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Zeitschrift für christliche Kunst — 13.1900

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Braun, Joseph: Die Albe des hl. Franziskus zu Assisi
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https://doi.org/10.11588/diglit.3912#0080

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105

1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

106

Die Albe des hl. Franziskus zu Assisi.

(Mit 3 Abbildungen.)

ls ich im vorigen Jahrgang dieser
Zeitschrift den Paramentenschatz von
Castel S. Elia einer Besprechung
unterzog, erwähnte ich als Gegen-
stück der dortigen Alben die Albe des hl. Fran-
ziskus, welche in S. Chiara zu Assisi aufbewahrt
wird. Bei meiner Anwesenheit in Assisi war
es mir leider nicht vergönnt gewesen, das Ge-
wand zu besichtigen. Als aber später das Reli-
quiar, worin es sich befindet, zum ersten Male
wieder nach etwa 200 Jahren geöffnet wurde,
hatte der liebenswürdige Prior der Kathedrale
von Assisi, Mons. Tini, die Freundlichkeit, mir
aufser näheren Angaben über die Beschaffenheit
und die GröfsenVerhältnisse der Albe drei
Momentaufnahmen derselben zu senden. Freilich
waren selbige im Einzelnen äufserst mangelhaft,
doch wurden sie zum Theil durch eine Skizze
des Gewandes ergänzt, welche mir auf meine
Bitte um weitere Auskunft Mons. Tini voll Ent-
gegenkommen zuschickte. Andere, namentlich
die Technik der Stickereien, womit die Albe
verziert ist, betreffende Mittheilungen erhielt ich
durch die Güte der Oberin der deutschen
Schwestern von S. Croce zu Assisi.

Als ich in dem genannten Aufsatz der Albe
des hl Franziskus einige Worte widmete, war
ich noch nicht in der Lage, eine Abbildung
derselben zu geben. Seitdem ist es mir aber
gelungen, aus der mir von Mons. Tini ge-
sandten Momentaufnahme eine zu einer Repro-
duktion geeignete Photographie des Gewandes
herzustellen. (Abb. 1.) Nur konnte ich die
Stickereien, womit der Saum der Aermel ver-
ziert ist, nicht wiedergeben, weil sie auf meiner
Vorlage allzu undeutlich waren. Das gleiche
gilt von dem Muster, mit dem der dreieckige
Einsatz oberhalb der seitlichen Giren geschmückt
ist. Die Stickerei ist an diesen Stellen der Albe
unterlegt, so dafs die Musterung sich hier nicht
so geltend machen konnte, wie bei den übri-
gen Besätzen. Ich hätte freilich auf Grund der
Anhaltspunkte, welche die Aufnahmen wie auch
die sonstigen Stickereien der Albe boten, eine
Rekonstruktion der fraglichen Zierstücke vorneh-
men können, doch schien es mir zweckmäfsiger,
davon abzusehen, da sie doch nicht in genauer
Weise hätten wiedergegeben werden können.

Die Albe des hl. Franziskus ist eine der
hervorragendsten und wichtigsten Alben, die
uns das Mittelalter hinterlassen hat. Ich komme
daher unter Anfügung einer Abbildung noch
einmal darauf zurück, indem ich meine früheren
Angaben über dieselbe ergänze. Ich thue das
aber nicht blofs, weil ich dem Gewände, das
nun wieder in seinem Schrein ruht, die ihm
gebührende Beachtung verschaffen und einen
weitern Beitrag zur Kenntnifs der mittelalter-
lichen Alben liefern möchte, sondern ganz be-
sonders auch, um die Albe des hl. Franziskus
zum Ausgangspunkt praktischer Vorschläge für
die Anfertigung neuer Alben zu machen. Es
ist gewifs interessant, in den Schacht der Ver-
gangenheit hinabzusteigen und deren verborgene
Schätze auszugraben, zu erfahren, wie es in
früheren Tagen war, und wie sich die Dinge
allmählich gestalteten, aber das Studium des
Einst bleibt doch im Grunde genommen ein
ödes Feld, wenn es sich für das Jetzt nicht
fruchtbar erweist, wenn wir nicht von den alten
Zeiten lernen und bei ihnen, wo sie Vorbilder
bieten, unsere Muster holen.

11 camice lavorato da S. Chiara per S.
Francesco e fatta con uno telo di lino finissimo,
filato a mano di tessuto rado, che chiamasi
bisso in uso par oggetti di lusso anche presso
gli antichi romani, schrieb mir durch Ver-
mittlung der deutschen Schwestern eine in
weiblichen Handarbeiten erfahrene Dame von
Assisi. Die Albe besteht also aus einem sehr
feinen Leinengewebe. Die Höhe derselben
(1,94 m) und die untere Weite (5,40 m) wur-
den schon in dem Aufsatz über die Para-
mente von Castel S. Elia angegeben. Die
Länge der Aermel beträgt 0,63 m, ihr Umfang
am vorderen Saum 0,28 m. Da wo sie an
den Brusttheil des Gewandes ansetzen, sind
sie 0,90 m weit.

Der Albenkörper besteht an der Vorder-
wie der Rückseite aus einer 1 m breiten Mittel-
bahn und zwei seitlichen, oben dicht gefältelten
Girenstücken, welche eine Höhe von 1,40 ///
und eine untere Breite von 0,85 m haben.

Der Besatz, besser Einsatz, der vorn wie
hinten in der Mitte den Saum verziert, die
Parura, wie er im Mittelalter hiefs, entspricht
 
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