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X. König — Bischof- Abt in der monastischen Historiographie
Rückschlüsse auf die Herkunft Gauzlins zu. Vielmehr benutzt sie Ademar, um
eine unliebsame Person zu skandalisieren, denn er stand auf Seiten der Limou-
siner, die sich von Gauzlin als Bischof mehrfach brüskiert sahen. Ob Gauzlin also
gegen den Widerstand der Mönche von Fleury von Robert eingesetzt worden ist
oder ob Ademar sich diese Geschichte ausgedacht hat, um zu signalisieren, dass
Gauzlin als Erzbischof von Bourges auch nicht jedermann willkommen war, lässt
sich nicht endgültig entscheiden1247. Ob nun mit dem Makel der Illegitimität
behaftet oder nicht1248 — Gauzlin erhielt sein Amt in Fleury mit Sicherheit auf dem
gleichen Weg, auf dem er nachweislich den Erzbischofsstuhl von Bourges be-
stieg: aufgrund eines Gnadenerweise Roberts des Frommen, der seinen getreuen
Ratgeber mit weltlichen Ehren belohnen wollte, wie es Helgald in seiner Vita
Rotberti ausdrücklich betont1249. Helgald vermerkt auch: „Robert liebte Gauzlin
mehr als jeden anderen und machte ihn daher zum Abt von Fleury und Erzbi-
schof von Bourges1250". Andreas hingegen schreibt zur Einsetzung in Fleury nur,
dass Gauzlin dem ehrwürdigen Abbo als Abt folgte und stellt seinen Helden
somit sogleich in die Kontinuität des einflussreichen gelehrten Abtes1251. Im
Hinblick auf den Erzbischofsstuhl von Bourges verweist auch Andreas darauf,
dass Gauzlin aufgrund seiner Verdienste von König Robert zum Erzbischof er-
hoben wurde1252 — um im direkten Anschluss zu verkünden, dass sie in Fleury
über die Vita dieses Herrschers verfügen, aus der Feder des Mönches Helgald
(penes nos habetur).
Andreas präsentiert in der Vita Gauzlin nach dem Vorbild des Liber Pontificalis
und der durch ihn beeinflussten Gesta Abbatum als einen Abt, der sein ganzes
Handeln dem Wohl seiner Abtei widmet und dies durch Bemühungen um ma-
teriellen Wohlstand, durch Schenkungen von liturgischem Gerät und durch
1247 Gauzlin hatte jedenfalls gegen erhebliche Widerstände des Vizegrafen und des Domkapitels von
Bourges zu kämpfen und konnte erst nach einer päpstlichen Exkommunikation seines Haupt-
gegners, des Vizegrafen von Bourges, in seine Bischofsstadt einziehen.
1248 Vgl. die aber die gegenteilige Diskussion der Illegitimität des Bischofs Arnulfs von Reims, der ein
unehelicher Sohn Lothars I. von Westfranken gewesen sein soll. Gebert von Reims bezeichnet
dies als Gerücht in einem Brief an Wilderod von Straßburg (MGH Cone. VI, 2, S. 452,10). In der
Historia Francorum Senonensis ändert die Abstammung Arnulfs von einer Konkubine in den
Augen des anonymen Autors nichts an seinem hervorragenden Charakter. Vielmher sei Hugo
Capet von einem Hass auf alle Nachkommen des Karolingers Lothars I. getrieben gewesen und
habe daher auch Arnulf vernichten wollen: In diebus illis erat in Remensium civitate archiepiscopus
vir bonus et modestus, frater Hlotharii regis ex concubina, nomine Arnulfus. Hugo au tem rex invidebat ei,
volens exterminare progenium Hlotharii regis (Historia Francorum Senonensis, S. 308, 13-15).
1249 Helgaud, Vie, c. 25, S. 122: In honoribus seculi eum honorans, attribuit illi honores non minimos,
abbatiam sancti Benedicti, quae est caput totius ordinis monastici, et episcopatum Bituricensem sancti
prothomartiris Stephani, principatum tenentis totius Aquitanaie, quifuit et est honor et decus Francie.
1250 Ebd.
1251 Andreas von Fleury, Vita Gauzlini, c. 1, S. 32: Aulam superne patriae, felici emptarn sanguine, beate
memorie penetrante Abbone, Gauzlinus, totius honestatis decusque prudentie Floriacensi subrogatur
basilice.
1252 Ebd., c. 17, S. 50.
X. König — Bischof- Abt in der monastischen Historiographie
Rückschlüsse auf die Herkunft Gauzlins zu. Vielmehr benutzt sie Ademar, um
eine unliebsame Person zu skandalisieren, denn er stand auf Seiten der Limou-
siner, die sich von Gauzlin als Bischof mehrfach brüskiert sahen. Ob Gauzlin also
gegen den Widerstand der Mönche von Fleury von Robert eingesetzt worden ist
oder ob Ademar sich diese Geschichte ausgedacht hat, um zu signalisieren, dass
Gauzlin als Erzbischof von Bourges auch nicht jedermann willkommen war, lässt
sich nicht endgültig entscheiden1247. Ob nun mit dem Makel der Illegitimität
behaftet oder nicht1248 — Gauzlin erhielt sein Amt in Fleury mit Sicherheit auf dem
gleichen Weg, auf dem er nachweislich den Erzbischofsstuhl von Bourges be-
stieg: aufgrund eines Gnadenerweise Roberts des Frommen, der seinen getreuen
Ratgeber mit weltlichen Ehren belohnen wollte, wie es Helgald in seiner Vita
Rotberti ausdrücklich betont1249. Helgald vermerkt auch: „Robert liebte Gauzlin
mehr als jeden anderen und machte ihn daher zum Abt von Fleury und Erzbi-
schof von Bourges1250". Andreas hingegen schreibt zur Einsetzung in Fleury nur,
dass Gauzlin dem ehrwürdigen Abbo als Abt folgte und stellt seinen Helden
somit sogleich in die Kontinuität des einflussreichen gelehrten Abtes1251. Im
Hinblick auf den Erzbischofsstuhl von Bourges verweist auch Andreas darauf,
dass Gauzlin aufgrund seiner Verdienste von König Robert zum Erzbischof er-
hoben wurde1252 — um im direkten Anschluss zu verkünden, dass sie in Fleury
über die Vita dieses Herrschers verfügen, aus der Feder des Mönches Helgald
(penes nos habetur).
Andreas präsentiert in der Vita Gauzlin nach dem Vorbild des Liber Pontificalis
und der durch ihn beeinflussten Gesta Abbatum als einen Abt, der sein ganzes
Handeln dem Wohl seiner Abtei widmet und dies durch Bemühungen um ma-
teriellen Wohlstand, durch Schenkungen von liturgischem Gerät und durch
1247 Gauzlin hatte jedenfalls gegen erhebliche Widerstände des Vizegrafen und des Domkapitels von
Bourges zu kämpfen und konnte erst nach einer päpstlichen Exkommunikation seines Haupt-
gegners, des Vizegrafen von Bourges, in seine Bischofsstadt einziehen.
1248 Vgl. die aber die gegenteilige Diskussion der Illegitimität des Bischofs Arnulfs von Reims, der ein
unehelicher Sohn Lothars I. von Westfranken gewesen sein soll. Gebert von Reims bezeichnet
dies als Gerücht in einem Brief an Wilderod von Straßburg (MGH Cone. VI, 2, S. 452,10). In der
Historia Francorum Senonensis ändert die Abstammung Arnulfs von einer Konkubine in den
Augen des anonymen Autors nichts an seinem hervorragenden Charakter. Vielmher sei Hugo
Capet von einem Hass auf alle Nachkommen des Karolingers Lothars I. getrieben gewesen und
habe daher auch Arnulf vernichten wollen: In diebus illis erat in Remensium civitate archiepiscopus
vir bonus et modestus, frater Hlotharii regis ex concubina, nomine Arnulfus. Hugo au tem rex invidebat ei,
volens exterminare progenium Hlotharii regis (Historia Francorum Senonensis, S. 308, 13-15).
1249 Helgaud, Vie, c. 25, S. 122: In honoribus seculi eum honorans, attribuit illi honores non minimos,
abbatiam sancti Benedicti, quae est caput totius ordinis monastici, et episcopatum Bituricensem sancti
prothomartiris Stephani, principatum tenentis totius Aquitanaie, quifuit et est honor et decus Francie.
1250 Ebd.
1251 Andreas von Fleury, Vita Gauzlini, c. 1, S. 32: Aulam superne patriae, felici emptarn sanguine, beate
memorie penetrante Abbone, Gauzlinus, totius honestatis decusque prudentie Floriacensi subrogatur
basilice.
1252 Ebd., c. 17, S. 50.