lieh mufj hier der Unfug fchwinden, dafj jedes Neft oder jeder Mufeumsdi-
rektor eigene Ausheilungen aus dem Ärmel fchüttelt. Standardausftellungen
durchdachtefter Art tun not. Diele muffen dann wandern, fix und fertig, wie
fie find. Sonft lohnt fich weder der geiftige noch pekuniäre Aufwand, den
die Vorbereitung einer wirklich durchgeformten Schau vorausfetjt.
Dafj jede auf Gegenwart und Zukunft zielende Schau taufendmal wichtiger
als eine hiftorifche ift, muh endlich Allgemeingut der Erkenntnis werden. Alle
neuen und neueften Techniken müffen in den Dienft der Darftellungen ein-
gefpannt werden. Vor allem aber: nicht zu viel zeigen! Kleinfte Ausheilungen,
möglichft fahrbar wie die Kleinbibliotheken (Aufgabe für Eifenbahnverwaltung
etc.). Dann I f o I i e r u n g der Teile tut not. Wir gehen ja auch nicht in 50aktige
Dramen. Lieber kleine Stücke und dafür öfter, ift auch die Lofung künftiger
Ausftellungstechnik.
MUSEEN UND AUSSTELLUNGEN IN MITTLEREN INDUSTRIE«
STÄDTEN Von Hildebrand Gurlitt, z. Zt. Dresden
In den mittleren Städten fteht und fällt das Mufeum mit feinem Programm
von Ausheilungen und Vorträgen. Sinn und Aufgabe der Mufeen ift in diefen
Städten: Verbindung zu fein zwifchen dem oft fehr ftillen geiftigen Leben in
der Stadt und den künftlerifchen Zentren im Lande.
Ausheilungen find das felbftverftändliche Mittel, durch das diele Verbindung
gefchaffen wird — Vorträge und Führungen müffen fie ergänzen. Wichtig
ift die Einficht, dafj man die Menfchen in der Induftrieftadt nicht durch Aus-
heilungen von „reiner" Kunft, von Bildern von diefem oder jenem berühm-
ten Maler locken kann. Sehr langfam nur entfteht ein Kreis, der z. B. die
Malerei um der Malerei willen liebt. Man mufj verfuchen, die Menfchen
dort zu erreichen, wo an fich fchon harke Intereffen wach find. Alles, was
Wohnung heifjt z. B., gehört hierher oder Reklame oder die Angft, fich mit
Kitfch zu blamieren oder verfteckte erotifche Wünfche ufw. ufw. Wenn der
Leiter eines Inftituts klar und ficher weifj, mit welchen geiftigen Kräften er
feine Stadt verbinden will, welcher Kunft er Tür und Tor öffnen will, fo kann
er feine Ausheilungen nennen wie er will, kann ihnen auch ein wenig laute,
faft marktfehreiende Titel geben: meinetwegen „Der Hund im Bilde", wenn
es in feiner Stadt viele Hundefreunde gibt. Hauptfache bleibt, dafj er in der
Qualität und im Wefen des Ausgeftellten niemals nachläfjt, dafj er ohne
jeden Kompromifj nur das zeigt, für das er voll und ganz einfteht. Die Me-
thode der Ausheilungen, ihre Anpreifung, ihre Reklame, alles das mufj mit
den örtlichen Verhältniffen rechnen, mufj leicht beweglich und amüfant fein.
Alle diefe amüfanten, leichten und wechfelnden Methoden haben allerdings
nur dann Sinn, wenn fie langfam aber hefig von alten Bedürfniffen fort zu
Die Meinung des KunfthiHorikers
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rektor eigene Ausheilungen aus dem Ärmel fchüttelt. Standardausftellungen
durchdachtefter Art tun not. Diele muffen dann wandern, fix und fertig, wie
fie find. Sonft lohnt fich weder der geiftige noch pekuniäre Aufwand, den
die Vorbereitung einer wirklich durchgeformten Schau vorausfetjt.
Dafj jede auf Gegenwart und Zukunft zielende Schau taufendmal wichtiger
als eine hiftorifche ift, muh endlich Allgemeingut der Erkenntnis werden. Alle
neuen und neueften Techniken müffen in den Dienft der Darftellungen ein-
gefpannt werden. Vor allem aber: nicht zu viel zeigen! Kleinfte Ausheilungen,
möglichft fahrbar wie die Kleinbibliotheken (Aufgabe für Eifenbahnverwaltung
etc.). Dann I f o I i e r u n g der Teile tut not. Wir gehen ja auch nicht in 50aktige
Dramen. Lieber kleine Stücke und dafür öfter, ift auch die Lofung künftiger
Ausftellungstechnik.
MUSEEN UND AUSSTELLUNGEN IN MITTLEREN INDUSTRIE«
STÄDTEN Von Hildebrand Gurlitt, z. Zt. Dresden
In den mittleren Städten fteht und fällt das Mufeum mit feinem Programm
von Ausheilungen und Vorträgen. Sinn und Aufgabe der Mufeen ift in diefen
Städten: Verbindung zu fein zwifchen dem oft fehr ftillen geiftigen Leben in
der Stadt und den künftlerifchen Zentren im Lande.
Ausheilungen find das felbftverftändliche Mittel, durch das diele Verbindung
gefchaffen wird — Vorträge und Führungen müffen fie ergänzen. Wichtig
ift die Einficht, dafj man die Menfchen in der Induftrieftadt nicht durch Aus-
heilungen von „reiner" Kunft, von Bildern von diefem oder jenem berühm-
ten Maler locken kann. Sehr langfam nur entfteht ein Kreis, der z. B. die
Malerei um der Malerei willen liebt. Man mufj verfuchen, die Menfchen
dort zu erreichen, wo an fich fchon harke Intereffen wach find. Alles, was
Wohnung heifjt z. B., gehört hierher oder Reklame oder die Angft, fich mit
Kitfch zu blamieren oder verfteckte erotifche Wünfche ufw. ufw. Wenn der
Leiter eines Inftituts klar und ficher weifj, mit welchen geiftigen Kräften er
feine Stadt verbinden will, welcher Kunft er Tür und Tor öffnen will, fo kann
er feine Ausheilungen nennen wie er will, kann ihnen auch ein wenig laute,
faft marktfehreiende Titel geben: meinetwegen „Der Hund im Bilde", wenn
es in feiner Stadt viele Hundefreunde gibt. Hauptfache bleibt, dafj er in der
Qualität und im Wefen des Ausgeftellten niemals nachläfjt, dafj er ohne
jeden Kompromifj nur das zeigt, für das er voll und ganz einfteht. Die Me-
thode der Ausheilungen, ihre Anpreifung, ihre Reklame, alles das mufj mit
den örtlichen Verhältniffen rechnen, mufj leicht beweglich und amüfant fein.
Alle diefe amüfanten, leichten und wechfelnden Methoden haben allerdings
nur dann Sinn, wenn fie langfam aber hefig von alten Bedürfniffen fort zu
Die Meinung des KunfthiHorikers
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