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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Nr. 8
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Schäfer, Wilhelm: Böcklin und Thoma in Heidelberg
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Schäfer, Wilhelm: Der Fall Wagner
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0095

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Thode die Ausstellung wohl nicht machen können.
Das Mittelstück der Venus genitrix (1895) und
die Fortuna des Thoma (1905), wer diese Dinge
miteinander verglich, den konnte eine große
Ruhe und Freude überkommen: das kann keine
persönliche Willkür sein, was auf verschiedenen
Wegen zu so gleichen wundervollen Zielen
kommt. „Der Fall Böcklin ist der Fall Deutsch-

ER FALL WAGNER.

Von W. SCHÄFER.

Man wird mir den Scherz dieser Über-
schrift nicht verübeln: Ich meine weder den
Richard noch sonst einen der siebzehn Wagner,
die mit allerhand Ruhm in meinem Lexikon
verzeichnet stehen; ich meine den Landwirt
Christian Wagner in Warmbronn, der am
5. August dieses Jahres seinen siebzigsten Ge-
burtstag feierte, ohne daß unser sonst jubiläum-
lustiges Volk sich sonderlich um ihn gekümmert
hätte. Nun ist es glücklicherweise keine Selten-
heit, daß ein Landwirt siebzig Jahre alt wird,
aber dieser Christian Wagner ist nebenbei auch

Friedrich Preller d. Ä. Eichen im Sturm.

land“, so schließt das Buch von Meier-Gräfe. Nun
gut, wenn auch er dies fühlt, was kann es uns
Deutschen schaden, daß jemand so lange Pariser
Bildung aufnahm, bis ihm der Fall Deutschland
nicht mehr gefällt: es ist der Fall Dürer, Luther,
Beethoven, Goethe. Den Franzosen ist noch
heute der Fall Shakespeare ein Greuel, da
können wir armen Deutschen uns trösten.

noch ein Dichter; zwar nur ein schwäbischer;
aber in dem Jubiläumsjahr seiner Landsleute
Schiller und Mörike gilt dies vielleicht nicht
mehr als ein Mangel. Und dies darf ich wohl
gleich sagen: er steht den beiden Großen näher,
als mancher, dessen Ruhm durch die Zeitungs-
blätter rauschte, während ihm sein langes
Leben Früchte des Feldes und Blumen der
Dichtung brachte. Wenn mich nicht alle Ein-
sicht täuscht, wird man den hundertsten Ge-
burtstag dieses stillen Alten etwas lauter be-
gehen; und mehr noch: die Gemeinde derer,
die seine kostbaren Gedichte innig liebt, wird
wachsen, trotzdem ihnen schwerlich wie denen
Mörikes ein Hugo Wolf zur wunderbaren Auf-
erstehung hilft.

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