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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 13.1922

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Elftes Heft
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Schreyer, Lothar: Das Wort, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.47210#0214

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keine Fülle, da sein Gewolltes nicht die
Liebe, die sechste Ausdehnung ist. So er-
scheint die sechste Ausdehnung als Absicht
einer dritten Dreifaltigkeit. Von dieser
dritten Dreifaltigkeit kann nicht mit den
Entsprechungen aus der ersten Dreifaltigkeit
gesprochen werden, ohne dass diese Ent-
sprechungen aus der dritten Dreifaltigkeit,
der heiligen Dreieinigkeit, offenbart wären.
Solche Offenbarung ist das Wort des Evan-
gelisten: Im Anfang war das Wort.
Vor der Höhe unserer Bewusstseinsstufen
ist das Wort. Im höchsten Bewusstsein ist
das Wort die Liebe.
Expressionismus ist die Schau nach dieser
Bewusstseinsstufe.
Schauend nach dieser Bewusstseinsstufe
erkennt der Expressionismus das Verhält-
nis zwischen Mensch und Wort. Nun ist
das Wort Menschenwort. Das Rätsel des
fleisch geworden en Wortes kann gelöst wer-
den, wenn das Fleisch Wort wird.
Die Lösung, die Erlösung vollzieht sich
durch die Einordnung der Welt des Willens
in das Hingewendetsein zur dritten Drei-
faltigkeit, Das Wort ist das Mittel dieser
Einordnung. In jeder Bewusstseinssphäre
hat das Wort seine Entsprechung. Für den
Menschen, der noch nicht die Schwelle der
vierten Ausdehnung überschritten hat, ist die
Erscheinung des Wortes in der dritten Aus-
dehnung das höchst begriffene Mass. Von
diesem Mass aus beginnt die Einordnung.
Der Mensch stimmt die Erscheinung des
Wortes in der zweiten und der ersten Aus-
dehnung gemäss der dritten Ausdehnung
ab. Da die Wortgestalt in der ersten Aus-
dehnung Körperfunktion ist, ist das nicht
ohne Abstimmung des gesamten Körper-
organismus möglich. So wird der Mensch
und mit ihm die Wortgestalt Absicht der
Welt der Gesetze. Er selbst wird gesetz-
gemäss. In seiner Mitte kannn er aus seinem
Schwerpunkt die Dreifaltigkeit der vierten,
fünften und sechsten Ausdehnung absehen.
Sich stimmt er ab nach dieser Absicht, bis
er im Gleichmass ist mit der Welt der Liebe.
Seine Stimme hat nun die Wortgestalt,
deren Gestalt in zwei Dreifaltigkeiten steht.
So wird das Fleisch Wort. Die so gestimmte
Stimme ist das Mittel, durch das die dritte
Dreifaltigkeit die Dreieinigkeit sich offen-
bart. So wird das Wort Fleisch.
Solche Erkenntnis gibt der Expressionismus

über das Wesen der Mitte des Wortes.
Im Expressionismus ist die Wende der
Welt vollzogen. Der Wende folgt die Be-
wegung, die nun begonnen hat. Diese
Bewegung ist die Bewegung der Wortgestalt
in der zweiten Dreifaltigkeit der Ausdeh-
nungen . Diese Bewegung ist die Gemeinschaft.
5. Die Gemeinschaft des Wortes
Die Gemeinschaft des Wortes ist die Be-
wegung der Wortgestalt in der zweiten
Dreifaltigkeit der Ausdehnungen. Voraus-
gehen dieser Bewegung die Bewegung des
Kubismus und Futurismus und Expressio-
nismus.
Die Gemeinschaft des Wortes haben nur
die Menschen, denen es gegeben ist, ihr
Bewusstsein über die drei Ausdehnungen
der ersten Dreifaltigkeit hinaus auszudehnen.
Jeder von uns ist zur Gemeinschaft des
Wortes bestimmt. Solange sie uns aber
nicht bewusst ist kennen wir sie nicht.
Solange wir sie nicht kennen, ist die Be-
wegung der Wortgestalt nur zufällig Ge-
meinschaft. Solche Gemeinschaft fällt uns
dann zu. Sie fällt uns zu, dass wir-sie
kennen lernen sollen. Wer diese Gabe
nicht fasst, hält sie nicht. Wer sie hält,
empfängt sie als eigen. Sie ist dann sein
Schaffen.
Die Entwicklung entwickelte die Wortgestalt
aus der sechsten Ausdehnung in die fünfte
und vierte Ausdehnung und aus der Drei-
faltigkeit der sechsten bis vierten Ausdehnung
in die Dreifaltigkeit der dritten bis ersten
Ausdehnung.
Nach der Wende bewegt sich die Wortge-
stalt aus der Dreifaltigkeit der ersten bis
dritten Ausdehnung in die Dreifaltigkeit
der vierten bis sechsten Ausdehnung’
Die Erscheinungen der vierten bis sechsten
Ausdehnung können unmittelbar nur inner-
halb der Dreifaltigkeit der vierten bis
sechsten Ausdehnung erscheinen.
Die Wortgestalt des Menschen als eine
Erscheinung der ersten bis dritten Aus-
dehnung gehört der Dreifaltigkeit der ersten
bis dritten Ausdehnung an. Es kann durch
diese Wortgestalt nicht eine Erscheinung
der vierten bis sechsten Ausdehnung dar-
gestellt werden. Dies ist ebenso unmöglich,
wie es unmöglich ist, durch die erste und
zweite Ausdehnung eine Erscheinung der
ersten bis dritten Ausdehnung darzustellen.

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