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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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157

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 5.

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des Cistercienserordens", im XIV. den „Cenlralbau",
im XV. den „Aufsenbau", im XVI. endlich die „Einzel-
glieder und Dekoration". — Schon die nackte Auf-
führung dieser allgemeinen Kapitelsüberschriften deuten
den überaus reichen Inhalt an, die Fülle des Stoffes,
wie seine systematische Behandlung. — Möge das
epochemachende Werk bald seinen Abschlufs finden,
und immer zahlreicher die Freunde dem Studium der
kirchlichen Baukunst gewinnen, namentlich auch in
den Reihen des Klerusl Schnütgen.

Die Frauenkirche in München. Kurze Geschichte
und Beschreibung dieses Gotteshauses zur Feier des
400jährigen Jubiläums der Einweihung, von Dora-
kapitular Dr. F. A. Specht. München 1894, Braun &
Schneider (80 Pf.).
Das recht gefällig ausgestattete Büchlein, (unter
dessen das Bauwerk in seiner jetzigen wie in seiner
früheren Erscheinung veranschaulichenden Illustrationen
der Grundrifs vermifst wird) bietet einen sehr belehren-
den und interessanten Ueberblick über die Entstehung
und Entwickelung der Frauenkirche in baulicher und
dekorativer Hinsicht. Als Pfarrkirche gebaut, schon vor
ihrer Konsekration zur Stiftskirche erhoben, erlangte
sie durch die Aufnahme der Gebeine des hl. Benno im
Jahre 1580 erhöhte Bedeutung als Wallfahrtskirche,
um endlich 1817 Melropolitankirche zu werden. Diesen
verschiedenen Rangstufen entsprechend gestaltete sich
die innere Ausstattung, die sich natürlich stets im
Geiste der fortgeschrittenen Zeit vollzog und leider
zumeist auf den Trümmern des Vorhandenen. So
haben mit dem spätgolhischen Mobiliar alimählich die
Barock- und Rokoko-Periode aufgeräumt und mit den
Erzeugnissen der letzteren ist die moderne MUnchener
Gothik nicht schonender umgegangen. Sie beherrscht
jetzt das imposante Innere bis in seine zahlreichen
Kapellen hinein, reich, zierlich, glanzvoll, ein rühmliches
Zeugnifs des Frommsinns und der Opferwilligkeit, auch
künstlerischen Strebens, aber hinter den mittelalterlichen
Gebilden in Bezug auf Strenge der Formen, Korrekt-
heit der Durchführung, Eingliederung in den alten
architektonischen Rahmen weit zurückbleibend. p.

Untersuchungen über das gleichseitige Drei-
eck als Norm gothischer Bauproportionen
von G. Dehio. Mit 24 Figuren. Stuttgart 1894, Ver-
lag der J. G. Colta'schen Buchhandlung.
Nachdem in der golhischen Baukunst zuerst die
Mystiker einen symbolischen, sodann die Mathematiker
einen geometrischen Proporlionskanon zu entdecken
geglaubt hatten, stellt jetzt der Verfasser in der vor-
liegenden Studie eine Untersuchung darüber an, ob
und in welcher Weise die Figur des gleichseitigen Drei-
ecks den golhischen Bauproportionen als Norm ge-
dient habe. Er nimmt sie an den Querschnitten,
Längenschnilten, Grundrissen der klassischen Penlade
der gothischen Kathedralen von Chartres, Reims,
Amiens, Beauvais, Köln vor, zu denen als verwandte
Anlage noch Le Maus hinzutritt. Die in den bezüg-
lichen Aufnahmen mit rolhen Linien markirten Drei-
ecke frappiren durch das System, welches aus ihnen
spricht, um so mehr, als dieses Eintraglingsverfahren
ein durchaus nüchternes, vorurlheilsfreies, korrektes ist.
Diese schon der Frtthgolhik bekannte Triangulalions-

melhode scheint wenigstens in Frankreich und Deutsch-
land das XIII. Jahrh. beherrscht zu haben, mit dem
XIV. Jahrh. aber aufser Gebrauch gekommen zu sein.
Für ihr Verschwinden weifs der Verfasser noch keine
durchschlagenden Gründe vorzufuhren, während er bei
der Antwort auf die Frage nach den Gründen ihrer
Einführung in die Bauthätigkeit zu befriedigenden Re-
sultaten gelangt. Aus der Praxis erscheint ihm diese
Methode herausgewachsen, einerseits auf ästhetisch-
theoretischer, andererseits auf technisch - praktischer
Grundlage, und was er in dieser Hinsicht an Kom-
binationen zusammenbringt, ist sehr geeignet, für das
System zu gewinnen und zu weiteren Untersuchungen
anzuregen, die leicht zu ganz neuen überraschenden
Aufschlüssen führen könnten, nicht so sehr in Bezug auf
den Ursprung als auf die Entwickelung der Gothik
und die Genesis ihrer hervorragendsten Bauwerke. Für
die Anregung, die der Verfasser trotz der sorgfältigsten,
mühevollsten Untersuchungen nicht ohne Reserve hat
geben wollen, verdient er den wärmsten Dank. H.

Die bayerische Kleinplastik der frühroma-
nischen Periode von Berthold Rieh], Separat-
Abdruck aus den »Forschungen zur Kultur- und
Literaturgeschichte Bayerns« II. München und Leip-
zig 1894, G. Franz'scher Verlag.
Aus der frühromanischen Zeit (aus dem X. und
XI. Jahrh), haben sich in Bayern kleine Metall- und
Elfenbeinarbeiten, zumal Reliefs mit ornamentalen,
noch mehr mit figürlichen Darstellungen ziemlich zahl-
reich erhalten, die zum Theil zur Verzierung von Buch-
deckeln gedient,haben. Diese für die Ursprungs- und
Entwickelungsgeschichle der deutschen Plastik hoch-
bedeutsamen Gegenstände werden in der vorliegenden,
'28 Seiten umfassenden und durch zwei Abbildungen
illustrirten Studie einer eingehenden, sehr interessanten
Untersuchung unterzogen, welche dieselben auf bayerische
Kunstwerkstätten, namentlich auf Regensburg, als die
Centrale, zurückführt. Die früheren Gebilde sind minder
selbstständige Schöpfungen, weil sie sich zumeist enge
an byzantinische, sowie von der Antike beherrschte
Vorbilder anschliefsen, gehören deswegen auch in for-
maler Hinsicht einer höheren Rangordung an, während
bei den späteren Erzeugnissen die Form vielfache Ein-
bufse erlitt durch das Streben nach neuen Gedanken
und eigener Gestaltung. Aus diesen Bestrebungen ist
die selbstständige deutsche Plastik hervorgegangen, und
was daher der Verfasser mit der ihm eigenen scharfen
Beobachtungsgabe an den bezüglichen Gebilden im
früheren wie im späteren Sinne feststellt, kommt nicht
allein der bayerischen Heimath zu gute, wo er jetzt
im Vordergrunde der Forschung steht, sondern auch .
der ganzen deutschen Kunstgeschichte, die gerade in
der romanischen Periode besonders von Regensburg
und Bamberg aus vielfache Anregung und Förderung,
stellenweise eine Art von Direktive erfahren hat. R.

Geschichte des deutschen Volkes von Direktor

Dr. Widinann. Mit einem Porträt des Kaisers

Wilhelm II. Paderborn 1894, Verlag von Ferd.

Schöningh (Mk. 7.li0).

Dieses in Bd. VI, Sp. 3'20 angezeigte Werk hat

mit der 19. Lieferung schnell seinen Abschlufs ge-
 
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