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Zeitschrift für christliche Kunst — 29.1916

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Ein verkannter mittelrheinischer Pietatorso
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Neuss, Wilhelm: Ikonographische Studien zu den Kölner Werken der altchristlichen Kunst, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4343#0085

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72

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 5

Zusätze und Überarbeitungen vornehmen, die als ebenso viele Fälschungen der
Kunstgeschichte zu bezeichnen sind. — Nicht nur Pnvatsammlungen, sondern auch
öffentliche Museen, die aus jenen schöpften, oder bei Versteigerungen durch
unzuverlässige Kataloge sich blenden ließen, sind im Besitze solcher „Kunstwerke",
solcher Altertümer, die als gefälschte Dokumente zu brandmarken sind. Je mehr
die Kunstgeschichte in der Kenntnis der Stilistik, der Technik, der Ikonographie
sich entfaltet, um so mehr werden diese Eindringlinge, diese Bastarde als solche
erkannt, und aus den Urkundensammlungen entfernt werden, in denen sie schon
bewährte Kenner getäuscht und zu unrichtigen Deutungen verführt haben.] D. H.

IKONOGRAPHISCHE STUDIEN

ZU DEN KÖLNER WERKEN DER ALT-
CHRISTLICHEN KUNST III.

3. Die Schale aus der Sammlung Disch.
(Mit 5 Abbildungen.)

Führte uns das Glas aus der Sammlung Herstatt1 mit der Müngersdorfer
Schale auf ein Rom gegenüber durchaus selbständiges und eigenartiges
Gebiet des Kölner altchristhchen Kunstschaffens, so stellen andere Funde
durch ihre Technik und ihre ikonographische Art eine unmittelbare Verbindung
mit Rom her. Sie gleichen römischen Gläsern teilweise so sehr, daß von dieser
Seite her nichts gegen einen Import aus Rom geltend gemacht werden könnte.
Dennoch halte ich es bei der ungemein hohen Blüte der Kölner Glasindustrie
eher für wahrscheinlich, daß in Köln nach denselben Mustern gearbeitet worden
ist, die auch den römischen Meistern vorlagen, als daß man große und kostbare
Gläser aus solcher Ferne nach Köln eingeführt hat.

Das schönste Glas dieser Gruppe ist eine, freilich nur sehr unvollständig
erhaltene flache Schale von ehedem etwa 26 cm Durchmesser, die zwischen der
Kirche St. Severin und dem Severinstore in einem Steinsarkophag gefunden

1 Zuerst besprochen und veröffentlicht von E.aus'mWeerth, Römische Glasgefäße aus der
Sammlung des Herrn Karl Disch zu Köln in den Bonner Jahrbüchern 36 (1864) S. 119 ff u.
(Farben-) Taf. III, 3u.3a—3e; dann von De Rossi im Bulletino di archeologia cnstiana 1868,
S.89—91 u.tav. V, Garrucci, Storia III, 1137u.tav. 170,1, Heuser in Kraus, Real-Enzyklo-
pädie I, 618 u. Fig. 223 und Kraus, Gesch. der christl. Kunst 1,482 u. Fig. 358, H. Vopel,
Die altchristlichen Goldgläser, Freiburg i. B. 1899, S. 2, 8, 60 f. 64, 67 ff., 70, 76, 106;
J. Klinkenberg, Das römische Köln, Düsseldorf 1906, S. 318 ff.; dort auch Zusam menstellung
der älteren Lit. Neue gute Abb. bei 0. M. Dal ton, Catalogue of early chnstian antiquities
of the British Museum, London 1901, S. 126f. u.pl.XXX. Ich trage nach: K. Kaufmann,
Handbuch der christlichen Archäologie 2, 1913, S. 620 mit Fig. 251 u. A. 1 u. S. 622 A. 3,
H. Leclercq, Manuel d'archeologie chretienne, Paris 1907, II,492u.Fig.328; A. Kisa, Diean-
tikenGläser der Frau Maria vom Rath, Bonn 1899, S.97; ders., Das Glas im Altertum, Leipzig
1908, II 1,880 ff. J. Poppelreuter, Die römischen Gräber Kölns, Bonner Jahrbücher 114/115
(1906) S. 373, O. Mitius, Jonas auf den Denkmälern des christlichen Altertums, Freiburg
1897, S. 63 u.95;0. Wulff, Altchristi, u. byz. Kunst, Berlin 1914—16, I, 69 u. Fig. 56. Eine
Abbildung des Fragments, das aus'm Weerth erhielt, findet sich Bonner Jahrbücher 63 (1878)
Tafel IV, 6. Es befindet sich heute im Provinzial-Museum zu Bonn unter Nr. A 139;
vgl. H Lehnert im Führer durch die antike Abteilung, Bonn 1915, S. 80.
 
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