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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 12.1912/​1913

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Heft 4
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52

Die Werkstatt der Kunst.

Heft

Literatur

Ausstellung Friedrich der Große in der Lunst, veranstaltet
von der Kgl. Akademie der Künste zu Berlin. 110 Gra-
vüretafeln mit beschreibendem Text und Einleitung von
Prof. vr. Seidel und Prof. Or. Amersdorfer. Pracht-
band in Großfolio, gedruckt und verlegt von der Photo-
graphischen Gesellschaft in Berlin in 315 Exem-
plaren, von denen 255 in den Buchhandel gelangten.
In vollendet schönen Reproduktionen zieht die
interessante, von Arthur Kampf veranstaltet gewesene
Ausstellung wieder an uns vorüber und gibt uns Ge-
legenheit, die damals empfangenen Eindrücke aufzufrischen
und neu zu ordnen. Die „Blender" treten zurück, die
wahre Kunst hält stand, was Friedrich II. eigentlich war,
haben nur wenige Künstler seiner Zeit verstanden; auf
alle Fälle war Pesne zu klein für seine Größe. Pier, wo
die Farbe fehlt, tritt es noch unbarmherziger zutage, daß
der vielbeschäftigte Akademiedirektor allerdings ein ganz
fabelhaft geschickter Maler, ein Mode- und Modenmaler
mit pikantester Technik, aber alles andere als ein Psycho-
loge und deshalb auch gar kein Porträtist gewesen ist. In
der Eharakteristik wird er von den meisten Künstlern, wie
Lhodowiecki, Graff, Latour, Terbusch, Lunninham usw.,
tief in den Schatten gestellt, aber als Frauen- und Kleider-
xuxpenmaler ist er unübertrefflich, und man kann sich an
seiner glänzenden Kostümtechnik gar nicht satt sehen. Neben
einer großen Reihe seltener Porträts des Königs enthält
das Werk sehr schöne zeitgenössische Bilder von Paraden
und höfischen Szenen, dann Porträts von Generalen, Tänze-
rinnen und Pofdamen. Darauf folgen: Menzel mit feinen
Pauptwerken und Abbildungen der Innenräume des Schlosses
Sanssouci. Lin weiter Zeit-Abstand und dann die Künstler
unserer Zeit, die sich in den Geist des alten Fritz mit mehr
oder weniger Glück zu vertiefen versucht haben: obenan
Arthur Kampf und das doch überraschend starke Bild Per-
mann Kaulbachs: „Friedrich der Große und Sebastian
Bach", ferner Skarbina, Seiler, Röchling und andere. Die
Plastik ist vertreten von Bardou, Schadow, Rauch usw.
aus der alten Zeit und von Tuaillon, Uphues, Paverkamp
und anderen aus der neuen Zeit. — Die große, schöne
Publikation der Photographischen Gesellschaft ist als eines
der Pauptwerke über Friedrich den Großen und die
Kultur seiner bedeutsamen Periode anzusehen und wird
über die Jubiläumszeit hinaus eine dauernde Bedeutung
behalten.
Die Geschichte der Dekorationsmalerei als Gewerbe. Ein
Streifzug durch zweitausend Jahre deutscher Kultur-
geschichte. Mit 72 Abbildungen, von pugo Pillig,
pamburg 1912, im Selbstverläge des Autors, pam-
burg 22, Dehnheide 129. Preis broschiert 5,25 Mk., in
Leinwand gebunden 6 Mk. inkl. Porto.
Aus dem Inhalt: I. Pauptteil: Die Entwickelung
der Malerei zum Beruf. (Die Germanen und die Römer.
Die Klöster und die Mönche. Die Burgen und die Ritter.
Die Städte und die Bürger.) II. Pauptteil: Das Gefüge
des Berufes. Das Arbeitsfeld der Maler. Die soziale und
die wirtschaftliche Stellung der Maler. Die Bilderstürme
der Reformation und der dreißigjährige Krieg. Die Wander-
fahrten der Maler. Die Organisationen der Maler. Die
Aufgaben der Gilden und Zünfte der Maler. Die freie
Kunst der Maler. Die Meisterstücke. Die Spaltung des
Malerberufes. III. Pauptteil: Das Malergewerbe. Die
Akademien. Die Auflösung der Zünfte. Das neunzehnte
Jahrhundert. Der Stilwandel. Die Gründerzeit. Neue
Separationen. Die neuen Organisationen. Am Anfänge
des zwanzigsten Jahrhunderts. Das Malergewerbe in der
kunstgewerblichen Bewegung. Die Maßnahmen zur pebung
des Malergewerbes. Das Nalergewerbe nach der Berufs-
zählung von 1907. Das Malergewerbe und die Kunst. —
Was pugo Pillig hier gibt, sollte keine Kunstgeschichte der
Dekorationsmalerei sein, sondern eine soziale und wirt-
schaftliche Geschichte der Dekorationsmalerei als Gewerbe.
Er schildert, wie eben die Dekorationsmalerei als Gewerbe

entstanden ist, in langen Kämpfen zwischen den stets sich
abspaltenden Sparten und der eigentlichen künstlerischen
Malerei, und er berührt besonders die Gegensätze, die sich
vom 16. Jahrhundert an, zuerst fast unmerklich und nur
in lokalen Fällen, dann aber immer deutlicher und schließ-
lich zur Zeit der Akademiegründungen in heftigen Feind-
seligkeiten zwischen handwerklicher und abstrakt künstle-
rischer Berufsform in der Malerei aufgetan haben. Lin
ganzes Kapitel (es wurde besonders abgezogen und steht
Interessenten unentgeltlich zur Verfügung), das über die
Freie Kunst der Maler, ist einer Darlegung der absonder-
lichen von der Zunft gelösten Stellung eingeräumt, die der
Malerberuf in vielen Städten gegenüber anderen pand-
werken eingenommen hat. Aber ehe diese Gegensätze sich
entwickelten, waren eben die alten Gemäldekünstler
die Naler schlechthin und sie fügten sich in ihrer
Arbeitsweise den Vorschriften der aus den alten kirchlichen
Brüderschaften herausgewachsenen Zünfte und befaßten sich
eben mit jeder Art von Malarbeit, auch mit der ge-
ringsten: nur muß man eben nicht annehmen, daß in jenen
Zeiten der Anstrich eine solche quantitative und technische
Rolle gespielt habe wie heute. Ls ist bei Meister Bertram
nachzuweisen, auch bei Lucas Lranach; die beiden alten
Polbeins in Augsburg, Pans und Sigismund aber zeigen,
daß ihre verschiedene Begabung schon von selbst eine
natürliche Scheidung herbeiführen mußte. Aber das waren
Linzelfälle, der alte Malerberuf jener Zeit konnte die
Zwiespältigkeit in der Art eben so leicht aushalten, wie
die modernen Ateliers, die von der Kunstmalerei aus nach
Dekorationsmalereien greifen. Die ganz einfachen Arbeiten
aber waren in alter Zeit noch unbestrittenes Vorrecht in
Norddeutschland der Maurer und in Süddeutschland der
Tüncher; beide Berufe dehnten ihr pandwerk auch auf
die Oberflächenbehandlung mit einfachen Farbstoffen aus.
Aus dieser technischen Nachbarschaft aber ergaben sich dann
später, vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zwischen den
Malern, den Maurern und den Tünchern die heftigsten
Konflikte, die sich entwickelten neben den Spaltungskämpfen
der Maler untereinander. Alle diese komplizierten sozial-
geschichtlichen Wandlungen hätten nicht in einer Geschichte
der dekorativen Malerei als Kunstform gegeben werden
können und von dem kunstgeschichtlichen Stoff konnte der
Verfasser immer nur soviel in die Darstellung einstechten,
als zum Verständnis der einzelnen Perioden notwendig war.
Man sieht aus diesen kurzen pinweisen schon, daß
hier ein Buch vorliegt, das die bildenden Künstler
in höchstem Maße interessieren muß, besonders da
in unseren Tagen immer wieder davon gesprochen wird,
dem künstlerischen Unterricht wieder die alte Betriebsform
der Renaissance, also der Meisterlehre, zu geben. Die
fesselnde Darstellung läßt erkennen, wieviel sich doch seit
damals geändert hat und sich wandeln mußte. Schließlich
müssen jeden Kunstfreund die Kapitel erwärmen, die von
der wirtschaftlichen Not unserer größten deutschen Naler,
der Polbein, Dürer usw. handeln. — Das Buch sei also
aufs beste empfohlen. Fritz pellwag.
Dugo v. Tschudis gesammelte Schriften zur neueren Runst
werden von Tschudis früherem Assistenten an der Berliner
Nationalgalerie, E. Schwedeler-Meyer, dem jetzigen Direktor
des Nordböhmischen Gewerbemuseums in Reichenberg i.B.,
herausgegeben. Für die Biographie, die dem Bande vor-
ausgehen soll, hat die Witwe die Tagebücher Tschudis zur
Verfügung gestellt. Das Werk umfaßt 13 Schriften und
Aufsätze Tschudis und ein Verzeichnis seiner sämtlichen
literarischen Arbeiten in zeitlicher Folge.
Berlin. Alfred pelberger, der Berliner Landschafts-
maler, druckte in einmaliger pundertauflage auf seiner
eigenen presse 15 Bilder, meist Landschaften, in kräftigen
edlen Farben, wie man sie bei diesem das Kolorit meistern-
den Künstler in der Großen Berliner Kunstausstellung ge-
sehen hat. Das Maxpenwerk, welchem 25 dichterische
Stimmungsbilder des Künstlers beigegeben werden, wird
bei Fritz Lckardt in Leipzig erscheinen und den Titel
tragen: „panddrucke und Rhythmen".
 
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