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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 20.1929-1930

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Höfler, Karl: Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.47222#0106

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Gedichte
Karl Höfler
Breit rüstet meine Seele
Jachtet der brausenden Nacht entgegen.
Und mein Herz
hämmert wider steife Tannenwälder.
Himmel weinen.
Wolken weinen.
Verhaltene Seufzer starren aus hohlen Augen.
Und hinter schwarzen Grabmälern
schielen freche Klageweiber in mein Herz.
Große, graue Eulen.
*
Meine Märchen verdämmern
Meine Tage sind fallender Regen
verlassener Gärten.
An steinernen Rüstungen pochen meine
Schritte
An den stillen Hängen rasten unbekannte
Tauben
Schluchzt mein Herz.
*
Im Dunkeln schweigen die silbernen Bäche
Kinder klagen nicht mehr
Alle Blumen hocken still im Rauch
Die Berge sind versunken in den Nächten
Von den Büschen fallen gestorbene Vögel
Die Welt rollt geduckt
Ein Schrei will branden
Ueberall
flattern empörte Fackeln auf
Zerrissene Sekunden hämmern
atemlos
Im Sprung
gewaltig steht der schwarze Sturm

Unter grauen Dächern brennen Herzen
Die Tauben in unseren Augen sind müde
Der Schlaf wandert durch das Elend unserer
Gassen
Rote Worte liegen auf zerbrochenen Lippen.
Wir glauben
Wir glauben
Zarte Tage wachsen wunschlos dem fallenden
Morgen.
Gräme dich nicht
Du
Einmal werden wir alle glücklich sein.
*
Vom Ackerland klingt hell die Sichel.
Gold.
Ich liege breit.
Sonnenblut durchadert mich.
Meiner Brust breite Keltertonne
ruht behaglich auf der Spitze eines Grashalms
Und ein ganzes Orchester geigt
zirpt
summt
um
über
und in mir.

Stein, Stein, Stein
überall
Meine Augen springen über die Dächer der
Großstadt
Ertrinken in ihrem Atem
Dunst
Unter mir preßt Leben
Den Takt dazu schlägt der russige Grobschmied
Schlag schlägt
Sein Gesicht
Arbeit
 
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