Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

DOI Artikel:
Stiassny, Robert: Jörg Breu von Augsburg, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3824#0080

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
117

189-1.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

118

furter Verleger (vgl. Pallmann's Feyerabend-
Biographie im »Archiv f. Frankfurts Geschichte
u. Kunst« Bd. VIII, 1881, S. 8 u. 99, Anm.).
1538 besorgte er die Restauration der Bilder
P. Kaltenhofer's vom Jahre 1457 an dem heute
im Erdgeschofssaal V des Münchener National-
museums aufgestellten. Decken- und Wand-
getäfel der Zunftstube des Augsburger Weber-
hauses — eine Arbeit, die 1600 in einer zweiten
eben so gründlichen Uebermalung unterging
(v. Stetten, a. a. O., I, 271). Ferner gehört dem
jüngeren Breu der von zwei Platten gedruckte
Holzschnitt mit der Geschichte der Susanna,
Pass. 3; das 1540 datirte und monogrammirte
Blatt (488 x 332 mm) bietet in seiner mittel-
mäfsigen Zeichnung wenig Anhaltspunkte zur
Charakteristik des Künstlers. (Der Abdruck
im Berliner Kabinet, aus der Sammlung Nagler,
der einzige bekannte, schwach und wohl spät.)
Dasselbe gilt von einem unbeschriebenen Flug-
blatte aus der Sammlung Derschau ebenda
„Die war abconterfectur der Statt Algieri in
Africa mit sampt der belegerung des Gross-
mächtigen Kaiser Caroli den XX Octobris d
MDXLI jars"; das wandkartenähnliche, 385 mm
hohe, 507 mm breite Blatt ist auf einem Täfel-
chen innerhalb der Darstellung links mit dem
Monogramme bezeichnet; unten Text in sieben
Kolumnen von je fünf deutschen Versen, am
Schlufs die Druckeradresse: „Getruckt zu Augs-
purg durch Hans Hofer Briemaler im kleinen
Sachssengefslin."

Wien, August 1893.

* *

*

Ein im Oktoberhefte 1893 der »Zeitschrift
für bildende Kunst« (N. F. IV, 21 ff.) erschie-
nener Artikel von H. A. Schmid, der mir
nachträglich bekannt geworden, gibt eine
Liste der Werke der Familie Breu, ver-
theilt sie aber auf Vater und Sohn in der
Weise, dafs das Jahr 1520 die Grenzlinie bildet.
Dieser Ansicht gegenüber halte ich an der im
Obigen urkundlich sowohl wie stilkritisch be-
gründeten Ueberzeugung fest, dafs die weit-
aus überwiegende Mehrheit der in Frage
kommenden Arbeiten auf einen einzigen Meister,
Jörg Breu den Aelteren eben zu vereinigen sei;
zur Genugthuung gereicht es mir, dafs ein ge-
wiegter Kenner der Altdeutschen, dem auch
diese Untersuchung werthvolle Winke verdankt,
Wilh. Schmidt meinen Standpunkt theilt und
ihn in den offiziellen Benennungen des Mün-

chener Kupferstichkabinets bereits zum Aus-
druck gebracht hat. Von den hier besproche-
nen Arbeiten hat der Verfasser des citirten
Artikels mehrere übersehen. Hingegen fügt
er drei mir entgangene Werke hinzu, deren
Bestimmung ich, wieder mit der Einschränkung,
dafs sie sämmtlich von Breu Vater herrühren,
beipflichte. Diesem schreibt er selbst zu das
Dedikationsblatt (130 x 97 mm) und die
45 Textholzschnitte (70x97 mm) eines
Quartbändchens: »Die ritterlich vnd | lob-
würdig reiss des gestrengen etc. Ritters vn
Iandtfarers j herre Ludovico Vartomans vö~
Bolonia.« Augsburg, Joh. Miller, 1515. (Muther,
a. a. O., I, 167, Nr. 1020). Durch ihre mannig-
fachen Berührungspunkte mit anderen, von
Schmid dem Sohne beigemessenen Werken
des alten Breu liefern sie ein weiteres schätz-
bares Argument für die Richtigkeit der oben
vertretenen Annahme. So deutet gleich das
Widmungsblatt auf die kleinen Orgelflügel von
St. Anna hin, die Schiffsdarstellungen zum
I. Kapitel des ersten und zum IX., X. und
XI. Kapitel des vierten Buches gemahnen an
den Ursula-Altar, der Kopf einer Calieutcrin
auf dem Holzschnitt zum IL Kapitel des-
selben Buche.s erscheint wieder verwendet
im Vorhöllenbilde. Von diesem offenbar viel-
begehrten »Reisbüchlein« mit seinen originellen,
namentlich wegen der Landschaften und See-
stücke beachtenswerthen Illustrationen ver-
anstalteten Joh. Knoblauch in Strafsburg in den
Jahren 1515 (Muther I, 230, Nr. 1523) und 1516,
sodann der Frankfurter Verleger Wygand Han
i.J. 1536 Nachdrucke; ohne Angabe des Druckers
erschien 1518 eine Ausgabe in Augsburg. —
Dem jüngeren Breu zugetheilt hat Schmid
ferner die dem älteren gehörigen 18 Feder-
zeichnungen in Rundformat (28lx 251 mm)
mit Kriegs- und Jagddarstellungen aus
dem Leben Kaiser Maximilians im Mün-
chenerKupferstichkabinet, die dort bisher
Burgkmair benannt waren (7 Abbildungen in
Hirth's »Kulturgeschichtl. Bilderbuch« I, Nr. 80
bis 86); ein Blatt, die „Belagerung von Kufstein"
lithographirt von Strixner und der Lichtdruck
reproduzirt in Schmidt's »Handzeichnungen
alter Meister«, Nr. 124). Diese vorzüglichen,
wieder zumal landschaftlich bedeutenden Zeich-
nungen gehen, nach ihrer stilistischen Ueber-
einstimmung mit den Augsburger Glasgemälden
zu schliefsen, wohl noch in das zweite Jahr-
 
Annotationen