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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Hasak, Max: Kirche, Pfarrhaus und Schule zu Luckenwalde
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0129

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Nr. 8 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. |]_3

KIRCHE, PFARRHAUS UND SCHULE
ZU LUCKENWALDE <MARK>.

(Mit Tafel VII und 5 Abbildungen.)

Durch eifriges Sammeln hat Herr Pfarrer Hillebrand im Verlaufe von 6 Jahren
ein Grundstück gekauft, ein Pfarrhaus errichtet, dann die Kirche gebaut
und schließlich kurz vor dem Kriege ein Schulhaus angefangen, das aller-
dings nicht fertig geworden ist. Es konnte auf diese Weise eine Gesamtanlage
nach einheitlichem Entwürfe ausgeführt werden, welche, in Verblendziegeln her-
gestellt, sich gegenüber dem inzwischen entstandenen Gerichtsgebäude gut be-
hauptet, trotzdem die Mittel natürlich sehr beschränkt waren, und das Gegen-
über in Putz und Barockformen nach neuester Art errichtet ist.

Das Pfarrhaus umfaßt im ersten Stock die Pfarrwohnung, bestehend aus
5 Zimmern, Küche, Speisekammer, Abort und Bad, im Untergeschoß die Küster-
wohnung mit 2 Zimmern, Küche, Abort, und Kammer, darunter Kellerräume.
Neben der Küsterwohnung und diesen Kellerräumen ist ein Saal, mit der Höhe
beider zusammen, für Unterricht und Beratungen geschaffen, welcher vom
Garten durch einen Vorraum aus zugänglich ist. Im Dachgeschoß sind zwei
Räume für die Wirtschafterin und das Dienstmädchen untergebracht, zwei
Zimmer für eine Lehrerin, und schließlich später im Boden noch zwei Zimmer
für einen Lehrer hergerichtet worden. Ganz oben im Dach befindet sich der
Trockenspeicher. — Das Ganze hat, trotz dreier in Verblendziegeln hergestellter
Ansichten, nur 30000 Mark gekostet und dürfte somit in Anbetracht der zahl-
reichen Räume höchst billig sein, ohne irgendwie ärmlich auszusehen. Dabei
ist die Pfarrwohnung 3,40 m im Lichten hoch. Die Zimmer sehen recht stattlich
aus. Die Küsterwohnung ist selbst bei der in Luckenwalde erlaubten lichten
Höhe von 2,60 m noch sehr gemächlich. Die Wände sind ringsum durch Luft-
schichten gegen die Kälte gesichert. Der Mangel an Luftschichten, die natür-
lich nicht an die äußere Luft, sondern an die der Zimmer angeschlossen sein
müssen, macht so manches einzelstehende Haus unbewohnbar und wird gewiß
nach dem Kriege eine Unmasse der jetzt so begehrten Kleinwohnungen den
In wohnenden zur Qual und unbeheizbar machen. — Die Anordnung des Grund-
risses hat sich aus dem Bemühen ergeben, jeden Ankommenden von der Küche
aus sehen und abfertigen zu können. In der gleichen Absicht ist unten am Be-
ginn der Treppe die Küsterwohnung angegliedert.

Die Kirche ist als ein einheitlicher und übersichtlicher Raum mit einem
großen Kreuzgewölbe überspannt, dessen Ecken durch Nischen abgekantet sind,
in denen die Seitenaltäre und die Beichtstühle stehen. Der Dachstuhl ist un-
mittelbar auf die Gewölbegurten aufgesetzt. Dadurch sind weitgespannte, teure
Dachbinder vermieden und eine beträchtliche Verbilligung des Ganzen herbei-
geführt. Die gesamte Kirche, welche außen ringsum in Verblendziegeln her-
gestellt und innen ebenfalls mit Säulchen und Gurten in gebranntem Ton aus-
gestattet ist, hat nur 100 000 Mark gekostet, einschließlich des Mobiliars. Die
Anlage zweier Türme, welche besonders das spätere Mittelalter fast ausschließ-
lich und mit Recht bevorzugt hat, ermöglichte es, unten eine geräumige, helle
Vorhalle anzuordnen, welche für Hochzeiten und Taufen, wie auch gegen den Luft-
 
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