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1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.
140
Fufses die Inschrift A. S. Bardame trägt,
ferner zwei sehr schöne, reich verzierte Kelche
aus Röfsel. Der Nodus des einen besteht
aus durchbrochen gearbeitetem Laubwerk mit
Glassteinen; an derKuppaFischblasengravirung
mit aufgelegtem Ornament. Auf dem Sechs-
pafsfufs ist der Do-
nator nebst Frau
eingravirt darge-
stellt. Der zweite
Röfseler Kelch
weist sich durch
das aufgravirte
Wappen als eine
Schenkung des
Bischofs Lukas
Watzelrode (148.9
bis 1512) aus. Die
Kuppa ist mit
Schmelzverzierung
in Fischblasenform
am unteren Ende
geschmückt; der
Nodus zeigt die
gleicheVerzierungs-
weise, daneben
Glassteine und Ro-
setten mit Türkisen
und Almandinen,
unter dem Nodus
Apostelfiguren. Der
sechspassige Fufs
mit gravirten Hei-
ligendarstellungen
(St. Lukas, Katha-
rina,Barbara,Doro-
thea, Margaretha)
ruht auf einem von
Maafswerk durch-
brochenen Sockel.
Diesen Kelchen
sind die aus zwei
gegenwärtig pro- Fig-1' Kclch im
testantischen Kirchen Natangens, zu Löwen-
stein und Schippenbeil (3 Stück) stammenden
anzureihen; ebenso gehören in Westpreufsen
die Kelche von Kobbelgrube, Rambeitsch,
Dirschau, Lissewo in dieselbe Kategorie.
Die mehrfach beschriebenen gothischen
Formen des Kelches erhalten sich während
des ganzen XVI. Jahrh., bis in das XVII. Jahrh.
hinein. Die eindringende Renaissance verräth
sich nur in der flüssigeren rundlicheren Um-
rifslinie der Kuppa, in der mehr kugeligen
Bildung des Nodus, an dem die Verzierungen,
insbesondere auch die Rotuli eine mehr facet-
tenartige Form annehmen und schliefslich ganz
verschwinden. In diese Gruppe gehört der
Braunsberger
Kelch mit dem
Wappen der Fa-
milie Hosius (Anna
Hosin) und der
Jahreszahl 1588;
ferner ein Kelch
aus Q u e t z. Ein
im Jahre 1631 von
Sigismund Stein-
sohn der Kirche
zu Guttstadt ge-
schenkter Kelch
zeigt noch vollstän-
dig spätgothische
Formen; dagegen
verrathen die Gra-
virungen des Fufses
den Renaissance-
charakter.
Der schönste
Kelch in ausge-
sprochenen Re-
naissanceformen ist
der Domkirche zu
Frauenburg im
Jahre 1568 durch
den Domherrn
Martin Cromer ge-
schenkt worden; er
zeichnet sich durch
herrliche Draht-
emailverzierung
aus, die den ganzen
Körper überzieht
(vergleiche Fig. 1).
Dom zu Frauenburg. J}as Muster legt
sich in edler, an Stickerei erinnernder Linien-
führung an die Gefäfsform an; die dünnen,
gezwirnten Drähte bilden Felder, die mit
Schmelzmasse, hauptsächlich in weifser, grüner,
blauer, gelber Farbe ausgefüllt sind. Die
Technik erinnert sehr an diejenige der Krone
der Dorotheenbüste im Museum schlesischer
Alterthümer zu Breslau und läfst sich keinem
der von Hampel unterschiedenen drei Ver-
1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.
140
Fufses die Inschrift A. S. Bardame trägt,
ferner zwei sehr schöne, reich verzierte Kelche
aus Röfsel. Der Nodus des einen besteht
aus durchbrochen gearbeitetem Laubwerk mit
Glassteinen; an derKuppaFischblasengravirung
mit aufgelegtem Ornament. Auf dem Sechs-
pafsfufs ist der Do-
nator nebst Frau
eingravirt darge-
stellt. Der zweite
Röfseler Kelch
weist sich durch
das aufgravirte
Wappen als eine
Schenkung des
Bischofs Lukas
Watzelrode (148.9
bis 1512) aus. Die
Kuppa ist mit
Schmelzverzierung
in Fischblasenform
am unteren Ende
geschmückt; der
Nodus zeigt die
gleicheVerzierungs-
weise, daneben
Glassteine und Ro-
setten mit Türkisen
und Almandinen,
unter dem Nodus
Apostelfiguren. Der
sechspassige Fufs
mit gravirten Hei-
ligendarstellungen
(St. Lukas, Katha-
rina,Barbara,Doro-
thea, Margaretha)
ruht auf einem von
Maafswerk durch-
brochenen Sockel.
Diesen Kelchen
sind die aus zwei
gegenwärtig pro- Fig-1' Kclch im
testantischen Kirchen Natangens, zu Löwen-
stein und Schippenbeil (3 Stück) stammenden
anzureihen; ebenso gehören in Westpreufsen
die Kelche von Kobbelgrube, Rambeitsch,
Dirschau, Lissewo in dieselbe Kategorie.
Die mehrfach beschriebenen gothischen
Formen des Kelches erhalten sich während
des ganzen XVI. Jahrh., bis in das XVII. Jahrh.
hinein. Die eindringende Renaissance verräth
sich nur in der flüssigeren rundlicheren Um-
rifslinie der Kuppa, in der mehr kugeligen
Bildung des Nodus, an dem die Verzierungen,
insbesondere auch die Rotuli eine mehr facet-
tenartige Form annehmen und schliefslich ganz
verschwinden. In diese Gruppe gehört der
Braunsberger
Kelch mit dem
Wappen der Fa-
milie Hosius (Anna
Hosin) und der
Jahreszahl 1588;
ferner ein Kelch
aus Q u e t z. Ein
im Jahre 1631 von
Sigismund Stein-
sohn der Kirche
zu Guttstadt ge-
schenkter Kelch
zeigt noch vollstän-
dig spätgothische
Formen; dagegen
verrathen die Gra-
virungen des Fufses
den Renaissance-
charakter.
Der schönste
Kelch in ausge-
sprochenen Re-
naissanceformen ist
der Domkirche zu
Frauenburg im
Jahre 1568 durch
den Domherrn
Martin Cromer ge-
schenkt worden; er
zeichnet sich durch
herrliche Draht-
emailverzierung
aus, die den ganzen
Körper überzieht
(vergleiche Fig. 1).
Dom zu Frauenburg. J}as Muster legt
sich in edler, an Stickerei erinnernder Linien-
führung an die Gefäfsform an; die dünnen,
gezwirnten Drähte bilden Felder, die mit
Schmelzmasse, hauptsächlich in weifser, grüner,
blauer, gelber Farbe ausgefüllt sind. Die
Technik erinnert sehr an diejenige der Krone
der Dorotheenbüste im Museum schlesischer
Alterthümer zu Breslau und läfst sich keinem
der von Hampel unterschiedenen drei Ver-