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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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46

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 3

ßÜCHERSCHAU.

Oswald Onghers. Sein Leben und
seine Werke. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der fränkischen Barockmalerei
von Eugen Kainz. Mit 25 Lichtdruck-
tafeln. (Studien zur Deutschen Kunstge-
schichte Heft 179.) — Heitz in Straßburg
1915. Preis 12— Mark.
Den lange vernachlässigten Werken der
Barockkunst wendet sich mit steigender Vor-
liebe die Forschung zu. Diese hat hier zwar
nicht den Vorzug vieler Vorarbeiten, aber
den des größeren Reichtums, wie an Denk-
mälern, so an archivahschen Quellen, beson-
ders an Namen, milhin viel weniger auf die
Kombination und das Stilgefühl beschränkt.
— Dem Verfasser des vorliegenden Künstler-
Lebens und -Schaffens fehlt übrigens, weder
das eine noch das andere, so daß er schon mit
dem ersten Wurfe das Abgerundete schafft,
das kaum noch der Ergänzung bedarf.

Von dem Würzburger Hof-
maler Onghers wird festgestellt, daß
er 1628 zu Mecheln geboren, von dem dortigen
Maler Jean le Saive, dem Jüngeren, unter-
richtet wurde, von dem er namentlich die
guten Eigentümlichkeiten des Gesichtsaus-
drucks, sowie der Kolorits übernommen hat,
auch eine gewisse Vorliebe für die mit der
religiösen Figurenmalerei sonst seltener ver-
bundene Landschaft. — Wann er nach Würz-
burg kam, ist nicht mehr genau festzustellen
(spätestens 1658), aber bezeugt, daß er hier
erst 1663 heiratete, 1706 starb, als hochange-
sehener, über die Maßen beschäftigter Künst-
ler. — Als solcher malte er vornehmlich
Kirchenbilder, zumeist größeren Formates:
bei zweihundert. Von ihnen zählt der Ver-
fasser nahezu ein Drittel als „verschollen" auf,
um ein weiteres starkes Drittel kurz, den
ungefähr ein Drittel umfassenden wertvolleren
Rest eingehend zu beschreiben, an diesen den
Werdegang des Meisters darzustellen, sie in
der Reihenfolge ihrer Entstehung sorgsamst
beschreibend und analysierend. Hieraus ergibt
sich, daß er für Zeichnung und Ausdruck
vornehmlich an Van Dyck sich anschloß, für
das Kolorit an le Saive, den er aber in mannig-
facher Hinsicht überholte, schon 1662 die
Höhe seines Schaffens erreichend, aber nur
für einige Jahre, so daß das letzte Drittel
seines Lebens keinerlei Fortschritte bezeich-
nete, weder hinsichtlich der Originalität, noch
auch der Farbenstimmung und Ausführung,
wohl infolge der Überproduktion. — Bis

in die Einzelheiten der Prüfung und Fest-
stellung fesselt die gründliche Monographie,
die fast nur Neues bietet auf Grund der
archivahschen Forschung wie der Autopsie,
in die der Leser durch die Auswahl guter Ab-
bildungen einigermaßen hineingezogen wird.

S.

Mittagsgespenster. Deutsche Stu-
dien und Wanderbilder von Leonard
K o r t h. Herausgeg. v. Dr. Karl H o e -
b e r. Köln 1915, J. P. Bachern. 278 S.
3,20 Mark.

Auf dieses Buch des verstorbenen be-
kannten Kölner Gelehrten möchte ich hier
besonders hinweisen, weil es auch dem Kunst-
historiker vieles bietet, um so mehr, als er
unter dem obigen Titel für sein Gebiet kaum
etwas erwartet. Unter den mannigfachen Auf-
sätzen finden sich vor allem zwei, die den
Ikonographen angehen. Der eine handelt von
der Verehrung der hl. Anna in Geschichte und
Kunst, wobei das Rheinland im Vordergrund
steht. Neu ist wohl der Hinweis auf die Hei-
lige als Patronin der Silberbergwerke, als die
sie uns im Erzgebirge wie im Schwarzwald
begegnet. Bei der interessanten Schilderung
über die St. Jakobsfahrten und St. Jakobs-
legenden, die vor allem die Legende von dem
Wunder des Apostels nach der Erzählung
des Kistener behandelt, ist der Nachweis
wertvoll, wie früh schon am Rhein die Ja-
kobusverehrung heimisch war und daß sie hier
stets am regsten blieb. Des weiteren sei genannt
die eingehende Schilderung von Tiefenbronn
und seinen Kunstschätzen. Für die Ge-
schichte der Kirche ist der Hinweis wichtig
auf die bislang anscheinend ganz unbeachtete
Inschrift an einem Fenster: „1463 meister
balthasar", die Korth auf den Erbauer des
Gotteshauses bezieht. Aber auch sonst wird
der Kunsthistoriker eine Menge wertvoller
Bemerkungen finden, steht die Kunst in diesem
Buche doch fast im Vordergrunde. Hier und
da möchte man beinahe bedauern, daß der
wissenschaftliche Apparat nicht beigefügt
wurde, zumal, wenn man weiß, mit welcher
Gründlichkeit Korth bei allen Arbeiten vor-
ging, er, der von sich sagen durfte, mehr als
10 000 unbekannte Urkunden ans Licht ge-
zogen und der Forschung zugänglich gemacht
zu haben.

Aber das Buch ist ja nicht für Fachleute
gedacht, sondern für weiteste Kreise der
Gebildeten. Inhalt und Darstellung machen
 
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