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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 12.1912/​1913

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Heft 28
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XII, Heft 28.

Die Werkstatt der Kunst.

387

Düsseldorf. Prof. Karl Koetschau, der Direktor am
Berliner Kaiser-Friedrich-Museum, hat die Berufung als
Generaldirektor der vereinigten Mus een in Düssel-
dorf angenommen. Prof. Koetschau, der im H5. Lebens-
jahre steht, war tyoq von der Leitung der Weimarer Kunst-
sammlungen nach Berlin ans Kaiser-Friedrich-Museum be-
rufen worden. Ueber den Nachfolger Koetschaus ist- heute
noch nichts entschieden. Ls steht aber, wie das „B. T."
meint, zu erwarten, daß eine Verschiebung in der Leitung
des Museums eintritt, Koetschau keinen Nachfolger erhält
und Geheimrat Bode die Leitung des Kaiser-Friedrich-
Museums mit übernimmt.

Auszeichnungen

Kopenhagen. Der 25jährige dänische Bildhauer Axel
Poulsen erhielt dieser Tage die Große Goldmedaille
der dänischen Akademie für sein großes Relief „Die
Austreibung der Geldwechsler durch Christus". Die Große
Goldmedaille der Akademie wurde seit ;880 überhaupt
nicht erteilt. Die Akademie begnügte sich in der Zwischen-
zeit mit der Erteilung der Kleinen Goldmedaille. Diese
bekam im Vorjahre der junge Poulsen ebenfalls.

— Runlchanctel uncl Versteigerungen —
Frankfurt a. M. (Frankfurter Kunstverein.) Hand-
zeichnungen und Aquarelle hauptsächlich neuerer Meister
und Gemälde Frankfurter und anderer Künstler; Verstei-
gerung: 8. April
Köln. Am Mittwoch, den 2. April, wird durch Peter Hau-
stein (Firma Lempertz Buchhandlung) die Sammlung
August Stein versteigert. Die Sammlung erhält ihren
besonderen wert durch mehrere charakteristische Werke von
Oswald Achenbach.
Die Kunstkritik auf -er Leimrute -es Aunsthan-els.
Der Kunstschriftsteller Robert Breuer schreibt im
„vorwärts": „Die Nachricht, daß die Sammlung Nemes
nun doch versteigert werden soll, darf nicht nur registriert
werden, es muß ihr eine Demaskierung folgen. Ls muß
einmal den neuesten Tricks der Kunsthändler das honorige
Lärvlein abgebunden werden; wir müssen es einmal offen
und laut sagen, daß es nicht anständig ist, unter der Flagge
privater Sammlungen Besprechungen der öffentlichen Kritik
zu bekommen, um gleich hinterher solche Wertungen zum
Antreiben von Auktionspreisen zu nutzen. Nun ist es
natürlich richtig, daß der künstlerische wert eines Bildes
unbeschadet bleibt, ob es einem Kunstfreund, ob es einem
Händler (der nebenbei Kunstfreund sein kann) gehört. In-
dessen, da es am wenigsten in allen Fragen der Künste
ein objektives Urteil gibt und gerade hier unendlich viel
von der Stimmung und der Einstellung des Betrachtenden
abhängt, so ist es nur selbstverständlich, daß die Wertung
wohlwollender ausfällt, wenn man glaubt, zugleich seinen
Spruch über das Lebenswerk eines uneigennützigen und
wirklich begeisterten Sammlers geben zu können. Von
solcher Psychologie hat Nemes profitiert, profitierte auch
neulich Herr Reber, dessen sog. Sammlung bei Lassirer zu
sehen war. Das kränkt uns; wir haben nicht die geringste
Lust, uns von Händlern und deren Konzernen mißbrauchen
zu lassen. Und wenn wir auch gewiß sind, daß wir, un-
bekümmert um Art und Absicht des Besitzers, gute Bilder
erkennen und loben, schlechte tadeln werden, so reizt uns
doch schon die Möglichkeit, daß die Händler glauben könnten,
uns düpiert zu haben. Der Händler versuche nicht mehr,
unser Interesse künstlich dadurch anzustacheln, daß er durch
die Fatamorgana des stillen, opferbereiten Sammlers die
Geschäfte des Verkäufers und Spekulanten besorgt."

Vermischtes

Düsseldorf. Als Wilhelm Schadow im Jahre ^826 nach
Düsseldorf ging, ging er nicht alleine, sondern ein Troß

von Künstlern folgte ihm, resx. ging dem Meister Schadow
um ein paar Tage vorauf. In Düsseldorf erwies sich
dieser nicht allein durch seine bald allerorts nachgeahmte
Organisation der Kunstakademie als deren ausgezeichnetster
Direktor, sondern auch durch sein Geschick, seinen Künstlern
Absatzmöglichkeiten zu schaffen. Der Staat kaufte keine
Bilder, weil er kein Geld hatte, und der privaten Aufträge
waren auch nicht viel. (Düsseldorf kam auch erst t8Z0
en voZue.) Da regte Schadow die Gründung des Kunst-
vereins für die Rheinlands und Westfalen an. Später
wurde übrigens auch noch eine Zeitschrift gegründet, und
„die Düsseldorfer Schule hat den Vorzug vor der hiesigen
(Berlinischen), daß sie durch eine Zeitschrift Nachrichten
von Kunstarbeiten, Beurteilung und Gründe ihres Ver-
fahrens dem Kunstfreunde mitteilt" (O. Schadow, Kunst-
werke und -ansichten). — Der Kunstverein kaufte Bilder
der Düsseldorfer Schule zur Verlosung, sorgte durch seine
gestochenen Kunstblätter für eine weite Verbreitung der
lokalen naturalistisch-romantischen Kunst und stiftete „Bilder
zu öffentlichen Zwecken". — Heute wie damals: Verlosung
(kurz vor der Verlosungsausstellung sieht man in den
Ateliers der Meisterschüler an der Düsseldorfer Akademie
zahlreiche Genrebilder zum Zwecke des Verlosungsverkaufs
in Arbeit), Kunstblätter, Bilder für öffentliche Zwecke, für
Kreishäuser, für das Schloß Burg an der wupxer usw.
im Kartonstil des Bendemann-Schülers Peter Janßen.
Der bezügliche Gegenstand darf darin nicht fehlen. Da
aber die Gabe der poetischen Erfindung nur selten
noch (auch in Düsseldorf) im Inventar des modernen
Künstlers zu finden ist, geht der Kunstverein bei seinen
Konkurrenzausschreibungen dem Bewerber hilfreich zur
Hand, z. B. so (es handelt sich um die Ausschmückung
des Treppenhauses im Kaiser-Wilhelm-Museum zu Kre-
feld mit Marmorrelieffriesen): „welcher Art könnten nun
die Motive für die Komposition sein? Man wird diese
Frage in erster Linie nicht mit der Angabe des Dar-
stellungsinhaltes zu beantworten haben, sondern mit der
Erwägung, was in künstlerisch formaler und dekorativer
Hinsicht wirksam und geeignet sein wird. — wenn nun
auch die Rücksicht auf die künstlerische Form nach unseren
heutigen Anschauungen voranstehen und den Ausschlag
geben muß, so ist doch auch die Wahl des Darstellungs-
inhaltes, welcher die Form mitbestimmt, von großer Wich-
tigkeit. Bei der Umschau nach geeigneten Motiven wird
der erste Gedanke sich vielleicht auf Themata richten, die
in irgendeiner Beziehung zu Kaiser Wilhelm I. stehen.
Das Museum ist zum Andenken an ihn erbaut, und seine
Porträtstatue steht inmitten der Treppenhalle. Man denkt
an die siegreichen Kriege, die Preußen unter seiner Leitung
geführt hat, an die Begründung des Deutschen Reiches,
und man fragt sich, ob zum Beispiel der Tag von Sedan,
die Kaiserkrönung in Versailles oder der Einzug der Sieger
in Berlin dargestellt werden könnte, etwa ähnlich, wie
solche Szenen an der Siegessäule in Berlin zu sehen sind,
wahrscheinlich würde aber das Treppenhaus durch solche
Darstellungen einen gar zu staatlich-, um nicht zu sagen
militärisch-offiziellen Charakter erhalten. Man wird nicht
vergessen dürfen, daß es einen Tempel der Kunst zu
schmücken gilt, in welchem die höchsten Ideale der Mensch-
heit gehegt und gepflegt werden sollen, will man daher
an der Beziehung zu Kaiser Wilhelm I. festhalten, so wäre
es ratsam, die kriegerischen Ereignisse zu vermeiden und
etwa durch allegorische Kompositionen zu ersetzen, z. B.
durch die infolge seiner Regierung erzielten .Segnungen
des Friedens' (Ackerbau, Industrie, Kunst, Wissenschaft),
vielleicht wären aber rein ideale Themata vorzuziehen.
Man brauchte sich nicht zu scheuen, bekannte Vorwürfe
wieder anzuwenden, da jeder persönlich schaffende Künstler
von selbst seine Motive anders gestalten wird, als es von
seinen Vorgängern geschehen ist. Selbst Darstellungen, wie
die Lebensalter, die Tageszeiten, die Jahreszeiten, die vier
Temperamente (etwa als Triebfeder menschlichen Tuns),
brauchten keineswegs ohne weiteres als trivial beiseite ge-
schobe^ wexden. Mancher wird jedoch wünschen, eine
 
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