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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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159

1894. — ZEITSCHRIFT KÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

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funden. Es erfüllt, was es versprochen hat, ein „auf
der Höhe der wissenschaftlichen Forschung stehendes,
von dem lautern Geiste der Wahrheit und glühender
Liebe zur trauten Heimath durchzogenes Buch" zu
sein. Der christliche Standpunkt verleugnet sich nirgend-
wo, erscheint vielmehr an den zuständigen Stellen in
besonderer Markirung. Die Eintheilung des Stoffes
ist eine sehr rationelle, klare, übersichtliche, die Be-
handlung eine knappe und doch relativ vollständige,
da gerade die Fähigkeit, in wenigen Worten zu charak-
terisiren, ein besonderer Vorzug des Verfassers ist.
Dabei ist seine Sprache anregend, seine Ausdrucks-
weise originell. Die kulturgeschichtlichen Gesichts-
punkte werden in den einzelnen Perioden stark hervor-
gehoben und auch in den kunsthislorischen Exkursen
spricht sich ein feines Versländnifs aus und ein sicheres
Taktgefühl. So bewährt sich das ganze, 908 Seiten
umfassende handliche Buch als ein ebenso zuverlässiger
wie angenehmer Führer durch die Geschichte des
deutschen Volkes von dessen Uranfang bis in unsereTage,
für jeden Gebildeten als eine überaus anregende und
belehrende Lektüre. D.

Albrecht Dürer. Sein Leben, Wirken und Glauben,
dargestellt von A nton Weber. Mit 11 Abbildungen.
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
Regensburg 1894,Verlag von Friedr. Pustet(Mk. 1.20).
Dafs dieses in Bd. VI, Sp. 350 warm empfohlene
Büchlein so schnell eine neue Auflage erforderte, ist
ein Beweis für seine VortrefTlichkeit aber auch für
das Interesse, welches dem gröfsten deutschen Maler
und allen ihn betreffenden objektiven Untersuchungen
entgegengebracht wird. Die 30 Seiten, um welche das-
selbe gewonnen hat, sind mehreren Abschnitten zu gute
gekommen, namentlich der früher etwas knapp gehaltenen
„Charakteristik DUrer's", sowie der von Mehreren an-
genommenen „ersten italienischen Reise Dürers" (1494
bis 1495), gegen welche beachtenswerthe Einwendungen
vorgebracht werden. Möge die neue Auflage dem
deutschen sowie mittelalterlichen Künstler neue An-
hänger gewinnen! __________ S.

Spanien in Wort und Bild. Herausgegeben unter

Mitwirkung von Erzherzog Ludwig Salvator,

Prof. J. Graus, Domkapitular Kirchberger,

R. Frhr. von Bibra, Mrs. Will Threlfall.

Mit 157 Illustrationen und einer Karte von Spanien.

Würzburg 1894. Verlag von Leo Wörl (Mk. 8.—).

Dieses umfängliche, gut geschriebene, reich illustrirte

und doch wohlfeile Buch über Spanien darf um so

wärmer begrüfst werden, als es bisher an zuverlässigen

deutschen Führern gebrach. Diesem Mangel mag es

mit zuzuschreiben sein, dafs Deutschland, welches doch

immer mehr als das Land der Reisenden sich entfaltet,

zu den spanischen Touristen bisher nur einen verhält-

nifsmäfsig kleinen Beitrag lieferte. Je mehr die Literatur

mit den Schönheiten des herrlichen Landes, mit seinen

Eigenthümlichkeiten in Vergangenheit und Gegenwart,

mit seinen landschaftlichen Reizen, seinem eigenartigen

Volkscharakter, seinen merkwürdigen Gebräuchen, seinen

wunderbaren Kunstdenkmälern bekannt macht, um so

mehr wird die Sehnsucht sich steigern, dieses Alles

und noch viel mehr durch persönliche Anschauung

kennen zu lernen. — Ebenso zuverlässige wie um-

fassende Beiträge hierzu liefert das vorliegende Werk,
welches in einer längeren Einleitung die allgemeinen
Gesichtspunkte vortrefflich hervorhebt und dann den
Wanderer durch die einzelnen Provinzen begleitet. Die
Naturschilderungen beruhen auf feiner Empfindung, die
Beschreibungen des Volkslebens auf scharfer Beobach-
tung, und gute Textillustrationen kommen überall den
Ausführungen zu Hülfe. — Die so glanzvolle Kunst-
geschichte Spaniens wird mit grofser Vorliebe behandelt,
und der Umstand, dafs Professor Graus in Graz (dessen
„Rundreise in Spanien" hier in Bd. V, Sp. 295 als ein
vorzüglicher Führer für die Kunstdenkmäler Spaniens
empfohlen werden durfte) die Bearbeitung dieses Theiles
übernommen hat, verleiht dem Buche einen ganz be-
sonderen Werth. Die phantastischen maurischen Bauten,
die grofsartigen gothischen Kirchen, die majestätischen
Renaissance-Bauwerke erfahren eine eingehende Würdi-
gung, an der auch die andern Kunstzweige theilnehmen,
dein Verständnisse durch tadellose, zum Theil von Graus
selbst aufgenommene Abbildungen um so nähergebracht.
So vereinigt sich Alles, um dem neuen Prachtwerke eine
sympathische Aufnahme zu sichern. G.

Die St. Cyriakuskirche zu Duderstadt. Fest-
schrift zur V. Säkularfeier der Grundsteinlegung von
Dr. R. Engelhard. Mit 8 Lichtdrucken und 3 Text-
illustrationen. Hildesheim 1894, Verlag von A. Lax.
Seinen mehrjährigen Aufenthalt im Eichsfelde (als
Gymnasial-Oberlehrer in Duderstadt) hat der Verfasser
zu kunstgeschichtlichen Forschungen so erfolgreich wie
eifrig benutzt, und zu den frühem Veröffentlichungen
tritt die neueste als besonders beachtenswerthe Arbeit
hinzu. Sie gibt sich auch durch ihre in jeder Hin-
sicht elegante Ausstattung als Festschrift zu erkennen,
und zieht in die Beschreibung der Kirche von Duder-
stadt, die als grofse dreischiffige Hallenkirche aus
dem Schlüsse des XIV. Jahrh. mit ihren mancherlei
allen Einrichtungsgegenständen schon in hervorragen-
dem Maafse Beachtung verdient, noch aus näheren und
entfernteren Kreisen so mancherlei Untersuchungen und
Mittheilungen hinein, dafs sie als eine sehr wesentliche
Bereicherung des Kunstdenkmälerschatzes im Eichs-
felde dankbar zu begrüfsen ist. — Nach einem kurzen
Ueberblirk über die Entwickelung der Gothik im süd-
lichen Theile Niedersachsens behandelt der Verfasser
die Cyriakuskirche in Bezug auf ihre Geschichte, um
dann zunächst ihr imposantes Aeufseres zu beschreiben,
namentlich das merkwürdige Westportal, sodann das
Innere, in erster Linie den spätgolhischen Flügel-
altar, dessen neuere Restauration schon die Abbildung
leicht erkennen läfst. Dafs er im Eichsfelde nicht ver-
einzelt dasteht, beweist das volle Dutzend gothischer
Flügelaltäre, welches der Verfasser in diesem Bereiche
aufzählt und beschreibt. Auch an mittelalterlichem
Melallgeräth fehlt es in Duderstadt nicht, und von
dem bis nahe an die Ursprungszeit der Kirche heran-
reichenden Reliquienkreuze scheint auch die Einfassung
ursprünglich zu sein, der Fufs nicht neu, sondern aus
der Barockzeit. Was der Verfasser dann noch in systema-
tischer Zusammenstellung über die zahlreichen Glocken
des Eichsfeldes, sowie über dessen mittelalterliche
Künstler und Werkmeister mittheilt, sind sehr dankens-
werthe Beigaben. p.
 
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