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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Schäfer, Wilhelm: Der deutsche Künstlerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0023

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Ausstellung Deutscher Künstlerbund 1905.

deren Bedeutung kein ernsthafter Mensch be-
zweifelt, sich mühselig aus ihrer Natur er-
kämpften, rasch aus deren Bildern holen und
nun genau wie die Mittelmäßigkeiten alten Stils
angeblich nach der Natur — d. h. sie sitzen auch
wirklich davor — mit ein paar Tönchen, Aus-
schnitten und Linien ihren Kram zurecht-
machen. Es gibt kaum ein Wort, das schlimmer
verunglückt ist, als das leidige Impressionismus.
Im allerhöchsten Fall wird darunter Natur-
abschrift verstanden — ich sagte schon, daß
den landläufigen Impressionisten jede Absicht
und Fähigkeit auch dazu fehle —, während das
Wort richtig angewandt doch nur etwa die
Kunst des Daumier oder van Gogh bedeutet,
die wirklich Impressionen zu verdeutlichen
suchte. Auch am Kurfürstendamm hängt eine
Impression, und noch dazu eine sehr schöne:
die Polospieler des Liebermann. Obwohl dar-
auf im Einzelnen vieles verzeichnet scheint,
wird man die Skizze als nachträgliche Notiz
einer Impression immer schätzen müssen, weil

Adolf Hölzel, Dachau. Stürmisches Wetter.

sie als Ganzes durch ihre Richtigkeit verblüfft
und durch ihre Frische erfreut.

Soll aber einmal für die energische Natur-
abschrift die Bezeichnung Impressionismus ge-
nommen werden, so möge man die Land-
schaften Trübners anschauen. Zu oft hat dieser
Meister geäußert, daß er von den Franzosen
gelernt habe; aber — und das ist der Unter-
schied: nur die Methode, nicht die Mittel, die
sind unter seiner Hand deutscher geworden, als
jemals seine frühere Schwarzmalerei gewesen
ist. Er freilich holt seine Töne aus der Land-
schaft und sitzt nicht mit seinem Rezept davor.
Ein Bild wie die Heilige Geistkirche von Ulrich
Hübner ist gewiß keine unanständige Leistung;
nur sollte man danach meinen, Potsdam liege
an der Seine, was es aber trotz Sanssouci
immer noch nicht tut. Und wer sich das
Elende dieser akademischen Rezeptmalerei deut-
lich vor Augen bringen will, der hänge das
Bild einmal zwischen einen Sisley und einen
Monet; er wird nicht ohne Erstaunen sehen,

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