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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 12.1912/​1913

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Heft 26
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Redaktioneller Teil
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Wirtschaftlicher Zusammenschluß aller deutschen Künstler
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Hofmaler Arthur Fischer in der Passage
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https://doi.org/10.11588/diglit.53854#0365

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XII, Heft 26.

Die Werkstatt der Kunst.

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liche „Vereinsgrößen" sind für dieses krönende Haupt-
werk absolut nicht zu gebrauchen, es fordert die
besten, die sich gewiß nicht vergebens rufen lassen
werden!!
*
I München.
Der Wirtschaftliche Verband bildender
Künstler hat sich am s2. März in einer geschlossenen
Versammlung konstituiert.
Zum s. Vorsitzenden wurde Prof. v. Stie-
ler, zum stellvertretenden Vorsitzenden Max
Nonnenbruch gewählt. Das Amt eines s. Schrift-
führers übernahm Franz Guillery, das des
2. Schriftführer Ludwig Nlühlbauer, s. Kassier
ist Hermann Knopf, 2. Kassier Jos. Andr.
Sailer. Als Beisitzer fungieren die Herren Pros.
Benno Becker, Fritz Bergen, Ludw. Bolgiano,
Leonhard Blum, Jos. Damberger, Prof. Fritz
Lrler,RelaHoenigsmann,s)rof. Lrn st Lieber-
mann, Prof. w. Löwith, Prof. T. v. Marr,
Franz Multerer, Friedr. Prechtel, Prof. Rene
Reinicke, Ludw. v. Senger, Prof. Hermann
Urban.
Die gebildeten Kommissionen werden mit Ernst
und Eifer an die schwierigen Vorbereitungsarbeiten
gehen, um zur Realisierung des Gedankens, zum wirt-
schaftlichen Zusammenschluß fördernd beizutragen. Es
wurde eine Finanz-Kommission, eine Kommission
für den Rechtsschutz, eine für Verlagsrechts
und Reproduktion, eine für Wohlfahrts- und
Unterstützungs-Einrichtungen, eine für Ma-
terial und Spedition gegründet. Zn diesen Kom-
missionen sind außer den oben schon genannten Vor-
standsmitgliedern noch eine Zahl bekannte Münche-
ner Künstler vertreten.
Msn darf setzt natürlich nicht sofort große
Umwälzungen und Reformen erwarten. Die
erste Zeit nach der Gründung muß und wird stiller
vorbereitender Arbeit gelten. Vor allem hängt aber
das Gelingen der neuen Bewegung davon ab, daß
möglichst viele Künstler dem Verband bei-
treten. Nur als Vertretung der gesamten Münche-
ner Künstlerschaft wird der Verband jenen Einfluß
bekommen, der nötig ist, um Forderungen vollauf
erreichen zu können.
Einzeichnungslisten zum Beitritt in den
Wirtschaftlichen Verband liegen auf: im Sekre-
tariat des Künstlerhaus-Vereins, im Künstlerhaus,
Lenbachplatz, in der Kanzlei der k. Kunst-Akademie
und im Künstler-Unterstützungsverein, Landwehr-
straße ^6. Den genannten Stellen können Beitritts-
Anmeldungen mit genauer Angabe der Adresse auch
schriftlich ein gesandt werden. Nach den
Satzungen des Verbandes können alle jene, die bil-
dende Kunst berufsmäßig ausüben, Mitglieder wer-
den; der jährliche Beitrag ist auf 5 Mark
festgesetzt." (Die geringe Höhe dieses Beitrages
ist zu bedauern. Was kann mit so wenig Geld
geleistet werden? Das Fünffache sollte gefordert
werden! Red.)

II Vertin.
Auch in Berlin sind die Aussichten für einen wirt-
schaftlichen Zusammenschluß der bildenden Künstler,
der zunächst lokal gedacht wird, aber später der ganz-
deutschen Sache eingegliedert werden soll, sehr
günstig. Hier arbeitete schon seit längerer Zeit
eine wirtschaftliche Kommission, die sich aus
Mitgliedern des Ortsvereins der A. D. K. G. und
anderen Korporationen gebildet hat, unter dem Vorsitz
von Otto Marcus. Sie hat durch eine Umfrage
sehr wichtiges statistisches Material herbeigeschafft
und von einem Nationalökonomen bearbeiten lassen,
hat sich auch sonst mit den einschlägigen Fragen
sehr ernsthaft und eingehend befaßt. Es wird eine
öffentliche Künstlernerfainnrlung kurz nach
Ostern stattfinden; wenn wir recht unterrichtet wur-
den, sind die prominentesten Berliner Künstler, wie
Arthur Kampf, Max Liebermann, Ludw. Manzel,
Schulte im Hofe, Max Slevogt und andere,
bereit, den Aufruf zu dieser Versammlung zu unter-
zeichnen und den wirtschaftlichen Zusammenschluß der
Künstler auch weiterhin zu fördern.
Der Gedanke lebt, die Tat reift!
Hofmaler Krlbur ^ilAer in cter Passage
Lin Berliner Maler hatte den Auftrag erhalten, eine
der bekannten Neber malungen für den Hofmaler
Fischer in der Passage anzufertigen. Ls entwickelte
sich die folgende Korrespondenz, die ein scharfes Licht auf
die „Beschäftigung" notleidender Künstler wirft.
I.
Lrst jetzt nach meiner erfolgten Rückkehr kann ich
Ihnen mitteilen, daß, fo leid es mir auch tut, ich mit
Ihnen kaum werde in geschäftliche Verbindung treten
können, da die von Ihnen ausgeführte Probearbeit sich
doch nicht für mich eignet, wenigstens nicht fo, wie es vom
Publikum bei mir gewünscht wird. Die Arbeiten, die ich
von Ihnen in Ihrem Atelier gesehen habe, gefielen mir
weit besser, es mag fein, daß Sie sich noch nicht an die
photographische Unterlage gewöhnen können. Ich stelle es
Ihnen nun anheim, falls Sie es noch einmal versuchen
wollen, das Bild in feinen Feinheiten mehr durchzuarbeiten,
bis es für meine Zwecke brauchbar ist, sollten Sie dies
nicht wünschen, so stelle ich es Ihnen auch anheim, gegen
Zahlung von H,50 Mk. für die Vergrößerung und die
Holzplatte das Bild für sich selbst zu erwerben, da ich
anderenfalls gezwungen bin, die Malerei wieder abzu-
waschen, um das Bild anderwärts ausführen zu lassen.
Ich sehe Ihrer geschätzten Antwort in den nächsten Tagen
entgegen, da ich das Bild, wenn Sie es nicht selbst
erwerben wollen, gern in allernächster Zeit ausführen
lassen will.
Indem ich nochmals meinem Bedauern Ausdruck gebe,
daß es nicht möglich ist, in Geschäftsverbindung zu treten,
zeichne ich
mit ergebenster Hochachtung
I. V.: ^rtllur bischer, Hofmaler.
Das Sekretariat.
II.
In höflicher Beantwortung Ihres werten Schreibens,
bedaure ich, Ihnen mitteilen zu müssen, daß mir meine
Zeit nicht erlaubt, Sie nochmals in Ihrem Atelier zu be-
suchen, ebensowenig hier in meinem Atelier die Korrektur
mit Ihnen durchzunehmen, wie ich schon sagte, haben
mir Ihre eigenen Arbeiten viel besser gefallen, und ersehe
ich aus der mir gelieferten Arbeit, daß Sie die^Technik,
 
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