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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 13.1922

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Viertes Heft
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Blümner, Rudolf: Musique (Musik)
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Walden, Herwarth: Kunst in der Presse
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https://doi.org/10.11588/diglit.47210#0082

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contenait pas moins d’interessants aper^us:
ä son point de vue la musique qui suivit
celle de Debussy peut etre consideree comme
une musique de transition et sans doute
il a voulu dire que d’elle il ne fallait
attendre les grandes Oeuvres que l’epoque
qui s’ouvre veut röaliser.“ Auf deutsch:
Alles, was in Europa in den letzten zwanzig
Jahren komponiert wurde, kann nicht als
der musikalische Ausdruck unserer Zeit
angesehen werden.
„Je ne serai pas loin de partager son avis;
entre la musique pseudoclassique qu’il serait
vain de vouloir renover parce que notre
öpoque reste avant tout une epoque cräatrice,
et la musique d’avant-garde dont les disson-
nances et souvent les acrobaties restent des
jeux intöressants certes, mais des jeux, il
existe une voie logique oü le musicien ex-
primera les fsensations de son epoque
renaissante avec puissance et volontö.“ Auf
deutsch: Zwischen einer Imitation der
klassischen Musik einerseits und den künst-
lerisch unlogischen Dissonanzen, den inten-
sitätslosen Spielereien und ungestalteten
Einfällen der Herren Richard Strauss,
Arnold Schönberg, Bela Bartok, Skriabine,
Hindemith, Malpiero andererseits gibt es
eine Möglichkeit, Musik der Zeit zu schaffen,
die ewigen Wert hat.
„Walden cherche ä ouvrir cette voie, qu’il
en soit loue; sa maniöre se rattache surtout
ä Bach et Bach reste un de ceux qui, parmi
les maitres d’autrefois, peut nous redonner
le goüt des grandes et fortes choses.“ Auf
deutsch: Herwarth Walden ist der einzige
Komponist, der seit Beethoven den Willen
und die Kraft hat, die Seele seiner Zeit in
Musik zu setzen, ohne von dem ewigen
Weg zu weichen, den Bach nicht geschaffen,
aber erkannt und ewig sichtbar gemacht hat.
„L’expressif döbut de la Danse expressioniste,
le beau crescendo de l’Elögie, le developpe-
ment fugue des deux Fragments sympho-
niques dont l’ampleur atteint au grand
art, etaient, ä mon sens, les parties les plus
interessantes du concert, en tous cas les
plus caractöristiques. Herwarth Walden
les a jouees lui-meme avec une incontestable
autorite et dans un style enthousiaste et
genereux dont l’6motive Sympathie sut
captiver ses auditeurs.“ Auf deutsch: Musik-
kritiker Deutschlands, schämt euch!
Rudolf Blümner

Kunst in der Presse
Das Berliner Tageblatt beschäftigt seit Jahr-
zehnten zwei Herren für Ablehnung der
Kunst und für die Kunst der Anlehnung.
Die beiden Herren haben sich bisher stets
greifbar bewährt und freibleibend Urteile
abgegeben. Der Herr, der für Musik und
auf den Namen Schmidt hört, hat sich nach
seinem eigenen gedruckten Eingeständnis
endlich einmal entschlossen, den Pflichten
seines Anstellungsvertrags zu genügen und
einem Konzert der Zeitschrift „Melos“ bei-
zuwohnen. Diese Konzerte finden seit
mehreren Monaten statt. Herr Schmidt be-
schwert sich, dass er das Haus finster und
das Tor verschlossen gefunden habe. Er
macht also den Veranstaltern der Melos-
Abende einen Vorwurf daraus, dass er zu
spät kommt. Anstatt sich nun vorzunehmen,
das nächste Mal nicht erst zum Schluss
eines Konzertes zu kommen, beschliesst er,
Tür und Ohr weiterhin verschlossen zu
lassen: „Da fiel mir der philosophische
Ausspruch eines alten, mit der Bezahlung
unzufriedenen Droschkenkutschers ein: Man
muss se nich fahren, man muss se loofen
lassen ....“. Worauf man philosophisch
und menschenfreundlich nur antworten
kann: „Wenn er schon nicht laufen kann,
muss man ihn fahren lassen“.
Und wenn der Herr Schmidt vom Tageblatt
auch nichts hört, so kann der Herr Stahl
dafür nicht sehen. Er schreibt allerdings
nur über Kunst, die bekanntlich nicht zu
den lebenswichtigen Dingen gehört. Mit die-
sem Stahl hat das Berliner Tageblatt vor
Jahrzehnten einen kühnen Griff getan. Er
ist der einzige Kunstkenner und der einzige
Gebildete, über den Deutschland verfügt,
soweit es von dem Verlag Rudolf Mosse
abhängig ist. Herr Stahl weiss sogar, was
Kubus auf Deutsch heisst. Er übersetzt es
zwar nicht, dieses geheimnisvolle Wort,
trotzdem er am 7. Februar 1922 behauptet,
dass er es weiss, und dass Herr Professor
Biermann, etsch, es nicht weiss. Und da-
bei sei der Herr Professor Biermann sogar
Professor, und er, der Herr Stahl, sei sogar
nicht einmal Doktor. Und trotzdem weiss
er, was Kubus heisst. Die Abonnenten des
Berliner Tageblatts können wirklich darauf
stolz sein, wie das Tageblatt für seine Dauer-
bezieher sorgt. Die Abonnenten des Berliner

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