Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

DOI Artikel:
Vogts, Hans: Neue Mitteilungen zur Bau- und Kunstgeschichte des Karthäuserklosters in Köln
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0011

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 1____________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.________________1

NEUE MITTEILUNGEN ZUR BAU-

UND KUNSTGESCHICHTE DES
KARTHÄUSERKLOSTERS IN KÖLN.

Mit Außenansicht und Einzelheiten.

Mehrfach ist in der Literatur, namentlich auch in dieser Zeitschrift1, auf eine
Perle gotischer Baukunst in Köln, auf das Karthäuserkloster verwiesen wor-
den, das der Kölner Gelehrte Georg Braun um 1600 mit Recht „omnium
monasteriorum elegantissimum nitidissimum amphssimumque, vere anachoretarum
eremus ab omni populari et mercatorum turba separata" nennt2, noch heute eine
Häuserinsel eigensten Charakters, wenn auch infolge seiner jetzigen Benutzung
zum Militärlazarett vielfach entstellt und nicht in dem Zustand, der seinem Kunst-
wert entspricht. Ein Fund in der Trierer Stadtbibliothek, ein „Liber sepultorum"
der Kölner Karthause, ermöglicht eine Vervollständigung der kunstgeschichtlichen
Nachrichten, die Merlo auf Grund der Klosterchronik bekannt gegeben hat3.
Aus der neuen Quelle erfahren wir den Namen des Baumeisters des zweiten
noch erhaltenen Kirchenbaues des Klosters; am 8. Mai 1400 starb und wurde an
der linken Seite seines Hauses (d. h. wohl der Bauhütte) bei der Zelle Z begraben
„m agister Conradus lapicida, qui fecit ecclesiam
n o s t r a m". Um 1393 war auch seine Frau im Kloster bestattet worden, und
1416 fand in der Grabstätte ihres Vaters seine Tochter, die Gattin Gosscalci by
der Markportzen, ihre letzte Ruhe. Auf Konrad ist also der Bau der einschiffigen
siebenjochigen Kirche mit dreiseitigem Chorschluß, hohen Strebepfeilern und ein-
fachen Spitzbogenfenstern zurückzuführen, ein Bau von schönen, wahrhaft vom
Geist des gotischen Stils beseelten Raumverhältnissen, der seit 1365 im Werke
war, zum Ersatz des ersten, 1337/38 hergestellten älteren, wahrscheinlich kleinen
Kirchbaues diente und am 30. November 1393, also wenige Jahre vor Meister
Konrads Tod, geweiht wurde, unter dem von 1387 bis 1407 währenden Priorat
Hermanns von Deventer. Daß, wie Arntz annimmt, bei dem Neubau die ältere
Kirche mitbenutzt wurde, so daß wir es nur mit einer Vergrößerung zu tun hätten,
geht aus der Chronik nicht hervor und erscheint nach deren Ausdrucksweise
wenig wahrscheinlich. Die neue Kirche ist nach der Ordensregel von großer
Einfachheit; der bildliche Schmuck des Bauwerkes selbst ist auf einen schön gear-
beiteten Christuskopf am Schlußstein des Chorgewölbes beschränkt; dagegen
war die Ausstattung von Anfang an reich — wir erfahren aus der Chronik, daß
seit 1379 besondere Schenkungen für die Fenster gemacht und 1395 durch die
Stiftung eines Kölner Bürgers Johannes Grotenrode Fenster in der Kirche und
dem Kapitelhaus „cum insigniis", also mit Wappen oder vielleicht auch mit
Symbolen des Leidens Christi versehen werden; wir erfahren ferner von mehreren

1 Arntz, Die Karthause zu Köln in baugeschichtlicher Hinsicht, Zeitschr. f. christl.
Kunst 1894, I, S. 10 ff. (mit Grundriß und Angaben zahlreicher Einzelheiten).

2 Georg Braun, Rhapsodiae Colonienses, Histor. Archiv d. Stadt Köln, Slg. Alffter
44; eine Herausgabe ist von dem Verfasser des vorliegenden Aufsatzes beabsichtigt.

3 Merlo, Kunst und Kunsthandwerk im Karthäuserkloster zu Köln, Ann. d. histor.
Vereins f. d. Nrh. XLV (1886), S. 1—53.
 
Annotationen