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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 10.1905

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Nr. 9
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Sutter, Conrad: Die Gartenbaukunst auf der Darmstädter Gartenbau-Ausstellung im Sommer 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0121

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DIE GARTENBAUKUNST AUF DER DARMSTÄDTER GARTENBAU-AUSSTELLUNG.

des Hauses — ihm angegliedert —, also ein
Glied unserer Niederlassung sein, in der sich
unser intimes Leben abspielt und wo wir uns
auch erfreuen und erheben wollen an den
Gaben, mit denen die Kunst unsere Wohnstätte
schmückt.

Unsere Generation ist gewöhnt, die Anlage
ihrer Gärten bestenfalls dem Gartenbautechniker
anzuvertrauen, der seine Ausbildung auf den
Gartenbauschulen im Sinne der Landschafts-
gärtnerei erhalten hat. Wir haben gesehen,
wie sich diese Naturnachahmung zur Kunst
verhält, und wir werden, sobald wir uns dar-
über klar geworden sind, daß der Gartenbau
nur dann eine Gartenbaukunst bedeutet, wenn
eine künstlerische Kultur ihn leitet, sobald wir
im Garten eine kün stlerische Naturbehandlung
erblicken, auf dem Boden guter Kunsttradition
uns die eigene künstlerische Lösung schaffen
müssen, die nichts mehr mit dem langgewohnten
schlechten Naturalismus zu tun hat.

Es ist nicht nur selbstverständlich, sondern eine
notwendige Grundbedingung, daß der Garten-
bautechniker mit dem Gartenbaukünstler
Hand in Hand geht, indem er entweder selbst
bei künstlerischer Begabung beides in sich ver-
eint, oder mit seinen umfassenden gartenbau-
technischen und botanischen Kenntnissen dem
schaffenden Künstler zur Seite steht. Werden
derart die Vorbilder in guten Gärten geschaffen,
so wird sich für das große Massenbedürfnis
das ähnliche Verhältnis herausbilden müssen,
wie beim Hausbau. Hier wie dort wird die

lange Reihe, welche zunächst einfacher Nütz-
lichkeit zu dienen hat, und in welcher die
Erzeugnisse echter Kunst wie die schmückenden
Perlen und Juwelen zwischen den gleichgearteten
Gliedern der Kette stehen, der Technik über-
lassen bleiben müssen. Aber die Technik wird,
wie zu jeder Zeit künstlerischer Kultur, mit
feinem Sinne das Gesetzmäßige in der ihr zum
Vorbild dienenden Kunst aufspüren, sich daran
halten und es ausbilden, und so imstande sein,
Gebilde hervorzubringen, die sich brauchbar in
den großen Rahmen einer eigenen künstlerischen
Ausdrucksweise unserer Zeit einschließen lassen.

Diejenigen Vorführungen der Darmstädter
Gartenbau-Ausstellung, welche den geschilderten
Grundsätzen entsprechen, sind, wie unter den
heutigen Verhältnissen selbstverständlich, zum
größten Teil unter der Leitung von Künstlern
entstanden.

Bezeichnend lür die Stellung unserer Gärtner
zur Gartenbaukunst ist die Durchführung der
beiden Henkelschen Gärten. Der bekannte
und geschätzte Fachmann stellt einem „archi-
tektonisch gegliederten Garten“, der in
der Hauptsache auf Rot in Verbindung mit dem
grünen Rasen gestimmt ist, also einem geo-
metrisch aufgeteilten und in der Farbe einheit-
lich gehaltenen Gartengelände, einen „natür-
lichen Garten“ gegenüber, in welchem die
bekannten Requisiten der Landschaftsgärtnerei
zu voller Verwendung kommen und wo man
sowohl im Schatten der 200 jährigen Bäume
des Orangeriegartens, als auch — unter Palmen

J. M. Olbrich. Durchgang zwischen dem roten und blauen Garten auf der Darmstädter Gartenbau-Ausstellung.
 
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