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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 13.1922

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Sechstes Heft
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Mager, Jörg: Vierteltonmusik
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Blümner, Rudolf: Urherber-Rechte: Kleine Original-Tragödien
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https://doi.org/10.11588/diglit.47210#0124

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das hochwissenschaftliche akustische Be-
gründungsmaterial vermisst, der möge be-
denken, dass selbst der moderne Akustiker
Dr. phil. Alf. Jonquiere in seiner Akustik
(Verlag Fernau, Leipzig) als höchste Klang-
prüfungsinstanz das Ohr anerkennt! Uebri-
gens redet Stein selbst den Fachmusikern
und den Musikkonservatorien Vernachlässi-
gung des akustischen Studiums nach.
Mit meinen beiden Laienohren fand ich
nun schon nach einigen wenigen Proben,
dass sich die Vierteltöne nicht so ohne
weiteres mit den Halbtönen „paaren Durch-
schnittlich verhalten sie sich zu den Halb-
tönen ziemlich widerhaarig. Für Dissonan-
zenfeinschmecker bieten diese Zwieträchtig-
keiten, Protestschreie, Revolten bei der
„Vermählung“ von Viertelton und Halbton
willkommene Leckerbissen. Der konser-
vative Musiker, ich will nicht gleich sagen,
der Musikphilister, wird auf Grund solcher
willkürlichen Neumischungen versucht sein,
die Vierteltonmusik als Kakophonie feierlich
zu verdammen. Willy Moellendorff hat in
seinem Aufsatz „Musik mit Vierteltönen“
(Rheinische Musik- und Theaterzeitung 1916)
solche Viertelton-Missklänge köstlich ge-
schildert; z. B.: „Endlich erscheint auch der
neue und auf den ersten Blick höchst wild
sich gebärdende Akkord hoch gis, hoch- es,
d, völlig gezähmt, sobald man nur aul
seinen wilden Rachen den Maulkorb des
Wechselnoten-Zwanges stülpt, ihn also in
dieser Weise auftreten lässt: a, fis, d, —
hoch gis, eis, d, — a, fis, d. — Das Untier
frisst einem dann sozusagen aus der Hand!
Man sieht jedenfalls: viele der neuen
Intervalle und Akkorde werden sich durch
irgendwelche, noch dazu altbewährte pä-
dagogische Mittel zu nützlichen Gliedern der
neuen Top-Gesellschafterziehenlassen. Aber
leider nicht alle! Es gibt unter ihnen viel-

mehr auch manche, an denen vielfach
Hopfen und Malz verloren zu sein scheint.“
Schluss und Notenanhang folgt

Urheber<Rechte
Kleine Original /Tragödien
Glasarchitektur
Auf dem Büchertisch der Kunstausstellung
Der Sturm lag Paul Scheerbarts „Glasar-
chitektur“. -„Steht darin auch etwas
über Bruno Taut?“ fragte eine Dame die
Verkäuferin.
Aus dritter Hand
In der Ausstellung des „Sturm“ hing ein
Gemälde von Lyonei Feininger.-„Sieh
mal, Lotte,“ sagte ein Besucher, „ganz wie
Doktor Caligari.“
*
Die Plagiatoren
Ein Angestellter des Admiralspalastes
machte in den Büro-Räumen des „Sturm“
eine Offerte. — „Wissen Sie,“ bemerkte er
zu dem Generaldirektor des Sturm, „woran
mich diese Bilder erinnern? An unser
futuristisches Ballett.“
4
Kinder der Zeit
„Mutti“ rief Karlchen „sieh mal die schöne
Merzzeichnung“. — — „Aber Karlchen,
das ist ja ein Aquarell.“-„Ach ja, es
ist nur gemalt.“
*
Wunder der Technik
„Ein riesengrosser Vogel zog hoch in den
Lüften, einem Aeroplan vergleichbar, über
meinem Haupte dahin“, — schrieb ein
Schriftsteller in seinen Reisebriefen.
Rudolf Blümner

Inhalt
Herwarth Walden: Asien
Kurt Liebmann: Jäh
Kurt Schwitters: Tran ~
Jörg Mager: Vierteltonmusik
Rudolf Blümner: Urheber-Rechte / Original-Tragödien
Peri: Komposition / Zeichnung
Michael Larionow: Dekorationsskizze zu einem Ballett / Dreifarbendruck
Juni 1922

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