Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Tafel VII
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0129

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
221

1893.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

222

B

uch erschau.

Die Frauenkirche zu Dresden. Geschichte ihrer
Entstehung von Georg Bähr's frühesten Entwürfen
an bis zur Vollendung nach dem Tode des Erbauers.
Von Jean Lous Sponsel. Dresden 1893, Verlag von
Wilhelm Baensch, Kgl. Sachs. Hofverlagsbuchhandl.
Das umfangreiche, in 4 Lieferungen erschienene
Werk über die Dresdener Frauenkirche schildert die
Entstehungsgeschichte dieses hervorragenden Kirchen-
baues in einem Text von 122 Seiten mit sämmtlichen
Urkunden als Anhang und 25 vorzüglichen Lichtdruck-
tafeln der verschiedenen Entwürfe.

In fesselnder Weise wird der Leser vertraut gemacht
mit den Kämpfen des genialen Meisters Bahr von dem
Bauanfang bis zu seinem leider kurz vor der Vollendung
des Werkes erfolgten Tode. Als Rathszimmermeister,
welcher Titel sich übrigens nicht mit dem heutigen
deckt, war ihm im Frühjahr 1722 von dem Magistrat
die Bearbeitung der Entwürfe für den Kirchenbau über-
tragen worden, wodurch der Neid anderer Berufs-
genossen hervorgerufen wurde, welche für ihre Intriguen
den einllussreichen Gouverneur von Wackerbarlh zu
gewinnen wufsten. Sie erreichten es, dafs der Beginn
des Baues um Jahre verzögert und schliefslich der be-
gonnene Bau mehrfach eingestellt wurde. Im weiteren
Verlaufe stellten sich dann Geldverlegenheiten für das
etwas zu grofsartig angelegte Werk ein und erforderten
eine mehrfache Reduzirung der Pläne, als schon die
ersten Bauarbeiten begonnen hatten. Die gröfsten
Schwierigkeiten entstanden aber, als vor Einwölbung
der Kuppel die Standhaftigkeit des Baues angezweifelt
wurde. Die aus allen diesen Veranlassungen entstan-
denen Verwickelungen sind in dem vorliegenden Werke
aus dem überaus umfangreichen Quellenmaterial in
klarster Weise dargestellt, so dafs daraus nicht nur von
der Baugeschichte der Frauenkirche, sondern auch von
der Persönlichkeit des hervorragenden Schöpfers ein
genaues Bild entsteht. Mit besonderer Ausführlichkeit
ist hierbei der Streit um die Ausführung der Schutz-
kuppel in Holz oder Stein behandelt, wohl haupt-
sächlich defshalb, weil hierdurch dem Leser das über-
legene Können des Meisters am Besten zur Anschauung
gebracht werden konnte, dessen weitschauenden und
folgerichtigen Konstruktionsgedanken seine Widersacher
nicht zu verstehen vermochten.

In unmittelbarem Zusammenhange mit dem Bau
der Frauenkirche stehen die demselben vorausgegan-
genen reformatorischen Bestrebungen auf dem Gebiete
des protestantischen Kirchenbaues, angeregt haupt-
sächlich durch das bekannte Werk von Sturm. Dafs
Bahr bestrebt war, dieselben durch sein Werk zu ver-
körpern, ist in dem Buche von Sponsel eingehend dar-
gethan, und dafs es ihm gelang, für die damals an-
gestrebten zentralen Emporenbauten gewissermafsen
Schule zu machen.

Wenn allerdings auch heute der protestantische
Kirchenbau wieder andere Bahnen eingeschlagen hat
und zwar mit Recht, da die vielfach Ubereinander-
gereihten Emporen sich für den Gottesdienst nicht
bewährt haben, so darf immerhin die Dresdener Frauen-
kirche als ein epochemachendes Werk in der Bau-
geschichte Deutschlands seinen Platz behaupten und

es ist kein geringes Verdienst des Verfassers, wenn er
mit seinem Buche dem Bauwerke wie seinem Schöpfer
die gebührende Anerkennung verschafft.

Schliefslich mag nicht unerwähnt bleiben die ganz
vorzügliche Ausstattung des Buches, um welche Ver-
leger und Verfasser sich gleich verdient gemacht haben.

Köln. Below.

Lasjoyas de laExposicionHistorico-Europea
de Madrid 1892. Sucesor de Laurent. Madrid 1893.
Die bei Gelegenheit des vierten Centenariums der
Entdeckung Amerikas zur Verherrlichung von Christoph
Columbus in Madrid veranstaltete historische Aus-
stellung ist im vorigen Herbst eröffnet und erst nach
Ablauf dieses Frühjahrs geschlossen worden. In dem
weiten, reich ausgestatteten Palaste, welcher zur Auf-
nahme der Bibliothek und nationalen Kunstsammlungen
gerade gebaut war, nahmen die Parterre-Räume die
amerikanische, die oberen Säle die europäische
Abtheilung auf. Letztere übertraf an Umfang und Be-
deutung fast alle bisherigen retrospektiven Ausstellungen.
Die königlichen Sammlungen und die öffentlichen Museen,
die Kirchen- und Klosterschätze, die adeligen und bürger-
lichen Privatsammler hatten in freigebigster Weise ihre
Kostbarkeiten hergeliehen, so dafs die 25 grofsen lichten
Säle, in denen sie vereinigt waren, eine glanzvolle
Kunstgeschichte des Landes darstellten. Zwar waren
auch einige auswärtige Sammlungen vertreten, zwar
fehlte es nicht an flandrischen, französischen, italienischen
Alterthümern, aber diese spielten doch (mit Aus-
nahme der Gobelins und Gemälde) den im Lande
entstandenen und verbliebenen Kunstwerken gegenüber
keine grofse Rolle. Die Aufstellung war insofern eine
recht geschickte, als sie übersichtlich und von guter
dekorativer Wirkung war, erschwerte aber die Orien-
tirung und das Studium sehr erheblich durch den
Mifsstand, dafs die Gegenstände weder der Zeit, noch
dem Material nach geordnet waren, sondern nach
den Besitzern, so dafs sich die heterogensten Ob-
jekte nicht bloss in demselben Saale, sondern in der-
selben Vitrine zusammengestellt fanden. Den Glanz-
punkt bildeten die Teppiche aus verschiedenen Dom-
kirchen, namentlich aber aus königlichem Besitze,
welche die Wände der meisten Säle schmückten, spani-
schen und besonders flandrischen Ursprungs, so zahl-
reich, so grofs, so farbenprächtig, so gut erhalten, dafs
kein Land der Welt solche Schätze aufzuweisen hat.
Neben, vielmehr unter ihnen glänzten Gemälde, reich
an Zahl und zumeist von hervorragenden Meistern,
manche in Verbindung mit plastischen Gebilden, orna-
mentalen und figuralen, wie überhaupt die Plastik in
Holz, Elfenbein, Metall herrlich vertreten war. Einen
überaus werthvollen Schatz stellten die Stickereien dar,
aus dem Mittelalter und der frühen Renaissance, be-
wunderungswürdige Leistungen in Bezug auf Zeich-
nung und Farbe, dazu meist von vortrefflicher Erhal-
tung. Und erst die Goldschmiedekunst und Emaillerie!
Welche Triumphe feierten sie hier in den kirchlichen
Gefäfsen und Geräthen, wie in den profanen Pracht-
stücken! Eine ganz unvergleichliche Zusammenstellung,
die hauptsächlich der Liberalität der Kathedralen und
 
Annotationen