Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (20.1929-1930)

Tanagra
Edmund Palasovsky
Blau, blau — —
Guten Abend, Tanagra, wie viele Rehe hier
sind und Lavendel! Gehören diese Oel-
bäume dir?
Tanagra lag in einem großen Bett. Ihr Arm
und die Schultern frei, ihr Haar war dunkel
und spielte ins rot. O wie das schmerzt.
Darf ich hinein? - —
Aber sehr sehr gern! Der Mai ist ja schon
hier! lieber Gewässer werden wir gehen,
-du bekommst blaues Papier, um alles
darauf zu schreiben, was du denkst und
dann habe ich ein wunderschönes lila Kleid.
Grau grau grau grün.
O wie traurig es wird, wenn ich fortgehen
muß. Wenn ich sterbe, mein Kopf fällt
dir zu. Willst du?
Solche solche Umarmung! Grün, violett
violett. Darauf sind die Küsse gefolgt. Tag
um Tag. Solche Umarmung. Blau violett.
O wie schön, Tanagra, o wie es schmerzt!
Kann man dir entkommen, Tanagra? Wie
gut ist es bei dir. Ist es schon sehr spät? —
Wenn du fortgegangen, werde ich dich nie
mehr sehen.
Violett sepia violett. Tag um Tag.
Die gesagt hat: ich hab dich in eine Rosa-
Muschel eingeschlossen, sie soll meine Hand
nicht loslassen. O wie es schmerzt! Schlafe
nicht, Tanagra, schlafe nicht! Sieh, wie schön
ich von dir geworden. Blau violett violett.
Ist es sehr spät? Gut: ich gehe schon. —

Wenn du nicht bei mir, ist es, als ob man
mir die Hand oder den Fuß abschneidet.
Als ob ich ohne Gehirn, ohne Herz. -
Du wirst mich immer sehen, Tanagra,
immer sehen. Dein Kuß wird nicht er-
kalten, deine Umarmung nicht ermatten.
Und wenn ich sterbe, mein Kopf gehört
dir. — -
Solche Umarmung.
Ich danke dir, daß du geboren. —
Blau, violett blau.

KÜHE
Voll Erde
weißer Morgen
das Horn senkt die Nacht
Gewölk
brüllt aus wilden Tagen
die Himmel bleich
und
Glotzen Dumpfen Sterben
urt dunkler Mond
die Sterne blähen
Blicke
grünes Gras
und brüllen
stummes Sterben
weiße Augen
nach
Erich Arendt

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