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Zeitschrift für christliche Kunst — 7.1894

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1894. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

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bietet mit den breiten Linnenborden (Tafel 145 und 148)
eine Anzahl sehr dankbarer Stickmotive und die go-
thische Riesenmonstranz (Tafel 14G und 147) mit den
von dem sonst so strengen Stile etwas abweichenden
Ranken verdankt ihre Handlichkeit nur der sie ganz
beherrschenden, mehr auf bayerische Fertigkeit be-
rechneten Treibtechnik. — Eine sehr dankenswerthe
„Zusammenstellung der kirchlichen Vorschriften über
Paramenle" schliefst sich den Erklärungen der Tafeln
an und soll in den folgenden Heften auch auf die
liturgischen Gefäfse ausgedehnt werden. Mögen sie
bald folgen! Schnütgen.

Oestrich und seine Pfarrkirche. Ein Beitrag
zur Geschichte des Rheingau's von Dr. H. Rody,
Pfarrer. Oestrich 1894. Druck und Verlag von Julius
Etienne Ww.
Dem jede Gelegenheit, dem Volke auch litterarisch
sich nützlich zu erweisen, willig ergreifenden Verfasser
war die Vollendung der mit vielen Mühsalen verbun-
denen Restauration seiner interessanten spätgothischen
Pfarrkirche eine willkommene Veranlassung, seine Pfarr-
kinder und weitere Kreise mit der Geschichte der
Kirche und deren Herstellung bekannt zu machen.
Bevor er aber an diese Aufgabe herantritt, beleuchtet
er in der 80 Seiten umfassenden I. Abiheilung die
Geschichte des Rheingau's überhaupt, namentlich mit
Bezug auf die Einführung des Christenlhums, die
Thätigkeit der Mönche und Bischöfe; auch in Betreff
weltlicher Angelegenheiten: wie Weinbau, Markgemein-
schaft u. s. w. — In der II. Abtheilung wird über den
Ursprung und die Geschichte der Kirche eine kurze
Untersuchung angestellt, eingehender die Vorgeschichte
und Ausführung der Restaurationsarbeiten behandelt,
welche Baumeister Becker in Mainz vortrefflich besorgt
hat. In seinen klaren und anschaulichen Bericht, der
zuletzt eine Beschreibung des Innern bringt, weifs der
gewandte Publizist eine Fülle von recht praktischen
Bemerkungen einfliefsen zu lassen, die sich auf Bauen
und Restauriren, Einrichtung und Ausstattung von
Kirchen, sowie auf andere wichtige Dinge beziehen.
Möge der vorsichtige, verständige und gelungene Weg,
den der Verfasser gegangen ist, Manchem ein Vor-
bild sein! R.

„Alte und Neue Welt." Diese neben dem
„Deutschen Hausschatz" vornehmlich der Unterhaltung
gewidmete illuslrirte katholische Zeitschrift hat mit
dem 29. Jahrgang, den sie soeben begonnen hat, ein
gröfseres Format angenommen, welches namentlich den
Abbildungen zu Gute kommt. Da diese auch in tech-
nischer Beziehung noch vervollkommnet werden und
auch die christliche Kunst noch mehr Berücksichtigung
als bisher finden soll, so darf das alte Familienblatt
in der neuen Ausrüstung auch an dieser Stelle um so
wärmer empfohlen werden. A>

Der Kunstverlag von B. Kühlen in M.-Glad-
bach versendet für Weihnachten wiederum mehrere
gut ausgeführte Farbe ndruckbilder, nämlich
(Nr. 241) eine kleine Darstellung des vor dem Jesukinde
knieenden hl. Hieronymus, welche ein sinniges Ge-

dicht in Form eines Zwiegespräches erläutert, sodann
(lNt. 312) das bekannte Beuroner Weihnachts-
bild in gröfserem, daher als Zimmerzierde zu ver-
wendendem Formate, endlich (Nr.310) die „Himmels,
k ö n ig i n" nach einem Gemälde des altkölnischen Meisters
Wilhelm (?), das bekannte, überaus liebliche, bereits vor
25 Jahren von Kellerhoven in Köln reproduzirte Bild,
dessen kunstvolle Ausführung in den Kühlen'schen Ver-
lag übergegangen und jetzt für den äufserst mäfsigen
Preisvon 3 bezw. 4 Mark zu haben ist. Kein modernes
Bild kommt dieser Darstellung der unter einem go-
thischen Baldachin thronenden, von 12 Heiligen um-
gebenen Gottesmutter an Anmuth gleich, und ohne
Papierrand von einem gut profilirten und polychromirten
gothischen Rähmchen eingefafst, übertrifft sie an künst-
lerischer Wirkung so ziemlich Alles, was sonst als
frommer Schmuck für die Wand eines christlichen
Hauses sich eignet. — Unter dem Titel 'Aus dem Leben
Unserer Lieben Frau' werden noch vor Weihnachten
zum Preise von 18 Mark siebzehn Kunstblätter (Photo-
typien) nach den Originalkartons der Malerschule von
Beuron zu den Wandgemälden der Klosterkirche zu
Emaus-Prag erscheinen, die von ebenso vielen Sonetten
des P. Esser und von einem Vorworte des P. Kreilen
begleitet, Seiner Eminenz dem Kardinal Philippus
Krementz gewidmet sind. Die Originale zählen zu
den besten Leistungen der eigenartigen, in den letzten
Jahren viel besprochenen Beuroner Schule und sind
vielleicht mehr als alle anderen Werke derselben
geeignet, in deren Geist einzuführen. Mit diesem Geist
beschäftigt sich eingehend das Vorwort, welches für
die Beuroner Gemälde Feierlichkeit und Ruhe, Ab-
gemessenheit und Strenge, den Sieg der Seele über
den Körper, einen wesentlich erbaulichen Charakter in
Anspruch nimmt und sie als durchaus priesterliche,
daher liturgische Schöpfungen feiert. Ob die durch
diese vier Eigenschaften als Schmuck der Kirchenwände
eines mehr beschaulichen Ordens besonders empfoh-
lenen und gewifs auch passenden Gemälde sich ebenso
sehr für die Erbauung des Volkes empfehlen, welches
auch, zumal bei Darstellungen aus dem Marienleben,
für das Gemüth besondere Befriedigung verlangt, ist
eine andere Frage. H.

Der Kunstverlag von Julian Schmidt in
Florenz bringt die Serie der Fiesole'schen Engel zum
Abschlufs, von denen er bereits zehn in sehr farben-
prächtigen Holzschnitten durch Knöfler in Wien hatte
reproduziren lassen. Die beiden letzten, welche die
Zwölfzahl der die Gottesmutter umgebenden Himmels-
boten vollenden, stellen den (roth gekleideten) betenden
Engel mit der Unterschrift: „Alleluja" dar und den
(rosa gekleideten) Cymbel-Engel mit der Unterschrift:
„Tu rex gloriae". Sie werden als Abschlufs der herr-
lichen Gruppe erst recht willkommen sein. H.

Notiz. Mit dem hier (Bd. VI Sp. 314) erwähnten
Bischofsstabe des Kardinals Albrecht von Branden,
bürg werde ich hier demnächst ein im »Halle'schen
Domschalzc abgebildetes spätgothisches Reliquien-
kreuz mittheilen, dessen Original sich ebenfalls im
Nationalmuseum zu Stockholm befindet. D. H.
 
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