Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kleinjung, Christine; Johannes Gutenberg-Universität Mainz [Contr.]
Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter (Band 11): Bischofsabsetzungen und Bischofsbild: Texte - Praktiken - Deutungen in der politischen Kultur des westfränkisch-französischen Reichs 835-ca. 1030 — Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2021

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74403#0196
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4. Der Bistumsstreit bei Flodoard: Synoden, Bischöfe und der Papst

195

Historia Remensis Ecclesiae stehen806. Dieser sogenannte Libellus ist nur von
Flodoard überliefert, der auch an der Redaktion beteiligt war807.
Nach der Inserierung des Libellus, greift Flodoard in der Historia auf seine
Annaleneinträge zurück, um den Ablauf der Synode von Ingelheim weiter
wiederzugeben und fährt mit der Verurteilung Hugos fort808.
4.2.2. Der Libellus Artoldi
Mit der Einreichung einer Anklageschrift erfüllte Artold eine Vorschrift Hink-
mars von Reims von 853, die über das Sendhandbuch Reginos von Prüm auch im
ostfränkischen Reich bekannt war809. Die prominente Verwendung des Libellus
in der Kirchengeschichte überrascht umso mehr, als in dem inserierten Libellus
Artoldi, an dessen Redaktion Flodoard wahrscheinlich beteiligt war810, die ge-
samte Vorgeschichte in einem zum Vergleich mit Flodoards eigener, in der
Historia vorangehenden Schilderung, zum Teil deutlich abweichenden Licht
geschildert wird.
Die Schilderung der Vorgeschichte und Erläuterung der Umstände ist Ar-
tolds erklärtes Ziel, wie die Einleitung des Libellus zeigt: „Dem Legaten des
Heiligen und apostolischen Sitzes in Rom, Marinus und der ganzen heiligen
Synode bei Ingelheim versammelt, Artold, von Gottes Milde Bischof von Reims".
Artold fährt fort: „Der Herr Papst Agapit hat einen Brief an uns und an einige
unserer Mitbischöfe in der Diözese gerichtet, in dem er vorschreibt, dass wir uns
eifrig bemühen sollen, auf diesem Konzil zusammenzukommen, so mit allem
ausgestattet, dass die Wahrheit in der unglücksvollen Sache unseres Bischofsit-
zes, unter der wir leiden, in Gegenwart eurer Heiligkeit an den Tag gebracht
werden kann. Deswegen beginnen wir, eurer Weisheit umfassend bekannt zu
machen, auf was für eine Art die Angelegenheit ihren Anfang nahm, die nun
zwischen mir und Hugo unglücklich angefacht wurde"811.
Artold betont in seiner Klage- und Verteidigungsschrift seine kanonische
Weihe (benedictio) durch 18 Bischöfe812, Flodoard spricht in seiner eigenen Dar-
stellung, obwohl er dabei gewesen sein dürfte, unpräzise von nonnulli.
Artold datiert die Anfänge der Krise des Erzbistums in den Episkopat Seulfs,
des Nachfolgers des Heriveus. Er stellt von Anfang an einen Zusammenhang
zwischen der Kirchengutpolitik Seulfs und dem Aufstieg Heriberts II. von Ver-
mandois her (der sich auch in Flodoards Historia findet). In Artolds Worten:
„Nach dem Tod des Erzbischofs Heriveus, wählten wir Seulf, der das Amt des

806 Flodoard, Historia Remensis Ecclesiae IV, c. 35, S. 428-434, 20.

807 Hehl, Cone. VI,1 S. 137; Jacobsen, Flodoard, S. 39f; Flodoard, Historia Remensis Ecclesiae, S. 428
in den Anm.

808 Ebd., c. 35, S. 434, 21-436,16.

809 Die Vorschrift war auf der Synode von Soissons 853 formuliert worden. Vgl. Hehl, Cone. VI,1,
S.137.

810 Zum Libellus und seinem Verhältnis zur Darstellung Flodoards, vgl. Jacobsen, Flodoard, S. 39 ff.

811 Flodoard, Historia Remensis Ecclesiae IV, c. 35, S. 428.

812 MGH Cone. VI,1, S. 151, 5 ff.
 
Annotationen