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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Kisa, Anton Carel: Peter Flötner
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0040

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Orig., Sammlung
Bossard, Luzern.

Ate und Litai.

ETER FLÖTNER.

Von Dr. ANTON KISA.

Während ein italienischer Goldschmied der
Renaissance sich selbst mit volltönenden Worten
ein Denkmal gesetzt hat, das seinen Ruhm auf
Kosten seiner Nebenbuhler — darunter auch
viel begabterer — in alle Lande trug und uns
über die unbedeutendsten Vorfälle seines Lebens
unterrichtete, wissen wir von seinem deutschen
Genossen Peter Flötner nicht einmal, wann
und wo er geboren ist. Aber diese Unkenntnis
über den Menschen hätte vielleicht nicht so
viel zu sagen, wenn uns der Künstler dafür in
seinem ganzen Werte vor Augen stände. Aber
Flötner hat es aucli darin nicht verstanden,
sich so geschickt in Szene zu setzen, wie

Benvenuto Cellini. Noch vor einem halben
Menschenalter war er selbst in Fachkreisen
eigentlich nur als Ornamentist, als Schöpfer
jener zierlichen Arabesken bekannt, die vor-
züglich zu Tauschierungen und Ätzungen auf
Metall, sowie als Stickmuster Verwendung
fanden. Er galt für einen jener Uebenswürdigen
und bescheidenen Künstler aus dem Dürerschen
Kreise, welche das reiche Erbe ihres Meisters
in kleine Münze umsetzten, die, ohr.e selbständige
Schöpferkraft zu entwickeln, die neuen Kunst-
formen in gefälligem Kleide den Goldschmieden,
Briefmalern, Buchdruckern, Stempelschneidern,
Töpfern usw. vermittelten. Erst Domanig und
nach ihm Konrad Lange erfaßten die ganze
Bedeutung dieser so lange verkannten Erschei-
nung für die Entwicklung der deutschen Kunst
und hoben sie aus der Reihe der sogenannten

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