graue Nebel ziehen. Wir verkriechen uns
in die öden verlassenen Höhlen wie eine
Tierherde, die von einer Todesgefahr ver-
folgt wird, und zusammengepreßt in unseren
dunkeln, gähnenden Löchern, in unseren
wilden unmenschlichen Schlupfwinkeln,
schlafen wir, unruhig- träumend. Ersticktes
Röcheln und tiefes Stöhnen zerreißt die
Stille: als wenn dort etwas vernichtet wird
mit schmerzlicher und g-rausig-er Qual.
Jeder Tag- g-leicht dem anderen mit einer
traurigen erschütternden Genauigkeit . . .
Aus dem Poem „Untergang44
Iwan Hadschi Christoff
Ich bin nicht würdig,
an deinem klaren Ufer anzulegen, Seele —
und verderbe in den schwarzen Ruinen
dieser unendlichen Finsternis,
in welcher ich ein sündiger Hurer bin
und Kain für mich ein Traum ist.
Ich erinnere mich noch deiner wunderbaren Geheimnisse, *
denn du hast nicht einmal schon versprochen
deinem bleichen Diener Treue
und Zuflucht deinem wachen Wächter?
Doch erreicht mich heute nicht mehr
die unzulängliche Gestalt deiner Fata Morgana —
die alles widerlegende Zeit übermannte uns
und wie schmerzlich ist es, dich so unnötig zu empfinden!
Wir waren ohne Gnade und stumm —
für einander zu schlecht,
und unsere Liebe so grob!
Trauer war jede Schönheit
und jede Sonne verlor sich
in unserer Urhäßlichkeit —
Und nun reift in uns
das sich aufbäumende Grauen!
Was werden wir sein, wenn es Tag wird
und die Sonne der Welt aufgeht? . . .
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in die öden verlassenen Höhlen wie eine
Tierherde, die von einer Todesgefahr ver-
folgt wird, und zusammengepreßt in unseren
dunkeln, gähnenden Löchern, in unseren
wilden unmenschlichen Schlupfwinkeln,
schlafen wir, unruhig- träumend. Ersticktes
Röcheln und tiefes Stöhnen zerreißt die
Stille: als wenn dort etwas vernichtet wird
mit schmerzlicher und g-rausig-er Qual.
Jeder Tag- g-leicht dem anderen mit einer
traurigen erschütternden Genauigkeit . . .
Aus dem Poem „Untergang44
Iwan Hadschi Christoff
Ich bin nicht würdig,
an deinem klaren Ufer anzulegen, Seele —
und verderbe in den schwarzen Ruinen
dieser unendlichen Finsternis,
in welcher ich ein sündiger Hurer bin
und Kain für mich ein Traum ist.
Ich erinnere mich noch deiner wunderbaren Geheimnisse, *
denn du hast nicht einmal schon versprochen
deinem bleichen Diener Treue
und Zuflucht deinem wachen Wächter?
Doch erreicht mich heute nicht mehr
die unzulängliche Gestalt deiner Fata Morgana —
die alles widerlegende Zeit übermannte uns
und wie schmerzlich ist es, dich so unnötig zu empfinden!
Wir waren ohne Gnade und stumm —
für einander zu schlecht,
und unsere Liebe so grob!
Trauer war jede Schönheit
und jede Sonne verlor sich
in unserer Urhäßlichkeit —
Und nun reift in uns
das sich aufbäumende Grauen!
Was werden wir sein, wenn es Tag wird
und die Sonne der Welt aufgeht? . . .
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