II. Ebos Rücktritt 835 und die Diskussion der
Absetzung bis 867
1. Darstellung der Ereignisse und der
Forschungsperspektiven
Der Erzbischof Ebo von Reims109 wurde 835 auf einer Synode in Diedenhofen
abgesetzt. Ebo war 816 zum Erzbischof von Reims erhoben worden. Er hatte am
Hofe Karls des Großen eine hervorragende Erziehung genossen und war ein
Vertrauter König Ludwigs des Frommen110. Er hatte zu den Ratgebern Ludwigs
in dessen Teilreich Aquitanien gehört und dort die frühen Kirchenreformen
mitgestaltet. Ebos Karriere bis 833 entspricht dem Bild eines karolingischen
Idealbischofs111.
Diese ideale Karriere im Reichsdient brach jedoch im Jahr 833 ab. Ebo schloss
sich in diesem Jahr dem Aufstand der älteren Söhne gegen Kaiser Ludwig den
Frommen an. Ebo gehörte zu den Bischöfen, die die Kirchenbuße Ludwigs und
seiner Gattin Judith und das zugehörige Absetzungs- und Exkommunikations-
verfahren in Soissons durchführten. Die Bischöfe beriefen sich dabei auf ihre
durch ihr Amt verliehene Pflicht, die göttliche Ordnung aufrecht zu halten. Als
zuständiger Metropolit leitete Ebo sogar die Buße des Kaisers, da Soissons in der
Reimser Kirchenprovinz lag. Nach der Wiedereinsetzung Ludwigs 834 in Sankt
Stephan in Metz wurde Ebo verhaftet und musste auf Beschluss der in Dieden-
hofen versammelten Bischöfe resignieren. Er wurde nach Fulda in Klosterhaft
verbracht. Von dort entkam er und schloss sich Lothar I., dem ältesten Sohn
Ludwigs des Frommen und Mitkaiser, an. Ebo war in seinen Bemühungen um
die Wiedererlangung seines Reimser Bischofsamts, die er unter anderem auch
mit der Fürsprache der Kaiserin Judith zu erreichen versuchte, zunächst er-
folgreich. Auf dem Konzil von Ingelheim im August 840 beschlossen die an-
wesenden Bischöfe auf Veranlassung Lothars I. die Restitution Ebos. Erst nach-
träglich wurde darüber ein Edikt Lothars I. abgefasst112. Die Reimser Provinzi-
109 Vgl. Götting, Art. „Ebo", in: LexMa 3, Sp. 1527f; Ders., Hildesheim 3; zu Ebo auch Depreux,
Prosopographie, S. 169-174. Zur Absetzung Ebos jetzt neben Patzold, Episcopus auch Schrör,
Aufstieg und Fall; Booker, Fals Decretals.
110 Flodoard berichtet von einer gemeinsamen Erziehung und „Milchbruderschaft" Ebos und
Ludwigs. S. dazu unten bei Anm. 745.
111 Erbaute die Kathedrale in Reims, förderte Schriftlichkeit und Bildung, gab wertvolle Werke der
Buchmalerei in Auftrag, veranlasste die Erstellung eines Bußbuchs und er führte Reformen in
seiner Diözese durch.
Wie ein typischer karolingischer Reichsbischof war er in politische Aufgaben eingebunden: Ebo
übernahm das Amt eines königlichen Misses. Er war zudem einer der wichtigsten Akteure in der
karolingischen Mission Skandinaviens.
112 MGH Cone. 11,2, S. 792. Zur Datierungsproblematik vgl. Patzold, Episcopus, S. 316.
Absetzung bis 867
1. Darstellung der Ereignisse und der
Forschungsperspektiven
Der Erzbischof Ebo von Reims109 wurde 835 auf einer Synode in Diedenhofen
abgesetzt. Ebo war 816 zum Erzbischof von Reims erhoben worden. Er hatte am
Hofe Karls des Großen eine hervorragende Erziehung genossen und war ein
Vertrauter König Ludwigs des Frommen110. Er hatte zu den Ratgebern Ludwigs
in dessen Teilreich Aquitanien gehört und dort die frühen Kirchenreformen
mitgestaltet. Ebos Karriere bis 833 entspricht dem Bild eines karolingischen
Idealbischofs111.
Diese ideale Karriere im Reichsdient brach jedoch im Jahr 833 ab. Ebo schloss
sich in diesem Jahr dem Aufstand der älteren Söhne gegen Kaiser Ludwig den
Frommen an. Ebo gehörte zu den Bischöfen, die die Kirchenbuße Ludwigs und
seiner Gattin Judith und das zugehörige Absetzungs- und Exkommunikations-
verfahren in Soissons durchführten. Die Bischöfe beriefen sich dabei auf ihre
durch ihr Amt verliehene Pflicht, die göttliche Ordnung aufrecht zu halten. Als
zuständiger Metropolit leitete Ebo sogar die Buße des Kaisers, da Soissons in der
Reimser Kirchenprovinz lag. Nach der Wiedereinsetzung Ludwigs 834 in Sankt
Stephan in Metz wurde Ebo verhaftet und musste auf Beschluss der in Dieden-
hofen versammelten Bischöfe resignieren. Er wurde nach Fulda in Klosterhaft
verbracht. Von dort entkam er und schloss sich Lothar I., dem ältesten Sohn
Ludwigs des Frommen und Mitkaiser, an. Ebo war in seinen Bemühungen um
die Wiedererlangung seines Reimser Bischofsamts, die er unter anderem auch
mit der Fürsprache der Kaiserin Judith zu erreichen versuchte, zunächst er-
folgreich. Auf dem Konzil von Ingelheim im August 840 beschlossen die an-
wesenden Bischöfe auf Veranlassung Lothars I. die Restitution Ebos. Erst nach-
träglich wurde darüber ein Edikt Lothars I. abgefasst112. Die Reimser Provinzi-
109 Vgl. Götting, Art. „Ebo", in: LexMa 3, Sp. 1527f; Ders., Hildesheim 3; zu Ebo auch Depreux,
Prosopographie, S. 169-174. Zur Absetzung Ebos jetzt neben Patzold, Episcopus auch Schrör,
Aufstieg und Fall; Booker, Fals Decretals.
110 Flodoard berichtet von einer gemeinsamen Erziehung und „Milchbruderschaft" Ebos und
Ludwigs. S. dazu unten bei Anm. 745.
111 Erbaute die Kathedrale in Reims, förderte Schriftlichkeit und Bildung, gab wertvolle Werke der
Buchmalerei in Auftrag, veranlasste die Erstellung eines Bußbuchs und er führte Reformen in
seiner Diözese durch.
Wie ein typischer karolingischer Reichsbischof war er in politische Aufgaben eingebunden: Ebo
übernahm das Amt eines königlichen Misses. Er war zudem einer der wichtigsten Akteure in der
karolingischen Mission Skandinaviens.
112 MGH Cone. 11,2, S. 792. Zur Datierungsproblematik vgl. Patzold, Episcopus, S. 316.