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XI. Die monastische Konstruktion bischöflichen Fehlverhaltens
bekannt ist1292. Auch im 10. Jahrhundert wurden weiterhin in bischöflichen Ei-
genklöstern und von Bischöfen gegründeten Klöstern (ebenso wie im Umfeld
des Domklerus) bischofsnahe Texte (im Auftrag von Bischöfen oder Äbten)
produziert. Besonderes Augenmerk haben in der Forschung bislang die Bi-
schofsviten1293 und Gesta Episcoporum1294 gefunden. Auch in den Viten und den
Gesta kann der Schutz des Kirchenguts als Sicherung der materiellen und spi-
rituellen Grundlage thematisiert werden und darüber Lob oder Kritik von ak-
tuellen Amtsinhabern erfolgen. Dieses Lob bzw. die Kritik steht oftmals in Zu-
sammenhang mit erfolgreichen Reformeingriffen1295. Ein gutes Beispiel hierfür
ist Adso von Montier und der Reformkreis rund um das Touler Bischofskloster
St. Evre in Lothringen1296. Adso selbst war ein Schüler Gerberts von Reims, in
dessen Auftrag sowie im Auftrag des Abtes Adso von St. Basie er die Vita und die
Miracula des Klostergründers Basolus verfasste1297. Darin geht es auch um Re-
formen, um Kritik an Laien, um Schutz des Kirchen- und Klostergutes, der in den
Augen des Reformfreundes Adso alleine von den Bischöfen gewährleistet wird.
Bischöfliches und laikales Verhalten in der Vergangenheit wird vor den ge-
wandelten Maßstäben der Gegenwart geschildert und bewertet1298.
Sowohl im Reformkloster Cluny wie auch in den bischöflichen Eigenklöstern
der Francia und Lothringens war der Bischof als oberster Schutzherr des Kir-
chen- und somit auch des Klostergutes anerkannt.
Neben diesen Texten, die die Beziehung des Bischofs zu den Klöstern the-
matisierten, gibt es aber aus dem 10. und frühen 11. Jahrhundert auch Texte, die
aus Klöstern stammten, die sich um Exemtion bemühten und bischöfliche Ein-
griffe ablehnten. Hier wurden keine Bischofs-Viten geschrieben, da kein
Schreibanlass hierfür vorlag. Jedoch gab es sehr wohl das Bedürfnis, die Freiheit
1292 Neben Gorze in Lothringen (vgl. Nightingale, Monasteries and Patrons) sei auch an die Reform
im Erzbistum Reims unter dem aus Lothringen stammenden Erzbischof Adalbero erinnert.
Adalbero reformierte eine Reihe von Kanonikerstiften und Klöstern. Vgl. nur Bur, Samt-Thierry
und die weiteren Beiträge des Sammelbands „Saint Thierry.
1293 Grundlegend Haarländer, Vitae Episcoporum.
1294 Riches, Changing political horizons; Jegou, Eveques.
1295 Haarländer, Vitae Episcoporum, bes. das Kapitel zu Reformen und Reformeingriffe.
1296 Zu Adsos Leben und Werk vgl. Bulst, Klosterreformen, S. 31-33; Werner, Art. „Adso" in LexMa;
zu seiner Wahrnehmung der Frankenkönige Schneidmüller, Adso. Adso stand Adalbero von
Reims nahe und pflegte gleichzeitig engen Kontakt mit Abbo von Fleury (vgl. zu den Kontakten
Adsos zu Adalbero und Abbo auch Bulst, Klosterreformen, S. 33). 934 war Adso von Bischof
Gauzlin zum Leiter der Schule in St. Evre berufen worden. Gauzlin hatte das Kloster nach dem
Vorbild von Fleury reformiert und die Benediktsregel eingeführt. 935 ging Adso in das nach der
Zerstörung in den Ungarn- und Normanneneinfällen neu begründete Montier, wo er 968 zum
Abt aufstieg.
1297 Miracula S. Bercharii, c. 10: Gesta quoque S. Confessoris Basoli Praefationibusfacundis antepostitis cum
subsequentia miraculorum lepide edita digessit ad liquidum, hocque non praesumptive, sed interpellatus a
sapiente Gerberto tune Remensis Urbis Archiepiscopo...Die Vita des Mansuetus verfasste Adso auf
Anweisung des Touler Bischofs Gerard (ebd.). Edition der Vita Basoli in: Migne PL 137, Sp. 643-
659. Zur Vita Basoli vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen III, Die Zeit der Ottonen,
S. 305f.
1298 Miracula S. Apri, AASS Sept. V; BHL 0618. Zur der Kritik s. die Beispiele unten.
XI. Die monastische Konstruktion bischöflichen Fehlverhaltens
bekannt ist1292. Auch im 10. Jahrhundert wurden weiterhin in bischöflichen Ei-
genklöstern und von Bischöfen gegründeten Klöstern (ebenso wie im Umfeld
des Domklerus) bischofsnahe Texte (im Auftrag von Bischöfen oder Äbten)
produziert. Besonderes Augenmerk haben in der Forschung bislang die Bi-
schofsviten1293 und Gesta Episcoporum1294 gefunden. Auch in den Viten und den
Gesta kann der Schutz des Kirchenguts als Sicherung der materiellen und spi-
rituellen Grundlage thematisiert werden und darüber Lob oder Kritik von ak-
tuellen Amtsinhabern erfolgen. Dieses Lob bzw. die Kritik steht oftmals in Zu-
sammenhang mit erfolgreichen Reformeingriffen1295. Ein gutes Beispiel hierfür
ist Adso von Montier und der Reformkreis rund um das Touler Bischofskloster
St. Evre in Lothringen1296. Adso selbst war ein Schüler Gerberts von Reims, in
dessen Auftrag sowie im Auftrag des Abtes Adso von St. Basie er die Vita und die
Miracula des Klostergründers Basolus verfasste1297. Darin geht es auch um Re-
formen, um Kritik an Laien, um Schutz des Kirchen- und Klostergutes, der in den
Augen des Reformfreundes Adso alleine von den Bischöfen gewährleistet wird.
Bischöfliches und laikales Verhalten in der Vergangenheit wird vor den ge-
wandelten Maßstäben der Gegenwart geschildert und bewertet1298.
Sowohl im Reformkloster Cluny wie auch in den bischöflichen Eigenklöstern
der Francia und Lothringens war der Bischof als oberster Schutzherr des Kir-
chen- und somit auch des Klostergutes anerkannt.
Neben diesen Texten, die die Beziehung des Bischofs zu den Klöstern the-
matisierten, gibt es aber aus dem 10. und frühen 11. Jahrhundert auch Texte, die
aus Klöstern stammten, die sich um Exemtion bemühten und bischöfliche Ein-
griffe ablehnten. Hier wurden keine Bischofs-Viten geschrieben, da kein
Schreibanlass hierfür vorlag. Jedoch gab es sehr wohl das Bedürfnis, die Freiheit
1292 Neben Gorze in Lothringen (vgl. Nightingale, Monasteries and Patrons) sei auch an die Reform
im Erzbistum Reims unter dem aus Lothringen stammenden Erzbischof Adalbero erinnert.
Adalbero reformierte eine Reihe von Kanonikerstiften und Klöstern. Vgl. nur Bur, Samt-Thierry
und die weiteren Beiträge des Sammelbands „Saint Thierry.
1293 Grundlegend Haarländer, Vitae Episcoporum.
1294 Riches, Changing political horizons; Jegou, Eveques.
1295 Haarländer, Vitae Episcoporum, bes. das Kapitel zu Reformen und Reformeingriffe.
1296 Zu Adsos Leben und Werk vgl. Bulst, Klosterreformen, S. 31-33; Werner, Art. „Adso" in LexMa;
zu seiner Wahrnehmung der Frankenkönige Schneidmüller, Adso. Adso stand Adalbero von
Reims nahe und pflegte gleichzeitig engen Kontakt mit Abbo von Fleury (vgl. zu den Kontakten
Adsos zu Adalbero und Abbo auch Bulst, Klosterreformen, S. 33). 934 war Adso von Bischof
Gauzlin zum Leiter der Schule in St. Evre berufen worden. Gauzlin hatte das Kloster nach dem
Vorbild von Fleury reformiert und die Benediktsregel eingeführt. 935 ging Adso in das nach der
Zerstörung in den Ungarn- und Normanneneinfällen neu begründete Montier, wo er 968 zum
Abt aufstieg.
1297 Miracula S. Bercharii, c. 10: Gesta quoque S. Confessoris Basoli Praefationibusfacundis antepostitis cum
subsequentia miraculorum lepide edita digessit ad liquidum, hocque non praesumptive, sed interpellatus a
sapiente Gerberto tune Remensis Urbis Archiepiscopo...Die Vita des Mansuetus verfasste Adso auf
Anweisung des Touler Bischofs Gerard (ebd.). Edition der Vita Basoli in: Migne PL 137, Sp. 643-
659. Zur Vita Basoli vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen III, Die Zeit der Ottonen,
S. 305f.
1298 Miracula S. Apri, AASS Sept. V; BHL 0618. Zur der Kritik s. die Beispiele unten.