Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 20.1929-1930

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Roll, Stephan: Augenblicksbild
DOI Artikel:
Pana, Sascha: Der lebende Kalender: an Stephan Roll
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47222#0118

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
keit, und in dem er ihnen die Lippen
und Gesten eines Schwimmers versetzt —
gesehen durch ein grünes Glas —, kehrt
er um und richtet alle Skalen in einen Brun-
nen aus Aluminium auf.“ (Voronca.) —
Fundoianu, ein Freund und ein Glaubwürdiger,
ein fruchtbarer Poet noch vor Zürich, wirkt
jetzt in Frankreich (B. Fondane). Ein an-
erkannter moderner Dichter, ein findiger
und kluger Essayist und Prosaiker. Ebenso
SaschaPana mit seinem Bande „Diagramme“.
Geo Bogza ist eine empfindsame Natur; er
brachte starke, jugendliche Akkorde in
seinem „Journal de Sex“. — Formvollendet,
kühn und unbestreitbar ganze Dichter sind:
Moldov, Raul, Julian, Al. Dum. Pausesti
und andere.
*
In der Malerei ist Victor Brauner der auf-
regendste. — M. H. Maxy mit seiner voll-
kommenen künstlerischen Silhouette, mit
einer Formel immer mehr suchend und

einem scharfen Empfindungsvermögen. Er
ist ein unerschrockener Kämpfer und ein
Held der modernen Malerei. — Ebenso ist
sehr bekannt der frenetische, empörte Maler,
der Mitarbeiter des Dadaismus in Zürich
und seine Fortsetzung in einer verstärkten
Jugendlichkeit, ein unermüdlicher Visionär
in jeder seiner Ausstellung: der Maler
Marcel Janku. — Milita Petrascu, die Bild-
hauerin, ist die Einzige in Rumänien, die
zu uns gehört.
*
Dies ist in diesem Moment die zeitgenössi-
sche Darstellung der rumänischen modernen
Kunst. Klein ist die Anthologie ihrer Werke,
in den Spalten die uns Herwarth Walden
mit viel Freundschaft und Gutwilligkeit
zur Verfügung stellt. Sie genügt hoffentlich,
um einen poetischen Ausflug in das moderne
Deutschland zu machen.
Bukarest 1930
Stephan Roll

Die Uebersetzung ins Deutsche besorgte der Wiener Dichter Leopold Kosch


Der lebende Kalender
an Stephan Roll
Sascha Pana
Täglich war der Park ein gelesenes Buch, mit
gequälten Alleen, mit zerrauftem Haar, weiter
wechselte die Frische der Plakate jeden Morgen
die Ausstattung der Stadt mit einer Polychromie
der Schürzen. Dein Schritt vermindert die

Staubgefäße wenn du durch Regen gehst, wie
durch einen umgestürzten Korridor. So oft
du mit dir auf demselben Boulevard des Herzens
zusammenstößt und protokollmäßig dich um
Entschuldigung bittest. Eine Abwesenheit,
zwei, drei: ein unwägbarer Becher der Ver-
gessenheit. Die Alleen des Herzens. Die Allee
der Schatten, die wachsen wie ein Mörder in
einer öden Gasse. Die Allee des Refrains vom
Frühling 1928.

90
 
Annotationen