DOI issue:
Nr.12
DOI article:Schäfer, Wilhelm: 7. Jahresausstellung der Frankfurter Künstler
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.26235#0279
7. Jahresausstellung der Frankfurter Künstler.
Ferd. Brütt. Im Foyer.
JAHRESAUSSTELLUNG DER
. FRANKFURTER KÜNSTLER.
Von W. SCHÄFER.
Unter den deutschen Kunststädten ist Frank-
furt seit langer Zeit die heimlichste. Hier hat
nicht nur Hans Thoma die langen Jahre seiner
Verborgenheit gelebt, sondern auch Burnitz,
Eysen, Scholderer sowie Viktor Müller schufen
dort an jenen Werken, die nach ihrem Tod
so eigentümlich zu leben begannen: Es ist die
Stadt der Peter Becker und Anton Burger, die
nun auch zu den Toten
zählen, trotzdem die
Wirkung ihrer Werke
kaum aus der Stille
herausgedrungen ist.
Neben Brütt, Altheim,
Kowarzik, Gudden, Hoff-
mann, Werner usw.
zählt sie heute noch
zwei der eigentümlich-
sten unter den großen
deutschen Künstlern zu
ihren Mitbürgern: Wil-
helm Steinhausen und
Fritz Böhle. So geht
man in die Ausstel-
lungen dieser Stadt stets
mit dem heimlichen Reiz
einer möglichen Über-
raschung; und obwohl
diesmal der Eindruck ein gemäßigter ist, eine
kleine Überraschung wird uns doch zuteil im
vorletzten Saal: Steinhausen ist unter die
Radierer gegangen: man sieht ein großes Blatt
von ihm „Christus reicht Judas den Bissen“,
das — zwar in einigen Stellen anscheinend
etwas verätzt — rein technisch die glänzende
Zeichenkunst des Meisters bekundet. Kommt
man von diesem Blatt vor sein großes Bild:
„Paulus erblindet“, möchte man das fast für
eine Riesenradierung halten, so zeichnerisch ist
es behandelt, durch einen lichtbräunlichen Ton
gehoben. Wenn wir einmal in unseren Farben-
problemen „durch das
Dickste“ hindurch sind,
werden wir uns williger
vor der Größe eines
solchen Blattes beugen.
Dann werden wir
suchen bis Rembrandt
hinauf, um Ähnliches
zu finden.
Das Reiterporträt des
Großherzogs von Hessen
war schon in Berlin zu
sehen. Es tritt hier
nicht so beherrschend
auf wie dort, obwohl
es durch seine Bravour
sowie durch die meister-
hafte Lösung der dunkel-
grünen Uniform vor dem
hellgrünen Buchenwald
7. Jahresausstellung der Friedrich Hausmann.
Frankfurter Künstler. Pferdestudie (Bronze).
470
Ferd. Brütt. Im Foyer.
JAHRESAUSSTELLUNG DER
. FRANKFURTER KÜNSTLER.
Von W. SCHÄFER.
Unter den deutschen Kunststädten ist Frank-
furt seit langer Zeit die heimlichste. Hier hat
nicht nur Hans Thoma die langen Jahre seiner
Verborgenheit gelebt, sondern auch Burnitz,
Eysen, Scholderer sowie Viktor Müller schufen
dort an jenen Werken, die nach ihrem Tod
so eigentümlich zu leben begannen: Es ist die
Stadt der Peter Becker und Anton Burger, die
nun auch zu den Toten
zählen, trotzdem die
Wirkung ihrer Werke
kaum aus der Stille
herausgedrungen ist.
Neben Brütt, Altheim,
Kowarzik, Gudden, Hoff-
mann, Werner usw.
zählt sie heute noch
zwei der eigentümlich-
sten unter den großen
deutschen Künstlern zu
ihren Mitbürgern: Wil-
helm Steinhausen und
Fritz Böhle. So geht
man in die Ausstel-
lungen dieser Stadt stets
mit dem heimlichen Reiz
einer möglichen Über-
raschung; und obwohl
diesmal der Eindruck ein gemäßigter ist, eine
kleine Überraschung wird uns doch zuteil im
vorletzten Saal: Steinhausen ist unter die
Radierer gegangen: man sieht ein großes Blatt
von ihm „Christus reicht Judas den Bissen“,
das — zwar in einigen Stellen anscheinend
etwas verätzt — rein technisch die glänzende
Zeichenkunst des Meisters bekundet. Kommt
man von diesem Blatt vor sein großes Bild:
„Paulus erblindet“, möchte man das fast für
eine Riesenradierung halten, so zeichnerisch ist
es behandelt, durch einen lichtbräunlichen Ton
gehoben. Wenn wir einmal in unseren Farben-
problemen „durch das
Dickste“ hindurch sind,
werden wir uns williger
vor der Größe eines
solchen Blattes beugen.
Dann werden wir
suchen bis Rembrandt
hinauf, um Ähnliches
zu finden.
Das Reiterporträt des
Großherzogs von Hessen
war schon in Berlin zu
sehen. Es tritt hier
nicht so beherrschend
auf wie dort, obwohl
es durch seine Bravour
sowie durch die meister-
hafte Lösung der dunkel-
grünen Uniform vor dem
hellgrünen Buchenwald
7. Jahresausstellung der Friedrich Hausmann.
Frankfurter Künstler. Pferdestudie (Bronze).
470