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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 13.1922

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Elftes Heft
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Heinar, Kurt: Verleben Lacht: Lisa M. zu Eigen
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Schreyer, Lothar: Das Wort, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.47210#0212

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Dein Blondhaar Blüht
Kehlt Gehren würgen heiss Hand
Glüht Blutmund und Schlafen Deine Augen
Und wirf Dich in den Strom
Ist Tot
Du lebst
Du liebst
Du Kniet
Du
Ich treibe wellenlose Lustwill
Schon Schmerzen meine Flammennarben

Dein Blondhaar blüht
Das Atmen Deiner heissen Brüste
Werden alles Wollen graben
Wächst
Betreut Uns Träumen wiegweis bärt
Du Sonne Dich .verliebt Lichtlachen All
Ich bäre Uns in Mensch
Dein Kuss
Erleben überstrahlen Tanz
Ich Welten Gott umtränt
Dein weissen Leib

Ich Licht zerkiissen schlingen Hand
In Hand

Geburt

Kurt Heinar

Das Wort
Lothar Schreyer
• Schluss
4. Der Expressionismus des Wortes
Der Expressionismus erkennt das Wesen der
Mitte der Wortgestalt, nachdem der Futuris-
mus die Mitte erkannt hat.«
Das Dasein der Mitte der Wortgestalt ist
im Futurismus erkannt als der Schwerpunkt
der rhythmischen Bewegung. Im Expres-
sionismus geht die Erkenntnis über die
punktuelle Ausdehnung hinaus.
Der Punkt ist Null und als solcher ausser-
halb des anschaulich Erkennbaren. Um
das Wesen der Mitte der Wortgestalt an-
schaulich zu erkennen, müssen wir uns den
Punkt durch Entsprechungen vorstellen.
Am anschaulichsten ist der vorstellbare
Punkt als Stern am Nachthimmel. Die
Sterngestalt erscheint unserm Blick trotz
der drei Ausdehnungen ihrer Gestalt als
eine Gestalt mit der Nullausdehnung. Null-
ausdehnung wird dann der gerade noch

vorstellbare Teil der einfachen Ausdehnung
genannt. Es ist auch möglich, dass der Punkt,
als der der Schwerpunkt der rhythmischen
Bewegung erscheint, der gerade noch vor-
stellbare Punkt einer mehrfachen Aus-
dehnung ist. Bei der Sterngestalt erkennen
wir die dreifache Ausdehnung. Wirerkennen
sie, obwohl wir die Gestalt nicht unmittelbar
sehen. Wir sehen die Sterne nicht selbst,
sondern nur ihre Spiegelung. Von dieser
sehen wir das Wesen der Gestalt ab.
Der Schwerpunkt der rhythmischen Bewe-
gung erscheint als die Spiegelung des gerade
noch vorstellbaren Punktes einer unbe-
kannten Anzahl von Ausdehnungen. Dieser
Punkt ist die Projektion auf eine Gestalt
von drei Ausdehnungen. Nach dem Gesetz
der Entsprechungen, das wir im Futuris-
mus erkannten, kann der Dreifaltigkeit nur
eine Dreifaltigkeit entsprechen. Der Drei-
faltigkeit einer ersten, zweiten und dritten
Ausdehnung entspricht eine Dreifaltigkeit
der vierten, fünften und sechsten Ausdehnung.
Die Dreifaltigkeit der vier-fünf-und sechs-
fachen Ausdehnung spiegelt sich in der
Dreifaltigkeit der ein-zwei-und dreifachen
Ausdehnung. Ist es schon schwer, aus der
Spiegelung der dreifachen Gestalt die drei-
fache Gestalt zu erkennen, wie bei den
Sternen, so erhöht sich die Schwierigkeit
noch mehr bei der Spiegelung der sechs-
fachen Ausdehnung in die dreifache Aus-
dehnung. Die dreifache Ausdehnung und
ihre Spiegelung in die zweifache Ausdehnung
liegen innerhalb der natürlichen Welt, der
unsere körperlichen Funktionen angehören,
also innerhalb des gleichen Grades. Die
vierte, fünfte und sechste Ausdehnung liegen
jedoch ausserhalb der natürlichen körper-
lichen Welt. Wenn wir dennoch die sechs-
fache Ausdehnung zu erkennen versuchen,
so müssen wir diese Erkenntnis aus dem
Spiegelbild der sechsfachen Ausdehnung
absehen. Diese Ab-Sicht suchen wir zu
begreifen.
Die einfache Ausdehnung ist die Linie, die
zweifache Ausdehnung die Fläche. Die
Linie ist anschaulich als Schnitt der Flächen.
So erscheint die Linie als die Stelle der
Fläche, wo sich die Flächen berühren. Für
die einzelne Fläche erscheint die Linie als
Schwelle, über die man zur Fläche gelangt.
Die dreifache Ausdehnung ist der Körper.
Die Fläche ist anschaulich als Schnitt durch
 
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