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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 3
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Humann, Georg: Zur Geschichte der Kreuzaltäre
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Hoene, Leo: Die alten Glasgemälde im Dom zu Stendal
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0055

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81

189a.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr.- 3.

82

des Altares war eine Inschrift angebracht, welche
sich auf die im Kreuz befindlichen Reliquien
bezog.3*)

Vielleicht war eine Verbindung von Kreuz-
altar und Kreuzsäule, wie in Essen und Hildes-
heim, nicht gar so selten in damaliger Zeit. Dafs
die oben erwähnten Standkreuze in Hersfeld
und Petershausen nicht auf den Kreuzaltar ge-
stellt waren, geht aus den betreffenden Urkunden
hervor. Sie können indefs eben so gut aufChor-
schranken, als auf einer Säule gestanden haben.
Jedoch wird von Abt Suger von St. Denis be-
richtet, dafs er in seiner Kirche eine mit Email
geschmückte Säule, welche ein Kreuz tragen
sollte, habe aufstellen lassen.35) Da diese be-
deutende Kirche damals (d. h. um die Mitte des
XII. Jahrh.) wohl einen Kreuzaltar besafs, so

3l) Reliquien enthielt auch das Christusbild eines
grofsen Prachtkreuzes im Dom zu Mainz, welches bei
feierlichen Veranlassungen in der Höhe auf einen Balken
gestellt wurde, wohin kein Fremder gelangen konnte.
Der Kruzifixus war in übermenschlicher Gröfse von
reinstem Golde angefertigt (Ot te-Weni ic ke a.a.O.,
S. 7, 24). Aufser diesem und den bereits erwähnten
Kreuzen in Hildesheim und Essen waren auch in einem
Standkreuz zu Hersfeld Reliquien angebracht (von
Schlosser Nr. 403).

35) v. Quast u. Otte »Zeitschrift für christliche
Archäologie und Kunst« II, S. 2(37. Bucher •Ge-
schichte der technischen Künste«, I. Lief., S. 28. Da
die Säule mit historischen Darstellungen geschmückt
werden sollte, so ist hier wohl nicht an eine kleine,
auf den Altar zu stellende Säule zu denken, wie eine
solche im sogen. Weifenschatz und zu Velletri vor-
handen ist. (Neu mann a. a. O. S. 63, 80.)

mag die Vermuthung nicht ungerechtfertigt sein,
dafs jene Kreuzsäule mit einem Kreuzaltar in
Verbindung gestanden habe. In der in der
zweiten Hälfte des XII. Jahrh. erbauten Doppel-
kapelle zu Landsberg bei Halle befindet sich
ein Säulenschaft aus weifsem Marmor. Der Er-
bauer, Dietrich von Wettin, welcher die italie-
nischen Feldzüge Barbarossa's mitgemacht hatte,
soll in Italien vom Papste Alexander III. eine
antike Marmorsäule und ein Partikel des wahren
Kreuzes erhalten haben.36) Da die dem hl. Kreuz
geweihte Kapelle doch wohl einen Kreuzaltar
gehabt haben wird, so dürfte es nicht unwahr-
scheinlich sein, dafs jene Säule ein Kreuz ge-
tragen und mit einem Kreuzaltar in Verbindung
gestanden habe.

Dafs einzelne der mit den Kreuzaltären ver-
bundenen Kreuze in karolingischer und früh-
romanischer Periode aus Hängekreuzen bestan-
den (etwa den älteren Hängekreuzen in Monza
oder den aus dem Funde von Guarrazar stam-
menden Kreuzen entsprechend) ist nicht un-
möglich. Die meisten der angeführten Kreuz-
altäre dürften jedoch wohl Standkreuze gehabt
haben. Diese scheinen in der Regel auf oder
hinter den Kreuzaltären, und in letzterem Falle
theils auf Chorschranken oder Querbalken, theils
auf besonderen Stangen, nicht selten wohl auch
auf Säulen gestanden zu haben.

Essen. Georg Hu mann.

36) Otte »Geschichte der deutschen Baukunst«.
S. 707, 708.

Die alten Glaso-emälde im Dom zu Stendal.

Mit 2 Abbildung.

s dürfte in weiteren Kreisen vielleicht

weniger bekannt sein, dafs der Dom

zu Stendal in seinem Chor einen

Schatz von mittelalterlichen gemalten

besitzt, wie ihn nur wenige Kirchen

haben. Es

Fenstern

noch bis in die Gegenwart gerettet

sind elf theils drei-, theils viertheilige kolossale

Fenster, die mit diesen gemalten Darstellungen

angefüllt sind. Ganz vollständig allerdings sind

auch diese Fenster nicht geblieben. Immerhin

aber bieten sie zusammenhängende Gruppen von

solchem Umfange, dafs eine Restaurirung jedem

Kunstfreunde dringend wünschenswerth erschei-

nen mufste, und dafs, als die Wiederherstellung
durch hochherziges Entgegenkommen der mafs-
gebenden Stellen zur Thatsache wurde, ein wirk-
lich erfreulicher Erfolg die Arbeit krönte.

Die meisten der den Dom in seiner Glanz-
zeit einst schmückenden Fenster, von welchen
die erwähnten elf nur etwa die Hälfte der früher
vorhandenen bemalten Glasflächen repräsentiren
mögen, bildeten, wie im Mittelalter gebräuchlich,
einen zusammenhängenden Bilderzyclus, dessen
einzelne Szenen entweder in strengerer Grup-
pirung durch Medaillons oder in etwas freierer
Zusammenstellung durch phantastische Arkaden-
 
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