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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 2
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Tafel III
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Tepe, Alfred: Die neue Pfarrkirche zu Houten bei Utrecht
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Schnütgen, Alexander: Ein geschnitzter Sakristeischrank aus der spätromanischen Periode
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0042

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55

1893.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 2.

5G

der Arkadenbögen ohne Unterbrechung her-
untergeführt wird.

Das ziemlich geräumige Chor wird von
kleinen Seitenkapellen begleitet, das Chorge-
wölbe ähnlich getheilt und gestaltet wie das
der Kreuzflügel.

Ungefähr bis zur Dachfirsthöhe des Kreuz-
schiffes steigt der Thurm viereckig auf und
wird dann auf einfachste Art in's Achteck über-
geführt — denn hier ist das Achteck berech-
tigt und an seinem Platz. Bei der geringen
Höhe, wie sie hier geboten ist, würde ein vier-
eckiger Thurm zu massig erscheinen und die
Kirche drücken.

Lisenen, durch Backsteinauskragungen ver-
bunden, gliedern Thurm und Langschiff. Der
Thurm erhält eine Balustrade, durch Eckfialen
unterbrochen und gestützt, und einen Helm von
nicht zu grofser Höhe.

Die Westfront wird belebt durch die Ver-
schiedenheit, sowie das Vor- und Zurücktreten
ihrer einzelnen Theile. Der Mittelschiffsgiebel
erhält sein grofses Fenster, dessen Profil zu-
gleich die Thüröffnung umfafst, und weitere
Brechung durch Nischen, Rosetten und etwas
Backsteinmosaik. Auch der Treppenthurm be-

kommt seine Nischengliederung. — Schliefslich
werden die Dachflächen in bescheidenem Mafse
mit Dachfenstern belebt.

So wurde der Plan und nach ihm die Kirche
fertiggestellt.

Ob nun die Aufgabe gelöst und eine den Be-
dürfnissen der Gemeinde entsprechende Kirche
entstanden ist, die mit ihrem Thurm dem alten
prächtigen Denkmal keine Konkurrenz macht
und doch würdig neben ihm besteht, darauf
mufs ich die'Antwort den Herren Kritikern und
Kunstverständigen überlassen.

Der Herr Pastor sprach mir, auch im Namen
der Gemeinde, seine Befriedigung aus und for-
derte mich auf, nun ebenfalls für eine gelun-
gene innere Ausstattung Sorge zu tragen.

Ich setzte ihm des Näheren die Organisation
unserer Gilde, unsere Arbeitsweise und Arbeits-
theilung auseinander, wie ich es auch in dieser
Zeitschrift (Bd. IV Sp. 108, 113 u. 114) schon
gethan, und verwies ihn an meine bildhauende,
glasmalende, polychromirende, orgelbauende und
goldschmiedende Freunde, denen ich zur Er-
klärung der Ausstattung und Dekoration gern
das Wort überlasse.

Driebergen. A. Tepe.

Ein geschnitzter Sakristeischrank aus der spätromanischen Periode.

Mit Abbildung;.

lolzmöbel aus der vorgothischen Zeit
sind grofse Seltenheiten. Am meisten
haben sie sich noch in Gestalt kleiner
Kassetten erhalten, die vornehmlich
zur Aufbewahrung von Schmucksachen und
kleinem Hausrath gedient haben mögen. Die
in Blatt- und Rankenwerk, auch wohl in phan-
tastischen Thierfiguren bestehenden Verzierungen
sind gewöhnlich in Flachschnitt hergestellt, zu-
weilen auch in einer Art von Stuckauflage. Ver-
einzelt finden sich auch noch Chorstühle mit
romanisirenden Formen bezw. Ornamenten, so in
den Domen von Minden und Ratzeburg, in den
Stiftskirchen von St. Maria im Kapitol und St.
Severin zu Köln, sowie zu Xanten. Noch seltener
sind Schränke aus dieser Epoche, welcher die bei-
den von Viollet-le-Duc in seinem »Dictionnaire
raisonne" du mobilier francais« abgebildeten und
beschriebenen sehr merkwürdigen Exemplare
von Obayne und Bayeux angehören. Einen

kleineren romanischen Wandschrank bewahrt
die Dorfkirche von Steinbach in Thüringen.
Der älteste Schrank, den die an alten Möbeln
so ausnehmend reiche Spezialausstellung mittel-
alterlichen Hausraths im „k. k. österr. Museum
für Kunst und Industrie" (17. Dezember 1892
bis 28. Februar 1893) aufwies, wird von dem
Katalog (Nr. 558) dem XIII. bis XIV. Jahrb.. zu-
geschrieben und als „primitiv aus Holz gefügt,
mit Giebelabschlufs, einer grofsen und einer
kleinen Thüre und breiten Eisenbeschlägen" ver-
sehen (Eigenthum des Grafen H. Wilczek) be-
zeichnet. Selbst die nordischen Museen in Kopen-
hagen, Christiania, Stockholm u. s.w., in welche so
manche von den romanischen Stavekirchen her-
rührende reichgeschnitzte Balken und Bretter
gerettet, sind äufserst arm an romanischen PIolz-
möbeln, von denen der im Museum zu Bergen be-
findliche Kirchenschrank aus Aardal (abgebildet
und beschrieben von Bendixen in »Bergens


 
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