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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Beissel, Stephan: Rosenkranzbilder aus der Zeit um 1500
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0037

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37

1900.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

88

ben die »Mecklenburger Jahrbücher« (40, 206)
als zu Lutteran befindlich.

Bei der dritten Art, den Rosenkranz zu beten,
der heute gebräuchlichen, erinnert man sich bei
jedem der 15 Zehner an ein Geheimnifs des
Lebens Christi und seiner Mutter. Der Domini-
kaner Lanckheim empfahl 1495 neben jener
zweiten Art, bei den 50 weifsen Rosen zu be-
trachten die Verkündigung, die Heimsuchung,
die Geburt Christi, seine Beschneidung und
dessen Wiederfinden im Tempel, bei den 50
rothen die 5 Blutvergiefsungen des Erlösers
im Garten, bei der
Geifselung, Dornen-
krönung,Kreuztragung
und Kreuzigung, bei
den 50 goldenen die
Auferstehungund Him-
melfahrt Christi, die
Sendung des Heiligen
Geistes, Marias Auf-
nahme in den Himmel
und das jüngste Ge-
richt.8) In dem nach
Mone »Die bildenden
Künste am Bruhraine«
S. 59 um 1480 entstan-
denen Rosenkranzbilde

des Heidelberger
Schlofsmuseums befin-
den sich 3 • 50 klei-
nere Rosen und 3 ■ 5
gröfsere Rosen. In die
5 silbernen Rosen des
freudenreichen Rosen-
kranzes malte der
Künstler die Bild-
chen der Verkündigung, der Heimsuchung,
des Wiederfindens im Tempel, der Auf-
erstehung und der Sendung des Heiligen
Geistes, in die 5 blutrothen des schmerzhaften
Rosenkranzes jene Blutvergiefsungen. Eigen-
artig ist der in St. Lorenz zu Nürnberg im
Schiff hängende Rosenkranz, den Veit Stofs
schnitzte. Zwischen den 5 - 10 Rosen sieht
man in 5 Medaillons die Geburt Christi, die
Anbetung der Könige, Auferstehung, Himmel-
fahrt und Sendung des Heiligen Geistes. Die
Verkündigung ist in der Mitte des Kranzes in
grofsen Figuren gegeben. Dazu kommen in

3) Vgl. das oben genannte Bild des Katharinen-
k,losters zu Lübeck mit seinen drei Kränzen.

Abb. 2. Rosenkranztafel

Ansätzen oben neben dem Brustbilde des himm-
lischen Vaters in 2 Medaillons der Tod und
die Aufnahme Marias. Unten am Rosenkranze
ist die Schlange geschnitzt, welche einen Apfel
im Maule trägt, also an jene Ereignisse der
Urgeschichte erinnert, die auf der Nürnberger
Rosenkranztafel unten angebracht sind. Um den
Rosenkranz mit den 50 kleinern Rosen ist ein
anderer gehängt mit 6 - 10 länglichen und 6
runden Körnern. (Eine Abbildung bei Lübke
»Geschichte der deutschen Kunst«. Stuttgart,
Ebner, 1890, S. 491.)

In einem .'seltenen,
wohl kurz vor 1500 ge-
druckten Holzschnitte
des Berliner Kunstka-
binetes (bei Schreiber
n. 1127) finden wir
bereits die heute ge-
bräuchlichen 15 Ge-
heimnisse, also statt der
von Lanckheim er-
wähnten Beschneidung
die Opferung Christi
im Tempel, statt des
jüngsten Gerichtes die
Krönung Marias im
Himmel. Leider fehlt
das Mittelstück des
Blattes. Es enthielt
wahrscheinlich dasje-
nige, was wir in der
Nürnberger Rosen-
kranztafel erblicken,
also im Wesentlichen
dasselbe, was auch der
durch Haupt in dieser
Zeitschrift XII (1899) Tafel II veröffentlichte
Flügelaltar von VVitting im Innern des Kranzes
bietet. Dieser Schrein zeigt, dafs auch der Nürn-
berger Tafel das Bild des Gekreuzigten verloren
ging. Zur Erklärung der in beiden genannten
Werken zu Witting und Nürnberg dargestellten
Heiligen bietet ein grofses Gemälde der Schwa-
bacher Kirche eine authentische Erklärung, was
der Verfasser bereits 1896 in seiner »Verehrung
U. L. Frau in Deutschland während des Mittel-
alters« (Freiburg i. Br., Herder) S. 119 f. dar-
gelegt hat. Wie in Witting tragen auf dem
Schwabacher Bilde die fünf grofsen Rosen statt
der „fünf Wunden" grofse Kreuze. In der
obersten Reihe finden wir stets Gott den Vater

ster St. Johann zu Schleswig.
 
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