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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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Derix, Heinrich: Ein Glasgemälde des XVI. Jahrh. im Dome zu Xanten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0034

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39

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 2.

40

Ein Glasgemälde des XVI. Jahrh. im Dome zu Xanten.

Mit Abbildung.

ezugnehmend auf den Bericht des
Herrn Malers Stummel über die
alten Fensterverglasungen im Dome
zu Xanten, in Bd. V, Sp. 17—28
dieser Zeitschr., gestatte ich mir, auf einen
interessanten Rest eines alten Fensters hin-
zuweisen. Derselbe diente wohl ehemals einem
gröfseren Fenster als Sockelfeld. Dieses hier ab-
gebildete Glasgemälde befand sich in defektem
Zustande in einem Fenster der Sakristei des
Domes zu Xanten.
Nach den übrigen
Glasmalereiresten,
welche sich in der
Sakristei befinden,

zu schliefsen,
scheint der jetzige
Platz auch der ehe-
malige Bestim-
mungsort dieses
Glasgemäldes zu
sein. Eine Jahres-
zahl ist nicht darauf
angegeben. Es mufs
wohl aber nach
Erbauung der Sa-
kristei, welche im
Jahrel530vollendet
wurde, entstanden
sein, da bereitsl533
die Fenster der Sa-
kristei mit einem

Flechtwerk von
Kupferdraht versehen wurden, um die Glas-
malereien zu schützen.1)

Das Glasgemälde hat eine Höhe von 62 cm
und eine Breite von 54 cm. Leider ist der
Obertheil der Umrahmung etwas abgeschnitten.
Die sehr geschickt und ausdrucksvoll gezeichnete
Bischofsfigur stellt, laut Inschrift im Nimbus,
den hl. Kunibert dar. Die Figur zeigt noch
ganz die Formen der Spätgothik, während
die originelle zierliche Umrahmung bereits ganz
die Formen der Renaissance aufweist. Der
Teppich im Hintergrund ist mit einem Muster
versehen, welches noch in gothischen Formen
gehalten ist. Bezüglich der Farben ist dieses

!) 1!eissei, • Baugeschichte der Kirche des hl.
Viktor.« S. 216.

Glasbild sehr bemerkenswerth. Fast vier Fünftel
der ganzen Fläche sind aus weifsem Glase
hergestellt. Das Weifs ist aber vielfach durch
schönes klares Silbergelb belebt, welches sich
vom hellen Goldgelb bis zum tiefsten Orange
steigert. In Bezug auf Einfachheit der Farben
dürfte dieses Glasgemälde wohl als Muster
dienen, da aufser dem Silbergelb nur noch zwei
Farben darin vorkommen. Zunächst der tief-
farbig rothe Teppich, welcher, wie bereits oben

erwähnt, durch ein
aus dem Ueberzug

herausradirtes
Muster verziert ist.
Die zweite Farbe
bildet die hellgrau-
blaue Dalmatika,
welche unten mit
sehr schön und ge-
schickt behandel-
ten weifsen und
gelben Fransen be-
setzt ist. Bordüre
und Fransen am
Teppich sind in
gleicher Weise be-
handelt. Der weifte

reich gefaltete
Chormantel ist mit
einer zierlich ge-
zeichneten gelben
Bordüre eingefafst,
während die mit
einem Brokatmuster geschmückte Chorkappe
ganz gelb gehalten ist. Die weifte Albe ist
unten mit einem einfachen gelben Börtchen
versehen. Der Bischofsstab ist ganz golden,
desgleichen die Bischofsmütze mit Ausnahme
der Perlen und Steine, welche weift sind. Der
Fuftboden besteht aus abwechselnd weiften
und gelben Quadern, welche theilweise noch
mit einem schönen Musterehen versehen sind.
Oberhalb der reichverzierten Säulen, wiegen
sich auf schönen goldgelben Ranken kleine
Kinderfiguren. In den oberen Ecken sind
zwei Medaillons angebracht, welche so reizend
ausgeführt sind, daft man versucht werden
könnte, dieselben für Porträts zu halten. Die
zur Schattirung gebrauchte Grisailfarbe hat
 
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