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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1.1887

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Nr. 6
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Brandstetter, Hans: Waldlilie
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Vogel, Hugo: Friedrich Wilhelm der grosse Kurfürst empfängt französische Réfugiés in Potsdam am 10. November 1686
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https://doi.org/10.11588/diglit.48045#0067

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MODERNE KUNST.

BILDER-ERKLÄRUNGEN.

XXXVII.

-®-® WALDLILIE f:- ■■
VON
H. BRANDSTETTER.

ie Lebensgeschichte Hans Brandstetters, des Bildners der
„Waidlilie“ im Grazer Stadtpark, weist manche Analogie
mit jener seines Landsmannes und Freundes Rosegger
auf. Brandstetters Geburtsort ist ein kleines Dörfchen
Namens Michlbach, etwa vier Wegstunden von der steier-
märkischen Hauptstadt entfernt. Die Eltern des Knaben
waren Bauersleute, der Haupterwerb des Vaters bestand
aber in der Ausübung des Nagelschmied-Gewerbes und
_der Musik. Auch der junge Brandstetter lernte manches
Instrument spielen und zog in Gesellschaft des Vaters mit
einer Dorfmusikkapelle herum, bis er das Alter erreichte,
wo die Wahl eines Berufes notwendig war. Nach mancher-
lei Mühsal in verschiedenen Handwerken durfte der r 6jährige Jüngling endlich
seiner Neigung folgen und bei dem Grazer Bildhauer Gschiel in die Lehre treten.
Nach dreijähriger Lehrzeit ward Brandstetter Bildhauergehilfe; als
solcher arbeitete er für seinen Wochenlohn und brachte die freien Stunden
mit Anfertigung eigener Arbeiten zu. Er fertigte ein Holzrelief „Trösterin
der Betrübten“ und eine kleine Gruppe „Im Frühling“ (gleichfalls in Holz)
an und stellte Beides im November 1878 im Grazer Kunstverein aus.
Gräfin Anna Saurau, eine wohlthätige und kunstsinnige Dame, kaufte die
Arbeiten an, und durch ihre Vermittelung gelangte auch ein kleines
Schnitzwerk „Madonna mit gotischem Baldachin“ in die Hände der Oberst-
hofmeisterin der Kaiserin. Inzwischen war auch eine Verwandte des
Oberstkämmerers Grafen Folliot de Crenneville durch Zufall auf seine
Arbeiten aufmerksam geworden und hatte das Interesse dieses mächtigen
Protektors der bildenden Künste auf Brandstetter zu lenken gewusst, was
den Ankauf einiger seiner Figürchen von Seiten des Hofes und die Ver-
leihung eines kaiserlichen Stipendiums, sowie später eines solchen des
steiermärkischen Landesausschusses an ihn zur Folge hatte. Auf Anregung
seiner Grazer Freunde unternahm er im Jahre 1879 eine Studienreise nach
Deutschland, wobei er sich insbesondere mit der Internationalen Kunst-
ausstellung in München befasste. Im Herbste dieses Jahres brachte ihn
der Oberstkämmerer an die Akademie der bildenden Künste in Wien, wo
er unter Anleitung des Bildhauers Prof. Hellmer grosse Fortschritte machte
und mehrfach durch Medaillen und Preise ausgezeichnet wurde. 1883 ward
er in die Schule für höhere Bildhauerkunst des Prof. Karl Kundmann
aufgenommen. In dieser Zeit hat Brandstetter ein stilvoll geschnitztes
>,Handtuchweibchen“ und eine in Wachs modellirte, später in Bronze aus-
geführte Statuette des „Rattenfänger von Hameln“ für den Kaiser und die
Büsten der in Graz lebenden Dichter v. Leitner, Hamerling und Rosegger
für die genannte Stadt angefertigt.
I. 6.


Die „Waldlilie“ dankt ihre Entstehung dem innigen Freundschafts-
verhältnisse, das sich mit der Zeit zwischen ihm und seinem als Dichter
wohlbekannten Landsmanne P. K. Rosegger herausbildete. Mit grosser
Liebe ging der Künstler an die Ausführung dieses Themas, und im Herbste
1883 stellte er ein Modell der Figur in der Grazer Kunstausstellung aus.
Der Grazer Stadtverschönerungsverein veranstaltete eine öffentliche Samm-
lung, welche die Kosten für den Bronzeguss aufbrachte. Am 6. Mai 1885
wurde die „Waldlilie“ im Grazer Stadtpark auf einem Sockel von dunkel-
grauem Granit inmitten einer Waldanlage, mit dem malerischen Schlossberg
und der blauen Kette der steierischen Alpen im Hintergründe, aufgestellt.
Von den übrigen Arbeiten Brandstetters verdienen eine Anzahl in Holz
geschnitzter Holzstatuen für den Altar der fürstlich Lichtenstein’schen Gruft-
kapelle in Burgstall, ein grösseres in Thon modellirtes Relief, die Rückkehr
des verlorenen Sohnes zum Vater darstellend, dann eine in Wachs bossirte
Dornröschen - Gruppe, ein aus gleichem Material gefertigtes figurenreiches
Relief „Christus im Hause der Martha“ und eine Statuette „Kora“, besonders
erwähnt zu werden.

XXXVIII.

FRIEDRICH WILHELM
DER GROSSE KURFÜRST
EMPFÄNGT FRANZÖSISCHE REFUGIES IN POTSDAM
AM 10. NOVEMBER 1686
VON
HUGO VOGEL

Hugo Vogel.


Unter den talentvollen Schülern der
Düsseldorfer Kunstakademie, welche in
jüngster Zeit den Kampfplatz betreten
haben, ist Hugo Vogel eine der anziehend-
sten Erscheinungen. Geboren am 15. Fe-
bruar 1855 zu Magdeburg als der Sohn
eines Kaufmannes, fand der Jüngling leb-
haftesten Widerstand von Seiten seiner
Angehörigen, als er seinen Willen, sich der
Kunst zu widmen, kundgab. Sein Eifer
und seine unermüdlichen Bestrebungen,
schon im V aterhause sich die notwendigsten

Kenntnisse zu verschaffen, siegten über die Bedenken der Eltern und 1874

konnte Hugo Vogel nach Düsseldorf gehen, wo er in der Kunstakademie
Aufnahme fand. Seine Ausbildung verdankt er hauptsächlich Wilhelm
Sohn, dessen bewährtes Lehrtalent zu preisen der Schüler nie müde ward.
Im Jahre 1881 begab sich der Künstler auf eine Studienreise nach

dem Süden; er besuchte Marokko, Spanien, Frankreich und Italien; die
 
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