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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1.1887

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Nr. 7
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Seitz, Anton: Die Wilderer
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Skarbina, Franz: Fischauktion: Motive aus Blankenberghe
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MODERNE KUNST.


BILDER-ERKLÄRUNGEN.

XLV.

XLVI.

h*© DI E \\ 1 L I) ER ER
VON
ANTON SEITZ.

Unter den Kleinmeistern der
neueren deutschen Genremalerei hat
sich Anton Seitz einen ehrenvollen
Platz und wohlverdiente Popularität
errungen. Weiss er doch aus dem
frischen Borne des heimischen Volks-
lebens mit glücklicher Hand allge-
mein verständliche und ansprechende
Vorwürfe zu schöpfen und seine
Menschengestalten mit bewunderns-
werter Treue und Lebenswahrheit
hinzustellen. So glänzend sich auch
die Meisterschaft des Künstlers nach
der technischen Seite hin bethätigt,
Erfolge in erster Linie doch in dem grund¬
deutschen Charakter seines Schaffens zu finden sein, der seinen Bildern
auch im Auslande, wie die zahlreichen nach Frankreich, England, Russland
und namentlich Amerika gewanderten Arbeiten bezeugen, eine hohe Wert-
schätzung verschafft hat.
Am 23. Januar 1829 in dem Städtchen Roth am Sand bei Nürnberg
als Sohn eines Fabrikinhabers geboren, trat Anton Seitz, nachdem er das
Gymnasium zu Nürnberg absolvirt hatte, im Jahre 1847 in die dortige
Kunstschule über, wo er sich unter Direktor Reindels Leitung zunächst im
Kupferstich und im Radiren ausbildete. Von 1850—52 widmete er sich
zu München im Atelier Gisbert Flüggens dem Studium der Genremalerei,
U'orauf er seine Künstler lauf bahn selbständig weiter verfolgte. Aus der
langen und glänzenden Reihe seiner Kabinetsbilder, die an Feinheit und
Delikatesse der Durchführung mit Meissonier wetteifern, an Ursprünglich-
keit der Auffassung denselben meist übertreffen, sind hauptsächlich zu
uennen „Der Geizhals“ (1860), „Der Bettelmusikant und seine Tochter“,
»Würfelspieler“ (1862), „Kegelbahn im Gebirge“ (1866), „Wirtshausscene“,
»Musikprobe“, „Der Amtstag“, „Der Photograph auf dem Lande“, „Das
Kartenspiel", „Das Dilettantenquartett“, „Der Wildbrethändler“, „Die Quack-
salberin“, „Marktscene“, „Ein guter Freund“ und andere ernste und heitere
Scenen aus dem Volksleben, denen sich „Die Wilderer“, welche unser
Holzschnitt wiedergibt, als eine die Art und Weise seines Schaffens
Gefflich veranschaulichende Probe würdig anreiht. Seit 1881 Professor der
Kgl. bayrischen Akademie, deren Ehrenmitglied er zugleich ist, kann der
noch mitten in der Vollkraft seines Schaffens stehende Künstler auf eine
reiche Thätigkeit zurückblicken, die seitens des In- und Auslandes in zahl-
reichen Auszeichnungen ihre Anerkennung gefunden hat. —d.


FISCHAUKTION.
MOTIVE AUS BLANKENBEBGHE.

m die Mitte der sechziger Jahre erregte eine humoristisch-
satirische Federzeichnung eines jungen Schülers der
Kunstakademie ungewöhnliches Aufsehen in den Künstler-
kreisen Berlins. Die ganze Komposition erinnerte lebhaft
an die des Abendmahls von Leonardo da Vinci. Aber
was der Zeichner in dieser Form dargestellt hatte, war
eine Konferenzsitzung des Senats der Akademie: die
Herren Professoren zu beiden Seiten des, den mangelnden
Direktor damals vertretenden, Malers Däge um den grünen
Tisch zur Beratung versammelt. Jede einzelne Figur sah man
in sprechender Aehnlichkeit dargestellt, aber zugleich in so fein
ironischer Auffassung der Persönlichkeit, dass die Wirkung des
Gesammtbildes dieser Senatskonferenz von unwiderstehlicher Komik war.

GEMÄLDE
VON
FRANZ SKARB1NA.


Der Zeichner dieses vielbesprochenen Blattes nannte sich Franz Skar-
b i n a (geboren 1849 zu Berlin). Mehr noch als durch den in den
akademischen Klassen empfangenen Unterricht hatte er sich durch eifriges
selbständiges Naturstudium und in der begeisterten Nachfolge seines
erwählten grossen Vorbildes Adolf Menzel, verhältnissmässig früh schon
zu einer sehr ungewöhnlichen zeichnerischen Tüchtigkeit herangebildet.
Die auffällige Aehnlichkeit seiner Art, die Erscheinungen der Wirklichkeit
aufzufassen und in seinen Studien und Kompositionen darzustellen, mit
der jenes Meisters beruhte sicher mehr noch als in einer bewussten Nach-
ahmung in einer innern Verwandtschaft der künstlerischen Naturanlage.
Als Maler trat Skarbina zuerst mit einigen Genrebildern hervor, deren
Stoffe dem Leben der modernen Gesellschaft entlehnt waren. Ein leb-
hafter Sinn für die Eleganz der Erscheinung der weiblichen und männ-
lichen Gestalten, wie er damals bei unsern deutschen Genremalern noch
sehr selten und wenig entwickelt war, und der glückliche satirische Humor
gaben des jungen Künstlers derartigen Bildern von häuslichen und von
Strassenscenen besonderen Reiz und Würze. Während längerer Zeit
wendete er sich, nach seinen ersten damit errungenen Ausstellungserfolgen,
mit noch grösserer Vorliebe einem anderen Genre zu. Statt der Menschen
und des Lebens der Gegenwart schilderte er unsere Gross- und Urgross-
eltern in den Tagen ihrer Jugend, zu Ende des vorigen und zu Anfang
des jetzigen Jahrhunderts in den, zur malerischen Darstellung eigentlich
wenig verlockenden, hochgegürteten, knappen, schmucklosen Kostümen
und den entsprechend kärglich oder philiströs ausgestatteten Wohn- und
Gesellschaftsräumen der napoleonischen Epoche. Aber sein Talent gehört
zum Glück nicht zu jenen beschränkten von kurzem Athem, die sich rasch
für immer in einer Spezialität oder Manier festrennen. Studienreisen nach

I. 7.
 
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