sehen. Hingegen Herr Schauspieler Kayssler
tut so, als ob er aus Stein sei. Er wirkt
wie eine Plastik von Michelangelo, denkt
die Kennerschaft. Jedes Glied ein Klotz.
Das ist die Monumentalität der hohen Kunst.
Und dass Frau Lucie Höflich ihre Rollen
blond auffasst, wird uns täglich versichert
Sie fasst ihr eignes Haar persönlich und
seelisch auf. Das ist nun wieder hohe
Kunst, weil es so natürlich ist. Auf-
fassungssache.
Was soll man nun denken. Man soll nicht
denken. Alles Lebendige ist Bewegung. Und
Kunst Gestaltung der Bewegung.
Herwarth Walden
Tragödie
Tran No. 22, gegen Herrn Dr. phil. et med. Weygandt
An andrer Werken suche stets
Das Beste nur herauszufinden,
An eignen aber sei dir’s Pflicht,
Vorerst die Fehler zu ergründen.
Marie Beeg.
Ausnahme#Offerte!
durch Kauf direkt aus Schiffsladung
ohne Zwischenhändler kann ich
Tran
konkurrenzlos billig anbieten.
Zunächst nenne ich meinen Tran: „das Wasserglas in der Fliege“ und beziehe mich auf
Marie Beeg. (Fliegen haben kurze Beine.) Ich befinde mich im Kampfe gegen die Reaktion.
„Ein Frühlingsabend am Rhein“
Die Presse unserer Gegner, der Gegner moderner Kunst, kämpft mit schmutzigen Waffen,
indem sie auf die Dummheit und Eitelkeit der Menschen rechnet. Herr Dr. phil. et med.
Weygandt in Hamburg schreibt z. B. von Zeit zu Zeit über die neue Kunst verwirrende
Artikel, die wissenschaftlich ernst erscheinen sollen, aber leider nicht sind. Der Pöbel
freut sich natürlich, dass man an sei-
Aushang kenntlich
ne gesunde Vernunft appelliert, er ahnt ja nicht, dass seine Vernunft nicht das Organ zum
Erkennen von Kunst ist. Der Pöbel freut sich, dass ein Arzt die Ähnlichkeit zwischen
modernen Künstlern und Geisteskranken so deutlich demonstriert, dass der Pöbel die Ähn-
lichkeit durch Gleichheit ersetzt.
In einem rheinischen Städtchen wird ein Frühlingsfest gefeiert. Der Pöbel ist zu dumm,
um von vornherein abzulehnen. Wie kann ein Arzt über Kunst überhaupt schreiben, der
doch höchstens nebenamtlich etwas davon versteht. Die Liedertafel Union, die sich auf
einer Rheinfahrt befindet, hat durch ihre persönlichen Beziehungen zum Festleiter eine
Einladung zur Teilnahme an dem Fest erhalten. Dann aber ist es überflüssig und irre-
führend, wenn Herr Weygandt neben seinen Namen die Titel Dr. phil. et med. schreibt.
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tut so, als ob er aus Stein sei. Er wirkt
wie eine Plastik von Michelangelo, denkt
die Kennerschaft. Jedes Glied ein Klotz.
Das ist die Monumentalität der hohen Kunst.
Und dass Frau Lucie Höflich ihre Rollen
blond auffasst, wird uns täglich versichert
Sie fasst ihr eignes Haar persönlich und
seelisch auf. Das ist nun wieder hohe
Kunst, weil es so natürlich ist. Auf-
fassungssache.
Was soll man nun denken. Man soll nicht
denken. Alles Lebendige ist Bewegung. Und
Kunst Gestaltung der Bewegung.
Herwarth Walden
Tragödie
Tran No. 22, gegen Herrn Dr. phil. et med. Weygandt
An andrer Werken suche stets
Das Beste nur herauszufinden,
An eignen aber sei dir’s Pflicht,
Vorerst die Fehler zu ergründen.
Marie Beeg.
Ausnahme#Offerte!
durch Kauf direkt aus Schiffsladung
ohne Zwischenhändler kann ich
Tran
konkurrenzlos billig anbieten.
Zunächst nenne ich meinen Tran: „das Wasserglas in der Fliege“ und beziehe mich auf
Marie Beeg. (Fliegen haben kurze Beine.) Ich befinde mich im Kampfe gegen die Reaktion.
„Ein Frühlingsabend am Rhein“
Die Presse unserer Gegner, der Gegner moderner Kunst, kämpft mit schmutzigen Waffen,
indem sie auf die Dummheit und Eitelkeit der Menschen rechnet. Herr Dr. phil. et med.
Weygandt in Hamburg schreibt z. B. von Zeit zu Zeit über die neue Kunst verwirrende
Artikel, die wissenschaftlich ernst erscheinen sollen, aber leider nicht sind. Der Pöbel
freut sich natürlich, dass man an sei-
Aushang kenntlich
ne gesunde Vernunft appelliert, er ahnt ja nicht, dass seine Vernunft nicht das Organ zum
Erkennen von Kunst ist. Der Pöbel freut sich, dass ein Arzt die Ähnlichkeit zwischen
modernen Künstlern und Geisteskranken so deutlich demonstriert, dass der Pöbel die Ähn-
lichkeit durch Gleichheit ersetzt.
In einem rheinischen Städtchen wird ein Frühlingsfest gefeiert. Der Pöbel ist zu dumm,
um von vornherein abzulehnen. Wie kann ein Arzt über Kunst überhaupt schreiben, der
doch höchstens nebenamtlich etwas davon versteht. Die Liedertafel Union, die sich auf
einer Rheinfahrt befindet, hat durch ihre persönlichen Beziehungen zum Festleiter eine
Einladung zur Teilnahme an dem Fest erhalten. Dann aber ist es überflüssig und irre-
führend, wenn Herr Weygandt neben seinen Namen die Titel Dr. phil. et med. schreibt.
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