem jungen Künstler die
Auszeichnung, dass es von Sr. Majestät dem deutschen Kaiser erworben
wurde. Im Jahre 1876 siedelte Volkhart nach Belgien über, hielt sich bis
zum folgenden Jahre vorzugsweise in Brüssel und Antwerpen auf und unter-
nahm von dort aus Streifzüge durch ganz Belgien und Holland, als deren
Frucht er mehrere ausgeführte Arbeiten und zahlreiche Studien nach Düssel-
dorf mitbrachte. 1879 reiste er nach Oberitalien, wo ihn besonders Venedig
fesselte; später sammelte er Studien in Lüneburg, Bremen, Lübeck und
anderen norddeutschen Städten, die er in mehreren altdeutschen Kostüm-
bildern verwertete; zu diesen gehören u. a. die Gemälde „Auf der Stadt-
bleiche“, „Ein Duell“, „Viel Lärm um nichts“, „Audienz beim Bürgermeister“,
„Kriegsrat", „Aus dem Rathaus zu Lüneburg" und „Picknick im Walde“.
Im Jahre 1881 begab er sich zum zweiten Male nach Holland, um dessen
Kunstschätze im Haag, in Amsterdam und Rotterdam eingehend zu studiren;
in letztgenannter Stadt malte er auch ein grosses Panorama, die Schlacht
von Nieuweport darstellend, in der bekanntlich der Prinz von Oranien die
Spanier mit seiner Land- und Seemacht besiegte. Auf niederländischen
Anregungen beruht auch „Das neue Buch“, ein höchst ansprechendes Genre-
bild mit drei Männern der Reformationszeit, die im behaglichen Zimmer
eines Gildenhauses über irgend eine religiöse Streitschrift disputiren. 1883
brachte die internationale Kunstausstellung zu München ein sehr pikant
gemaltes und humorvolles „Trio“, ausgeführt von einem musizirenden Hof-
narren, einem Affen und einem Windspiel, die Berliner Jubiläumsausstellung
1886 eine ebenfalls recht gelungene Kostümstudie, die sich „Im Takte“
betitelte. Eine besonders bezeichnende Probe von Volkharts wirkungs-
voller Kompositionsweise giebt das durch unseren Holzschnitt veranschau-
lichte Gemälde, offenbar eine Verhandlung über irgend eine Haupt- und
Staatsaktion darstellend, die, wie die Erregung des Fürsten und die ernsten
Mienen der beiden Räte schliessen lassen, soeben in Folge einer wichtigen
Eröffnung eine neue Wendung genommen hat. Die Sorgfalt, die der Künstler
der Szenerie zu widmen pflegt, äussert sich auch hier in einer so exakten
und stilgetreuen Wiedergabe sämtlichen Beiwerks, dass der Kulturforscher
und Antiquitätenliebhaber seine Freude haben kann.
Nicht unerwähnt lassen wollen wir zum Schlüsse, dass Max Volkhart
neben seiner malerischen Thätigkeit sich auch als Illustrator, z. B. durch
sechs für eine Hauff-Gallerie ausgeführte Blätter, sowie als gewandter Ra-
direr bewährte, der für die Publikationen des Düsseldorfer Radirklubs
(Verlag der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien) manches
treffliche Blatt beisteuerte. d.

LXVI.

DER UNERSÄTTLICHE
VON
G. JAKOBIDES.

3- Lie-
einem

U eber Georg Jakobides in München haben wir bereits in der
ferung einen kurzen Abriss gegeben und dürfen uns daher mit
Hinweis auf das dort Gesagte begnügen.
 
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