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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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'285

1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. ö.

286

die dazu erforderliche Fähigkeit besitze, die nur durch
ganz spezielles Studium zu erreichen und bei den
Figurislen leider eine sehr grofse Ausnahme ist, zumal
bei den nur akademisch geschulten. — Die als „Rosa
mystica" bezeichnete knieende hl. Jungfrau von Wadere
ist eine edel aufgefafste und durchgeführte Figur, ein
kunstvolles Erbauungsbild für ein vornehmes Haus; für
die Kirche aber doch wohl zu weich. — Das be-
kannte Bild der Muttergottes mit dem Kinde und dem
hl. Joseph, welches Defregger für den Altar seines
Heimathsortes gemalt hat, berührt sympathisch, so oft
man ihm begegnet. — Das auf Leinwand gemalte und
auf die Mauer geklebte Bild von Feuerstein, welches
wunderbare Krankenheilungen des hl. Pantaleon dar-
stellt, bewährt den Künstler als einen auch grofsen
monumentalen Aufgaben gewachsenen Meister. — In
der Geschicklichkeit der Komposition wird es fast noch
Ubertroffen von dem ChorbogengemäldeFugel's, welches
die Bewohner des himmlischen Jerusalem in sehr
figurenreicher Uebereinanderordnung zur Anschauung
bringt. Inwieweit das in der Gruppirung und im Aus-
druck gleich gelungene Wandgemälde zum Stil der
Kirche pafst, geht aus der Beschreibung nicht hervor. —
Möge es der „Deutschen Gesellschaft für christliche
Kunst" immer mehr gelingen, den christlichen Künstlern
lohnende Aufgaben zu bieten und nach Kräften dafür
zu sorgen, dafs diese stets gelöst werden in einer
der jedesmaligen Bestimmung durch Auffassung, Stil-
richtung und Technik entsprechenden Weise! R.

Geschichte der christlichen Malerei. Von
Dr. Erich Frantz, Professor an der Universität
Breslau. II. Theil. Freiburg 1894, Herder'sche
Verlagshandlung.
Durch das endliche Erscheinen der XVI. Lieferung,
welche den Text abschliefsl, und der XVII. Lieferung,
welche für den ganzen IL Theil die Bilder nachliefert,
hat das Werk seinen vollständigen Abschlufs gefunden
und kostet mit Einschlufs der Bilder ungebunden
80 Mark, in drei Bände gebunden 38 bezw. 39 Mark.—
Der IL Theil zerfällt in sieben Bücher, von denen das
I. „Die neue christliche Malerei in Italien" behandelt:
Giotto, seine Schüler und Nachfolger, die Schule von
Siena u. s. w.; das II. Buch „Die erste Epoche der
Gothik" in Frankreich, den Niederlanden, England,
Deutschland; das III. Buch „Die Frührenaissance
in Italien": Florenz, Toskanien und Umbrien, Ober-
italien; das IV. Buch „Die niederländische Malerei des
XV. Jahrh."; das V. Buch „Die Malerei des Quattro-
cento in p'rankreich, Spanien, Portugal"; das VI. Buch
„Die deutschen Malerschulen des XV. Jahrh."; das
VII. Buch „Die Hochrenaissance in Italien, Deutsch-
land, den Niederlanden". „Zusätze und Berichtigungen",
„Namen und Sachregister" schliefsen das als Nach-
schlagebuch wie als belehrende und unterhaltende
Lektüre gleich zu empfehlende Werk. Nicht nur nach
der mehr äufseren kritischen Seite wird es den ein-
zelnen Meistern und Schulen gerecht, deren fein ab-
gewogene Charakterisirung einen seiner Hauptvorzüge
bildet, sondern auch in das Innere versteht es ein-
zudringen, die Intentionen der Meister zu erfassen,
und an ihren hervorragendsten Schöpfungen nachzu-
weisen und zu schildern. Hierbei entwickelt der Ver-

fasser einen scharfen Beobachlungssinn und eine tiefe
Auffassung, der man überall die Eigenart der Em-
pfindung anmerkt. Historische, ikonographische, sti-
listische, technische Gesichtspunkte zieht er überall in
seine Untersuchungen, deren Reiz dadurch für den
Leser wesentlich erhöht wird. Nicht so sehr um eine
erschöpfende Behandlung der einzelnen Schulen war
es ihm zu thun, als um eine genaue Kennzeichnung
ihrer Merkmale und der Eigenthümlichkeiten, die sie
verbinden. Einige durch die neuesten Forschungen
festgestellten, oder wahrscheinlich gemachten Be-
ziehungen mögen ihm entgangen sein, wie er auch
mehrfache in dieser Zeitschrift von Beissel und Heimann
für die romanische, von Firmenich-Richartz, Justi,
Scheibler, Stiafsny, Thode für die gothische Periode
gebotenen Hinweise unbeachtet gelassen hat. Die
Bilder sind gut ausgewählt und gut ausgeführt, daher
sehr geeignet, das Studium des Buches zu erleichtern,
welches vor allen anderen Werken über die Geschichte
der christlichen Malerei den Vorzug einer sehr an-
regenden und angenehmen Lektüre besitzt. o".

Kirchenschmuck. Neue Folge. Sammlung von
Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- und Metall-
arbeiten und Glasmalereien. Herausgegeben von
Georg D eng ler, Domvikar in Regensburg. IV. Bd.
4. und 5. Heft (a 4 Mk.). Regensburg, Verlag von
J. Habbel.
Seltene Erscheinungen sind diese Hefte, aber trotz-
dem in weiteren Kreisen stets sehr willkommen. Sie
kommen nämlich dem praktischen Bedürfnisse mit
Musterblättern entgegen, die durchweg zuverlässig und
gut, dazu unmittelbar verwendbar sind. Kurze Er-
läuterungen unterstützen und erleichtern diese Verwend-
barkeit, lassen aber in Bezug auf die Ausführung zu-
meist noch einen weiten, immer einen hinreichenden
Spielraum, so dafs die Gefahr, es möchte durch die
häufige Wiederholung desselben Muslers eine gewisse
Monotonie, gar eine Art von Schablonenthum herbei-
geführt werden, ausgeschlossen ist. Denn wie viel
Mannigfaltigkeit bewirkt selbst bei der Identität der
Zeichnung die Verschiedenheit der Techniken, der
Farben u. s. w.! — Tafel 135 und 130 bieten zwei
einfache und strenge Renaissancealtäre, Tafel 137 einen
gothischen Taufslein, dessen Holzdeckel in Form
einer Pyramide (obwohl von dem Dombaumeister
Fr. von Schmidt entworfen) die allen Vorbilder (deren
wir demnächst einige hier zu veröffentlichen gedenken)
an Schönheit so wenig erreicht, als der gothische
Chorsluhl auf Tafel 138 seine zahlreichen Vorgänger.
Die Entwürfe der Beuroner Kunstschule zu Stickereien
für Chorkappe und Mefsgewand (Tafel 139 und 140)
wirken etwas befremdlich wegen ihrer altchristlichen
Reminiscenzen, und das rein ornamental gehaltene
romanische Kaselkreuz auf Tafel 141 theilt mit den
meisten modernen Vorschlägen auf diesem Gebiete
eine gewisse Nüchternheit. — Der spätgolhische Flügel-
allar (Tafel 142) hat den einen, durch Anfügung von
Flügeln leicht zu beseitigenden Mangel, dafs die Pre-
della dem Klappaufsatz gegenüber zu hoch erscheint.
Die romanische Frontalbekleidung (Tafel 143) für einen
Altartisch ist sehr brauchbar und gewifs mancher
Stickerin recht willkommen. Das Kaselkreuz (Tafel 144)


 
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