Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (20.1929-1930)

Dichter
Nikolaj Furdnadjieff

Ich kenne nicht die Stunde,
in die ich plötzlich hier geraten bin,
nun weiß ich aber doch,
daß ich lange
und schwer in der Finsternis stand,
während draußen heller Mittag leuchtet
und kniehoch der Schnee liegt.
In dieser Stunde sehe ich
wie der Himmelkreis draußen wächst,
ich sehe wie alt,
wie starr und wie blind ich doch bin,
auch wie Ihr alle
in den Rauch,
hinter den Fenstern erlöschet
und sich stumpf
— Tag nach dem Tag —
staubige Tage einreihen.

Ihr alle seid gut,
seid tief und klug —
eure Worte klingen jetzt
so mild’ und so weise,
aber tief in dem Hintergrund
eurer blauen, bleiernen Augen
blinzelt ein kleiner und hinkender Tod.
Hier unter euch
werde ich vielleicht,
so wie es sich gehört,
ganz anständige Bücher schreiben
und werde nachher,
wieder wie es sich gehört,
einige Schulen durchlaufen
um schließlich
ein berühmter,
doch unnötiger Dichter zu sein.

Darum will ich
die überflüssige und schwache Stimme
in meiner Seele erdrosseln,
dann werde ich nichts mehr wissen und denken,
werde Alkohol trinken
und nur schwer und stumpf
für das schwarze Brot schuften.