Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 12.1912/​1913

DOI issue:
Heft 44
DOI article:
Redaktioneller Teil
DOI article:
Marcus, Otto: Vermittlungsstelle für Verlagsrecht
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.53854#0616

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
60H

Die Werkstatt der Kunst.

XII, Heft 44.

Schreiben, daß sie sich nicht nur nicht feindlich zu
einer Bewegung stelle, die den Zweck hat, die
Künstler zu vereinigen, daß sie sogar ein Interesse
daran habe, daß sich die Künstler in einer starken
Vereinigung zusammentun, mit der die „Ammre"
gegebenenfalls Zusammenwirken könne. Die Ansichten
sind lobenswert, aber in ihren Maßregeln zeigt die
„Ammre" keine glückliche Hand. Sie hat einen
Künstler*) in ihre, wie uns bestimmt versichert wird,
gut besoldeten Dienste genommen, der gleich-
zeitig in einer Kommission tätig ist, die Einfluß
nehmen möchte auf die wirtschaftliche Bewegung in
der Künstlerschaft. Das kann nur verwirrend
und lähmend wirken auf eine Organisation,
die so frisch und vielversprechend einsetzte wie die
Vermittlungsstelle und die damit parallel laufenden
Bestrebungen der neugeschaffenen wirtschaftlichen ver-
bände. Line Klärung dieses zweifellos un-
gesunden Verhältnisses wird hoffentlich bald
erfolgen.
Die Verleger stellen sich für ihr Verhalten
gegenüber der Gen. D. Tonsetzer gegenseitig Re-
verse aus mit (000 Mk. Konventionalstrafe. Sie
würden bei Kontroversen mit den bildenden Künst-
lern gewiß ebenso verfahren, wenn die Künstler
mit den Verlegern als Macht zu Macht verhandeln
wollen, müssen sie sich auch gegenseitig binden, wie
es die Vermittlungsstelle anstrebt. Nur eine
solche straffe Organisation gibt den Rückhalt, der
in Verbindung mit Sachkenntnis und der Uebersicht
über den Markt es den Vertreten der Künstler, in
diesem Lalle also unserer Vermittlungsstelle, ermög-
licht, erfolgreich für sie zu verhandeln.
Linen Vorwurf erhebt allerdings die „Ammre"
gegen die G. D. T., der zwar unseres wissens ge-
rade dieser gegenüber durchaus unangebracht ist, an
sich aber einen beherzigenswerten Kern hat. Die
„Ammre" sagt, ihr werde ihr hoher Ausgabenetat zum
Vorwurf gemacht; die hohen Einnahmen, die sie mit
dem Grammophongeschäft erzielt habe, seien aber
nur durch die hohen Ausgaben möglich gewesen.
Die ganz unkaufmännische, falsch angebrachte Spar-
samkeit der G. D. T. verschulde es, daß die Ein-
nahmen für die Tonsetzer nicht so hoch seien, wie
sie sein könnten. Tatsächlich hat die G. D. T. einen
ganz erheblichen Ausgabeetat; das französische Syndi-
kat für geistiges Eigentum, das im letzten Jahr
s04 OOO Frs. für die Künstler vereinnahmte, hatte
35 000 Frs. Unkosten. Der Hinweis auf diesen Um-
stand ist nützlich, denn viele unserer Kollegen glau-
ben, daß für die wenigen Mark Beitrag, die sie
für die wirtschaftlichen verbände zahlen, auch
nebenbei eine geschäfts- und rechtskundig geleitete
Vertretung ihrer urheberrechtlichen Interessen be-
stritten werden könnte. Das ist unmöglich. Die
größeren Profite bedingen größere Ausgaben, es
*) Anmerkung der Schriftleitung: wie wir hören,
handelt es sich um den Maler Or. Joachim v. Bülow
in Berlin.

muß nur auf eine gerechte Verteilung gesehen wer-
den, und die wird bei der Vermittlungsstelle durch
die prozentuale Abgabe mit Höchstgrenze angestrebt.
Die ersten 2 Jahre sollen als Probejahre gelten.
So lange hat der Verband der Illustratoren die
Kontrolle über die Geschäftsführung, die er voraus-
sichtlich mit den wirtschaftlichen Verbänden
teilen wird. Diese können später die Vermittlungs-
stelle als ihre Einrichtung weiter führen. Jetzt
heißt es für die Vermittlungsstelle werben und
jeden Kollegen zur Unterzeichnung des Reverses ver-
anlassen. Die jetzt erreichte Zahl von sOOO
Unterschriften muß bald verdoppelt sein.
I. A.: Otto lVlarcus.
Illustrator unct Rino
wir empfingen folgende Zuschrift:
Im Sinne der Anregungen unseres Artikels „Illu-
strator und Kino" (Heft z; und ss) hat Graf Buonac-
corsi über Einladung des Vorstandes vom „verband
Deutscher Illustratoren" auf dessen Hauptversamm-
lung am Mai d. I. im Künstlerhause zu Berlin einen
Vortrag über „Illustrator und Kinematographie" gehalten.
Wie die nachfolgende rege Diskussion bewies, in der
außer dem Vorstande selbst auch Gtto Markus und an-
dere sprachen, fand der Gedanke allseitig regstes Interesse
und vielfach auch tatkräftigen Beifall, wie sich aus diversen
sofortigen Anmeldungen von Anwesenden zum Beitritt in
den bereits gegründeten Künstler-Kino-Verband er-
kennen ließ.
Auch führende Künstler, wie Prof. Kallmorgen, Prof.
Max Liebermann, Paul Lassirer und andere, haben ihr
lebhaftes Interesse an der Sache ausgesprochen und ver-
schiedentlich auch tatkräftige Mitarbeit zugesagt.
In Anbetracht der zweifellosen Wichtigkeit und Neu-
heit des in die weiteste Zukunft greifenden Gedankens hat
sich gleichzeitig mit derverbandsgründung auch ein Arbeits-
ausschuß konstituiert, der die ersten, notwendigsten Auf-
gaben für den Künstler-Kino-Verband ausarbeitet und
demnächst an die in Betracht kommenden Stellen eine Reihe
von Flugschriften und Werbepapiere zu versenden gedenkt.
Beitrittserklärungen sind an Graf Buonac-
corsi, Berlin-Halensee, Ringbahnstraße 3, zu
richten. Lin Mitgliedsbeitrag ist vorläufig noch nicht zu
entrichten.
Dem Ausschüsse gehören an: Giorgi B. Graf
von Buonaccorsi di pistoia, Franz Graf Bubna-Littitz,
Franz Christophe, Hermann Georgi, B. Gestwicki, Paul
Leni, F. Jüttner, I. Kainer, Fritz Koch-Gotha, Heinrich
Zille.
Ls wäre zu wünschen, daß sich in München, wo
dem vernehmen nach ebenfalls reges Interesse für die
Sache vorhanden ist, gleichfalls ein derartiges Arbeits-
komitee bilden würde, um gleichzeitig auch im Süden
Deutschlands den bildenden Künstlern den nötigen Einfluß
auf Durchführung, Kritik und Zensur der Kinematographie
zu gewinnen und solcherart dieses Neuland der bildenden
Kunst in steter Fühlung mit dem norddeutschen Kollegen
vorzubereiten und zu befruchten.
Daß es hierfür höchste Zeit ist, beweist unter anderem
auch der am Delegiertentage (28. Juni) des Verbandes
Deutscher Schriftsteller gefaßte Beschluß, bei den Regie-
rungen der Linzelstaaten Schritte zu tun, daß bei der Aus-
übung der Zensur über Kinematographie ein Mitglied des
Verbandes als Beirat zugezogen werde. Ebenso wurde
die Errichtung einer ständigen Kommission für Kinoange-
legenheiten beschlossen.
Man kann aus solchen Beschlüssen unschwer erkennen,
welch reges Interesse und welch rührige Agitation unsere
 
Annotationen