J. M. Olbrich. Der gelbe Garten auf der Darmstädter Gartenbau-Ausstellung.
stellt. In beiden Arbeiten tritt man einer ver-
ständnisvollen und nach tüchtiger künstlerischer
Gestaltungskraft strebenden Auffassung des
Gartenbauproblems entgegen. Es ist hier das
Motiv der Terrassierung des Geländes hinzu-
gezogen und darnit ein weiterer Schritt nach
der Seite künstlerischer Behandlung der von
der Natur gebotenen Verhältnisse glücklich
unternommen. Was die Schöpfer der Anlagen
in solch kleinem Rahmen zeigen können, muß
naturgemäß beschränkt sein. Wenn aber beim
Hausgarten die vornehme Art der Gesamt-
behandlung in Form und Farbe, die geschickte
Nutzbarmachung des Gartens zum geselligen
Aufenthalt befriedigt, so ist im Nutzgarten
beispielsweise die charakteristische Anlage eines
in der Form äußerst einfachen, aber gerade
deshalb gut gelösten Rebenganges hervorzu-
heben. Diese Gärten sind beide richtige Haus-
gärten, Glieder der Wohnung, erweiterte Woh-
nung, Räume zum Aufenthalt im Freien, den
Innenräumen organisch angegliedert. In dieser
Weise bildet der Garten, der Hausgarten, zu-
gleich die Erweiterung und den Abschluß der
Wohnung nach außen; vermittelt einmal den
Übergang in die umgebende Natur und bildet
zum andern das schützende Gebiet, das uns
vom Getriebe der Straße trennt.
Es möge hier einschaltend darauf hingewiesen
sein, daß kein Garten nach Vollendung seiner
Anlage fertig genannt werden kann, weil außer
dieser Anlage erst im Laufe der Monate, ja wohl
der Jahre, der Garten und seine Pflanzenwelt
ihre natürliche Entwicklung finden müssen. Es
muß ein allmähliches Zusammenschließen der
Einzelheiten zur Einheit stattfinden. Berück-
sichtigt man diese Tatsache, so wird man den
Schöpfungen solcher Ausstellungen das aus-
stellungsmäßig Neue abrechnen müssen zu-
gunsten einer künftigen Schönheitsentfaltung,
falls solche durch dauerndes Bestehen ermög-
licht wäre. Ich halte es für um so wichtiger,
auf diesen Umstand hinzuweisen, als gerade
darunter das Bestreben, eine künstlerische Ge-
staltung des Gartenbaues in den kurzgesteckten
Terminen einer Gartenbau - Ausstellung vor-
zuführen, leiden muß, gegenüber den viei
üppigeren Mitteln jener das große Publikum
noch gefangennehmenden Landschaftsgärtnerei,
die ihre eine vollentfaltete Natur vortäuschenden
Requisiten stets zur Hand hat, wie der Theater-
meister seine Prospekte und Kulissen. Der
Großgärtner, der nur ins Volle seiner gezüchteten
Pflanzenwelt hineinzugreifen braucht, um jedem
Geschmack gerecht zu werden, ist hierin — aller-
dings rein äußerlich — dem Künstler gegenüber
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stellt. In beiden Arbeiten tritt man einer ver-
ständnisvollen und nach tüchtiger künstlerischer
Gestaltungskraft strebenden Auffassung des
Gartenbauproblems entgegen. Es ist hier das
Motiv der Terrassierung des Geländes hinzu-
gezogen und darnit ein weiterer Schritt nach
der Seite künstlerischer Behandlung der von
der Natur gebotenen Verhältnisse glücklich
unternommen. Was die Schöpfer der Anlagen
in solch kleinem Rahmen zeigen können, muß
naturgemäß beschränkt sein. Wenn aber beim
Hausgarten die vornehme Art der Gesamt-
behandlung in Form und Farbe, die geschickte
Nutzbarmachung des Gartens zum geselligen
Aufenthalt befriedigt, so ist im Nutzgarten
beispielsweise die charakteristische Anlage eines
in der Form äußerst einfachen, aber gerade
deshalb gut gelösten Rebenganges hervorzu-
heben. Diese Gärten sind beide richtige Haus-
gärten, Glieder der Wohnung, erweiterte Woh-
nung, Räume zum Aufenthalt im Freien, den
Innenräumen organisch angegliedert. In dieser
Weise bildet der Garten, der Hausgarten, zu-
gleich die Erweiterung und den Abschluß der
Wohnung nach außen; vermittelt einmal den
Übergang in die umgebende Natur und bildet
zum andern das schützende Gebiet, das uns
vom Getriebe der Straße trennt.
Es möge hier einschaltend darauf hingewiesen
sein, daß kein Garten nach Vollendung seiner
Anlage fertig genannt werden kann, weil außer
dieser Anlage erst im Laufe der Monate, ja wohl
der Jahre, der Garten und seine Pflanzenwelt
ihre natürliche Entwicklung finden müssen. Es
muß ein allmähliches Zusammenschließen der
Einzelheiten zur Einheit stattfinden. Berück-
sichtigt man diese Tatsache, so wird man den
Schöpfungen solcher Ausstellungen das aus-
stellungsmäßig Neue abrechnen müssen zu-
gunsten einer künftigen Schönheitsentfaltung,
falls solche durch dauerndes Bestehen ermög-
licht wäre. Ich halte es für um so wichtiger,
auf diesen Umstand hinzuweisen, als gerade
darunter das Bestreben, eine künstlerische Ge-
staltung des Gartenbaues in den kurzgesteckten
Terminen einer Gartenbau - Ausstellung vor-
zuführen, leiden muß, gegenüber den viei
üppigeren Mitteln jener das große Publikum
noch gefangennehmenden Landschaftsgärtnerei,
die ihre eine vollentfaltete Natur vortäuschenden
Requisiten stets zur Hand hat, wie der Theater-
meister seine Prospekte und Kulissen. Der
Großgärtner, der nur ins Volle seiner gezüchteten
Pflanzenwelt hineinzugreifen braucht, um jedem
Geschmack gerecht zu werden, ist hierin — aller-
dings rein äußerlich — dem Künstler gegenüber
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