zu pauken, beobachtete aber mit Schaudern im
Magen von Grummer, daß alle gute Literatur
aufgezehrt und verdaut war ....
Nachdem es ihm derart in Zukunft an jeglicher
Nahrung fehlen wird, aß Algazy als Vergeltung
das ganze Bläschen auf, während Grummer
schlief.
Verzweifelt nahm Grummer den nächsten Tag
— da er ohne Bläschen allein auf der Welt
blieb — den Alten in den Schnabel und warf
ihn nach Sonnenuntergang voll Wut auf den
Gipfel eines hohen Berges . . . Ein riesiger
Kampf entbrannte dort zwischen ihnen und hielt
die ganze Nacht hindurch bis Tagesanbruch an,
als Grummer — besiegt — sich bereit erklärte
die ganze verschlungene Literatur zurückzu-
geben.
Er spie sie aus in Algazy’s Hände . . . Aber
der Alte, in dessen Unterleib die Fermen des
verschluckten Bläschen gärten, begann die
Schauer der zukünftigen Literatur zu erwecken
und fand, daß alles was man ihm anbietet zu
wenig und veraltet sei . . .
Ausgehungert und da sie nicht imstande waren,
in der Dunkelheit jene ideale Nahrung zu finden,
die sie beide so sehr benötigten, nahmen sie
den Kampf mit verdoppelten Kräften auf. Unter
dem Vorwand nur zu kosten, um sich zu ver-
vollkommnen und besser kennen zu lernen, be-
gannen sie, sich mit immer wachsender Wut
zu beißen. Indem sie einander langsam auf-
zehrten, gelangten sie zum letzten Knochen.
Algazy endigte früher.
Nachruf
Am anderen Tage konnten die Vorbeigehenden
in einem Graben, vom Regen weggespült, einen
Rest von Stacheldraht und einen übelriechenden
Schnabel aus Holz sehen. Die Behörden wur-
den verständigt, aber noch bevor diese an dem
Tatort angekommen waren, erschien ganz un-
erwartet eine von Algazy’s Frauen, die die
Gestalt eines Besens hatte und zwei- dreimal
hin und herfahrend kehrte sie rechts und links
alles in den Mist.
*
Algazy & Grummer ist die ehemalige Firma
eines Geschäftes von Reisetaschen, Geldtäsch-
chen usw. in der Hauptstadt, eine Firma, die
heute unter einem einzigen Namen besteht.
Auf jeden Fall erlauben wir uns zu glauben,
daß die Namen von Algazy oder Grummer,
nach den Vorstellungen, die sie durch ihre
spezifische Melodie — das Ergebnis des wohl-
klingenden Eindruckes im Ohr — erwecken,
mit der Dynamik und dem Inhalt dieser zwei
sympathischen und vornehmen Bürger schein-
bar nicht übereinstimmen, wie wir sie aus der
Wirklichkeit kennen.
Wir erlauben uns weiter oben dem Leser zu
zeigen, wie ein Algazy oder ein Grummer hätte
sein können oder sein müssen „in abstracto“,
wenn sie nicht durch einen Zufall erschaffen
worden wären. Ein Schicksal, das ganz und
gar nicht beachtet, ob die Gegenstände der
Schöpfung in der Gestalt und in der Bewegung
mit dem Namen übereinstimmen, den man
ihnen geliehen hat.
Wir entschuldigen uns bei den Herren Algazy
& Grummer wegen der Bemerkungen, die wir
uns weiter oben erlaubten; wir machen dies
aber schon aus dem Wunsche heraus, ihnen
zu dienen.
Es scheint, daß nur ein einziges Heilmittel
möglich wäre: entweder, daß jeder von ihnen
einen anderen Namen findet, der ihrer persön-
lichen Wirklichkeit mehr entspricht. Oder daß
sie sich selbst ändern sollten solange es noch
Zeit ist, als Gestalt und als Rolle, nach der
einzigen Aesthetik der Namen, die sie tragen,
wenn sie diese noch bewahren wollen.
97
Magen von Grummer, daß alle gute Literatur
aufgezehrt und verdaut war ....
Nachdem es ihm derart in Zukunft an jeglicher
Nahrung fehlen wird, aß Algazy als Vergeltung
das ganze Bläschen auf, während Grummer
schlief.
Verzweifelt nahm Grummer den nächsten Tag
— da er ohne Bläschen allein auf der Welt
blieb — den Alten in den Schnabel und warf
ihn nach Sonnenuntergang voll Wut auf den
Gipfel eines hohen Berges . . . Ein riesiger
Kampf entbrannte dort zwischen ihnen und hielt
die ganze Nacht hindurch bis Tagesanbruch an,
als Grummer — besiegt — sich bereit erklärte
die ganze verschlungene Literatur zurückzu-
geben.
Er spie sie aus in Algazy’s Hände . . . Aber
der Alte, in dessen Unterleib die Fermen des
verschluckten Bläschen gärten, begann die
Schauer der zukünftigen Literatur zu erwecken
und fand, daß alles was man ihm anbietet zu
wenig und veraltet sei . . .
Ausgehungert und da sie nicht imstande waren,
in der Dunkelheit jene ideale Nahrung zu finden,
die sie beide so sehr benötigten, nahmen sie
den Kampf mit verdoppelten Kräften auf. Unter
dem Vorwand nur zu kosten, um sich zu ver-
vollkommnen und besser kennen zu lernen, be-
gannen sie, sich mit immer wachsender Wut
zu beißen. Indem sie einander langsam auf-
zehrten, gelangten sie zum letzten Knochen.
Algazy endigte früher.
Nachruf
Am anderen Tage konnten die Vorbeigehenden
in einem Graben, vom Regen weggespült, einen
Rest von Stacheldraht und einen übelriechenden
Schnabel aus Holz sehen. Die Behörden wur-
den verständigt, aber noch bevor diese an dem
Tatort angekommen waren, erschien ganz un-
erwartet eine von Algazy’s Frauen, die die
Gestalt eines Besens hatte und zwei- dreimal
hin und herfahrend kehrte sie rechts und links
alles in den Mist.
*
Algazy & Grummer ist die ehemalige Firma
eines Geschäftes von Reisetaschen, Geldtäsch-
chen usw. in der Hauptstadt, eine Firma, die
heute unter einem einzigen Namen besteht.
Auf jeden Fall erlauben wir uns zu glauben,
daß die Namen von Algazy oder Grummer,
nach den Vorstellungen, die sie durch ihre
spezifische Melodie — das Ergebnis des wohl-
klingenden Eindruckes im Ohr — erwecken,
mit der Dynamik und dem Inhalt dieser zwei
sympathischen und vornehmen Bürger schein-
bar nicht übereinstimmen, wie wir sie aus der
Wirklichkeit kennen.
Wir erlauben uns weiter oben dem Leser zu
zeigen, wie ein Algazy oder ein Grummer hätte
sein können oder sein müssen „in abstracto“,
wenn sie nicht durch einen Zufall erschaffen
worden wären. Ein Schicksal, das ganz und
gar nicht beachtet, ob die Gegenstände der
Schöpfung in der Gestalt und in der Bewegung
mit dem Namen übereinstimmen, den man
ihnen geliehen hat.
Wir entschuldigen uns bei den Herren Algazy
& Grummer wegen der Bemerkungen, die wir
uns weiter oben erlaubten; wir machen dies
aber schon aus dem Wunsche heraus, ihnen
zu dienen.
Es scheint, daß nur ein einziges Heilmittel
möglich wäre: entweder, daß jeder von ihnen
einen anderen Namen findet, der ihrer persön-
lichen Wirklichkeit mehr entspricht. Oder daß
sie sich selbst ändern sollten solange es noch
Zeit ist, als Gestalt und als Rolle, nach der
einzigen Aesthetik der Namen, die sie tragen,
wenn sie diese noch bewahren wollen.
97