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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Schnütgen, Alexander: Neues silbervergoldetes Ziborium mit Emailschmuck
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Patzak, Bernhard: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der mittelalterlichen Holz- und Steinplastik in Schlesien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0045

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34 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 3

Der flach ansteigende Deckel leitet durch ein kräftiges Kordelband zu dem
so originell, wie sinnreich gedachten Aufsatz über, der durch einen getriebenen
Spitzenfries die Bekrönungsprofile vorbereitet als den Träger der sitzenden Evan-
gelistensymbole, die gemeinsam auf dem Rücken die, im übrigen frei schwebende,
Weltkugel tragen in Form eines Lapislazuli, den kreisförmig die Metallbänder um-
fassen mit dem Kreuz auf der Spitze, das Ganze bekrönend in symbolischem
Sinne, wie in das Auge befriedigender Form.

So berühren und ergänzen sich Spitze und Fuß, letzterer durch die dessen
Schmiege schmückende Majuskehnschrift:

BELLO • ATROCISSIMO • ORBEM • TERRARVM • CQNCVTIENTE • PAROCHIA • NO-
VEDANA-VNA-CVM-TOTA- GERMANIA- CATHOLICA-SESE-SMO-CORDHESV
DEDICAVIT • ET • HOC • CIBORIVM • IN -SIGNUM- FOEDERIS FIERI-IVSSIT- DIE

X.-JANVARII-1915. Schnütgen.

BEITRÄGE ZUR ENTWICKLUNGS-
GESCHICHTE DER MITTELALTER-
LICHEN HOLZ- UND STEINPLASTIK

IN SCHLESIEN.

(Mit 6 Abbildungen.)

Kunsthistorische Studien von Professor Dr. Bernhard Patzak

(Breslau).

Zweifellos in einem viel zu weit gehenden Maße haben bisher gerade
deutsche Kunsthistoriker lange Jahre hindurch der Erforschung aus-
ländischer Kunst staunenswerten Fleiß gewidmet und hierbei in vielen
Fällen einen geradezu bewunderungswürdigen, von echtem Idealismus getragenen
Opfermut bewiesen. In diesen Tagen des großen Weltkrieges, die in mehr als
einer Beziehung das deutsche Volk zur inneren Einkehr und zur Abkehr von der
früheren einseitigen Bewunderung ausländischer Kultur und zur Vertiefung
nationalen Empfindens mahnen, dürfte es auch dem deutschen Kunstgelehrten
immer mehr zum Bewußtsein kommen, daß er die heilige Pflicht hat, in höherem
Grade als bisher den nationalen Aufgaben seiner Wissenschaft zu dienen.

So besitzen wir z. B. noch immer keine umfassende und erschöpfende Ent-
wicklungsgeschichte der deutschen Plastik. In den Denkmälennventaren der ein-
zelnen deutschen Provinzen ist in mehr oder weniger gründlicher und glücklicher
Sammelarbeit ein sehr umfangreiches, zum Teil bisher unbekanntes Material
deutscher Kunstdenkmäler gebucht und abgebildet worden. Einzelne Kunst-
gebiete wurden auch in Sonderstudien nach der historischen und stilkritischen
Seite hin bearbeitet. Was aber den meisten dieser in ihrer Art verdienstlichen
Vorarbeiten meines Erachtens abgeht, ist der entwicklungsgeschichtliche Stand-
punkt, die Erforschung der feinen, vielverzweigten Fäden und Beziehungen, aus
denen heraus die heimatliche Kultur erwachsen ist; endlich das Bestreben, daß
diese Erkenntnisse auf erzieherischem Wege aus den Denkmälerinventaren und
fachwissenschafthchen Abhandlungen ihren Weg in die Volksseele finden.
 
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