109
1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.
110
XII. und XII. Jahrh. über die Alben ihrer Zeit
machen, doch pafst er auch noch zu den Vor-
schriften, welche der hl. Karl Borromäus für
die Anfertigung der Alben gab. Die Parura war,
wie aus den Worten Innocenz's III. sich ergibt,
schon im Beginn des XIII. Jahrh. in Italien
gebräuchlich, allein sie begegnet uns daselbst
auch noch beim Ausgang des Mittelalters. Bört-
chen, wie sie uns als Einfassung des Besatzes
am Saum der Albe begegnen, sind im XII.
weisen scheint, besonders das Thiermuster des
vertikalen Besatzes der Vorderseite, für das sich
schwerlich ein Gegenstück im XIII. Jahrh., wohl
aber im ausgehenden Mittelalter findet.4)
Andere Schwierigkeiten liegen in den Gröfsen-
verhältnissen und der kostbaren Ausstattung der
Albe. Dieselbe scheint weder recht zu der
Statur des Heiligen zu passen, der eher klein als
mittelgrofs war, noch mit seiner und der hl. Clara
strengsten Armuth völlig in Einklang zu stehen.
Abb. 1. Albe aus S. Chiara zu Assisi (mit ausgebreiteten Giren).
und XIII. Jahrh. keineswegs selten, für das
XIII. sogar charakteristisch, sie kommen aber
auch noch später zur Verwendung. Geome-
trische Muster, wie sie bei unserer Albe auf-
treten, kennt das XII. und XIII.,3) aber auch
das XIV. und XV. Jahrh.
Wenn etwas gegen die Zuverlässigkeit der
Tradition Bedenken erregen könnte, so ist das
ausser der Technik der Stickereien, die eher
auf das XIV. als auf das XIII. Jahrh. hinzu-
3) Ich weise beispielsweise auf eine der Kasein von
St. Blasien zu St. Paul, die Kasel von Göfs und die
Stola des hl. Edmund von Canterbury zu Pontigny
hin.
Es wäre wünschenswerth, dafs zu Assisi aus
Inventaren oder sonstigen Dokumenten festge-
stellt würde, wie weit sich die Ueberlieferung
mit schriftlichen Zeugnissen belegen läfst.
Wie es sich übrigens immer mit der Richtig-
keit der Tradition verhalten mag, die hervor-
ragende Bedeutung, welche das Gewand als
*) Man vergleiche z.B. Bock »Geschichte der litur-
gischen Gewänder» Bd. III Tfl. II und V nebst dem
dazu gehörigen Text (S. 30 und 27). Die hier abge-
bildeten und besprochenen Stickereien sind denjenigen
der Albe des hl. Franziskus sehr nahe verwandt.
Bock weist sie dem Anfang bezw. dem Verlauf des
XIV. Jahrh. zu.
1900. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.
110
XII. und XII. Jahrh. über die Alben ihrer Zeit
machen, doch pafst er auch noch zu den Vor-
schriften, welche der hl. Karl Borromäus für
die Anfertigung der Alben gab. Die Parura war,
wie aus den Worten Innocenz's III. sich ergibt,
schon im Beginn des XIII. Jahrh. in Italien
gebräuchlich, allein sie begegnet uns daselbst
auch noch beim Ausgang des Mittelalters. Bört-
chen, wie sie uns als Einfassung des Besatzes
am Saum der Albe begegnen, sind im XII.
weisen scheint, besonders das Thiermuster des
vertikalen Besatzes der Vorderseite, für das sich
schwerlich ein Gegenstück im XIII. Jahrh., wohl
aber im ausgehenden Mittelalter findet.4)
Andere Schwierigkeiten liegen in den Gröfsen-
verhältnissen und der kostbaren Ausstattung der
Albe. Dieselbe scheint weder recht zu der
Statur des Heiligen zu passen, der eher klein als
mittelgrofs war, noch mit seiner und der hl. Clara
strengsten Armuth völlig in Einklang zu stehen.
Abb. 1. Albe aus S. Chiara zu Assisi (mit ausgebreiteten Giren).
und XIII. Jahrh. keineswegs selten, für das
XIII. sogar charakteristisch, sie kommen aber
auch noch später zur Verwendung. Geome-
trische Muster, wie sie bei unserer Albe auf-
treten, kennt das XII. und XIII.,3) aber auch
das XIV. und XV. Jahrh.
Wenn etwas gegen die Zuverlässigkeit der
Tradition Bedenken erregen könnte, so ist das
ausser der Technik der Stickereien, die eher
auf das XIV. als auf das XIII. Jahrh. hinzu-
3) Ich weise beispielsweise auf eine der Kasein von
St. Blasien zu St. Paul, die Kasel von Göfs und die
Stola des hl. Edmund von Canterbury zu Pontigny
hin.
Es wäre wünschenswerth, dafs zu Assisi aus
Inventaren oder sonstigen Dokumenten festge-
stellt würde, wie weit sich die Ueberlieferung
mit schriftlichen Zeugnissen belegen läfst.
Wie es sich übrigens immer mit der Richtig-
keit der Tradition verhalten mag, die hervor-
ragende Bedeutung, welche das Gewand als
*) Man vergleiche z.B. Bock »Geschichte der litur-
gischen Gewänder» Bd. III Tfl. II und V nebst dem
dazu gehörigen Text (S. 30 und 27). Die hier abge-
bildeten und besprochenen Stickereien sind denjenigen
der Albe des hl. Franziskus sehr nahe verwandt.
Bock weist sie dem Anfang bezw. dem Verlauf des
XIV. Jahrh. zu.